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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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gibt Tage, wenn die US -Army größere Truppenkontingente durch den Frankfurter Flughafen schleust, da zieht man eben auch mal eine Handgranate aus dem Handgepäck. Während des dritten Golfkriegs zum Beispiel. Und nicht nur die gute alte Eierhandgranate, sondern auch Magazine, Messer, Pistolen. Und natürlich wird alles beschlagnahmt. Es gibt dann auch eine Anzeige für den jeweiligen Soldaten, aber darum kümmert sich später die US -Militärpolizei, die auch die gesammelten Waffen abholt. Es ist also nicht so richtig verboten, das haben die Jungs nur vergessen, und das kann man ihnen durchaus glauben.
    Im Irak, in Afghanistan, da sind nicht nur die US -Soldaten lieber ein bisschen zu stark bewaffnet als ein bisschen zu wenig, und keine Tasche ist zu klein, als dass man nicht noch zusätzliche Ausrüstung reinstecken könnte. Und wenn man dann in den Flieger steigt und vorher alles wieder auspackt, da kann man schon mal die eine oder andere Handgranate übersehen. Die wiegt nur ein paar Hundert Gramm, so viel wie drei Tafeln Schokolade. Wenn man gewohnt ist, den lieben langen Tag halbe bis ganze Zentner an Equipment mit sich herumzuschleppen, dann spürt man das gar nicht mehr. Da kann man froh sein, wenn die überhaupt noch merken, dass sie eine Flinte in der Hand haben. Und das geht wiederum nicht nur Soldaten so, dass sie irrtümlich Verbotenes mitschleppen. Einer anderen Gruppe geht das oft genauso: den Großwildjägern.
    Die gibt es tatsächlich auch heute noch, auch wenn sie nicht aussehen wie König Pumponell aus der Augsburger Puppenkiste. Das sind Leute, die versuchen, einmal im Leben die » Big Five« zu erlegen– je einen Elefanten, einen Löwen, einen Leoparden, ein Nashorn und– nein, nicht das Nilpferd, sondern den afrikanischen Büffel. Der Fehler der Großwildjäger ist auch nicht, dass sie das Gewehr dabeihaben– das transportieren sie meistens im Reisegepäck, und mit einem Waffenschein ist das jederzeit erlaubt. Aber im Handgepäck haben sie häufig ihr Zielfernrohr. Und wenn das Zielfernrohr zu gut ist, dann ist es weg.
    Ein Fernrohr mit Fadenkreuz und so, das geht jederzeit. Aber wenn ein Nachtsichtgerät drin ist, eine Messautomatik, die einem die Entfernung berechnet, ein Laserpointer– dieses niedliche rote Licht, das in Krimis munter über das Ziel wandert und meistens zwischen zwei Augen stehen bleibt–, solche Geräte sind sofort beschlagnahmt, und dann ist der Jammer groß, denn die Dinger sind schweineteuer. Aber daran erkennt man ziemlich gut, wie der Staat denkt. Es gibt ein weiteres Beispiel, bei dem man das sogar noch besser nachvollziehen kann. Beim Menschenerstechen.
    Menschenerstechen funktioniert ganz anders, als man es aus dem Fernsehen oder dem Kino kennt. Da schleicht immer Rambo oder sonst wer durch einen Dschungel, gerade in Kriegsfilmen, in der Hand hat er ein riesiges Messer, auf dem er notfalls ein ganzes Spanferkel der Länge nach aufspießen und grillen könnte, ohne dass der Griff auch nur lauwarm wird. Dann kriecht er von hinten an einen Feind heran, packt ihn am Hals und ersticht ihn. Der Feind sagt dann leise » Öch« oder » Urrg!«, und keiner kriegt’s mit. Aber so ist das in der Wirklichkeit nicht. Leute, denen man plan- und ziellos irgendwelche Messer irgendwohin sticht, können ziemlich viel schreien. Oder zappeln, was genauso unangenehm ist, gerade für Messerstecher: Überzeugte Messerstecher sind Leute, die es gerne eher unauffällig und ruhig haben. Die sind so was wie die Rentner unter den Killern. Also hat man für solche Leute das Stilett erfunden.
    Ein Stilett ist ein Messer, das so dünn und so lang ist wie eine Stricknadel, von diesem nadelartigen Messer hat auch der Stiletto-Absatz seinen Namen. Es hat einen schmalen Griff und eine winzige, schmale Parierstange, das ist die Querstange zwischen Griff und Klinge, und die ist gerade beim Stilett fast genauso wichtig wie der ganze Rest des Messers. Denn mit einem Stilett sticht man sehr hart und schnell zu, und ohne die stoppende Parierstange würde die Hand durch den Schwung ungebremst nach vorn auf die Klinge rutschen, und dann würde die Klinge ganz, ganz sanft durch die Finger hindurchgleiten wie durch cremig weiche Butter, und man müsste sie hinterher vom Boden aufsammeln.
    Die Finger, nicht die Klinge.
    Das Hantieren mit einem Stilett ist also nicht einfach, hat aber einen Vorteil: Wenn man es jemandem an der richtigen Stelle von hinten in die Nieren rammt, dann ist das ein so höllischer

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