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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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gebietet hier, darauf hinzuweisen, dass der Ärger zu einem kleinen Teil auch hausgemacht war. Für Janzinfeuerzeuge wie Zippos gilt eine besondere Regel: Sie gelten als Zufallsfunde. Was bedeutet: Man muss nicht nach ihnen suchen, also nicht so gezielt, wie man beispielsweise nach Pistolen sucht. Aber wenn man sie findet, muss man sie einsammeln. Warum das so ist, kann ich nicht sagen, schließlich ist etwas entweder gefährlich oder nicht. Und wenn die Luftsicherheitsassistenten so arbeiten, wie sie sollen, dann kann ihnen ein Zippo nicht durch die Finger rutschen, also ist der Fund niemals ein Zufall wie etwa ein winziges Tütchen Haschisch. Die Folge dieser bescheuerten Regel sieht man aber an Leuten mit einer Kreuzchenphobie wie Fatma: Die lesen sofort heraus, dass nach Zippos nicht gesucht werden muss, und übersetzen sich das dann in » und wenn ich eins finde, dann tu ich so, als ob ich’s nicht gefunden hätte«. Und das ist natürlich in jedem Fall völliger Quatsch.
    Die Lage entspannte sich, als sie zu einer weiteren Kontrollstelle gerufen wurde. Ich nahm das Feuerzeug, hob es nochmal schön demonstrativ hoch und zeigte ihr, wo ich es hinlegen würde. Dienst ist Dienst, Schnaps ist Schnaps, und der Einsatzleiter soll ja immer schön informiert sein. Mir war schon klar, dass es später noch Ärger geben würde. Es gab ihnaber früher, nämlich schon nach weiteren dreißig Minuten.
    » Fatma! Noch ’n Zippo!«
    Ich guckte freundlich zu Fatma rüber.
    Ich stellte fest, dass Wut den Menschen selten schöner macht. Außerdem waren offenbar über ihrem Kopf die Rauchmelder kaputt.
    » NEE , MEIN LIEBER , SO NICHT ! JETZT NEHM ’ ICH DAS AUF !«
    » Mensch, Fatma, jetzt im Ernst: Das steht so in der Vorschrift. Wir müssen die Dinger abnehmen!«
    » Weißt du denn nicht, was die kosten?!«
    » Was hat denn das damit zu tun? Ein Leatherman ist auch teuer!«
    » Ja, eben!«
    » Wie– ja, eben? Das ist doch auch verboten! Nach deiner Logik dürften wir ja nichts einsammeln, was mehr kostet als ein Zahnstocher. Und wenn wir eine Glock finden, sagen wir dann neuerdings: Respekt, Herr Terrorist, wir beglückwünschen Sie zum Kauf eines echten Markenfabrikats– immer herein damit?!«
    » Es reicht. Da vorn ist der Betriebskoordinator, dem sag’ ich’s jetzt!«
    » Schon gut, aber tu mir den Gefallen und frag nicht nach dem Leatherman. Sonst biste deine Krawatte gleich los!«
    Sie hat tatsächlich den Betriebskoordinator gefragt. Übrigens auch nach dem Leatherman. Was zur Folge hatte, dass er mir in puncto Leatherman Recht gab und ihr in puncto Zippo. Ich dachte, ich muss die Wände hochgehen, und empfahl beiden, einfach mal unverbindlich in ihre Handbücher zu sehen.
    Kurz vor Feierabend bekam ich dann einen Anruf. Von ganz oben, ich war praktisch schon halb in der S-Bahn.
    Eine ganz offizielle Belobigung. Weil: Bescheid gewusst, dass man Feuerzeuge nicht mitnehmen darf.

Bedeutende Leute
    Bedeutende Leute sind ganz einfach zu erkennen. Wenn zum Beispiel ein Kollege immer überall dabei sein muss und zu allem seinen Senf abgibt, wenn er sich dauernd beklagt, dass ihn keiner gefragt hat und dass man daher nicht alles bedacht hat, dann kann man getrost davon ausgehen, dass das kein bedeutender Leut ist, sondern nur gern ein bedeutender Leut wäre. Ein feiner Unterschied. Die wirklich bedeutenden Leute werden automatisch eingeladen. Und dann, wenn sie eingeladen sind, geben die auch nicht zu allem ihren Senf dazu. Die sagen eigentlich so gut wie nichts. Und dass das so ist, habe ich natürlich am Flughafen gelernt. Vom Besten der Besten. Von einem der bekanntesten Manager Deutschlands. Nennen kann ich ihn leider nur X., aber ich kann Ihnen versichern: Den kennen Sie auch. Hundertprozentig.
    Nun kann man ja darüber streiten, ob Herr X. wirklich der Beste der Besten ist. Aber er ist jedenfalls zweifellos ein Guter, das hat man bei einem Übernahmestreit gesehen, wie er den einen Chef des Konkurrenten abgesägt hat. Da hat ihm die ganz kleine Säge gereicht. Was man sich, wenn man beide verglichen hat, eigentlich schon hat denken können: Der andere hat ja auf Bildern furchtbar viel gelacht und so eine herzliche, selbstsichere Wärme ausgestrahlt. Den X. hingegen habe ich noch nie lachen sehen. Der verbreitet eine Kühle, dagegen sind die grauen Herren bei » Momo« die reinsten Heizpilze. Habe ich selbst erlebt.
    Wir standen im General Aviation Terminal, Judith und ich, und haben gewartet. Darauf, dass was

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