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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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Kohl und drei Personen in Ordnung sind. Unsere Kontrolle besteht in dem Fall lediglich darin, dass wir zunächst mal gucken, ob Helmut Kohl dabei ist, und wenn ja, dann zählen wir durch, wie viele Köpfe er dabeihat, und das war’s dann. In diesem Fall hatte Helmut Kohl acht Personen dabei. Und das Erste, was wir von ihm mitbekamen, waren die Koffer. Sie kamen eigens mit einem Van, und auf jedem Gepäckstück klebte ein Aufkleber » Delegation Dr. H. Kohl«.
    » Doktor H. Kohl. Kennst du den?«
    Vielleicht hätte ich noch erwähnen sollen, das Svetlana Anfang zwanzig war.
    » Schon mal an Helmut gedacht?«
    » Der war doch kein Doktor…«
    » Der ist es. Immer noch.«
    Dann rollten drei schwere Mercedes-Limousinen vor die Tür. Es stiegen einige Leute aus, unter anderem auch jemand, der aussah wie diese neue Frau Kohl, bei der mir seltsamerweise immer sofort der Begriff » Angeheiratete Betschwester« durch den Kopf schießt, aber das ist natürlich ungerecht. Und so sicher war ich mir auch nicht, ich hätte schon den Helmut Kohl dazu gebraucht. Aber der blieb zunächst im Auto sitzen.
    Damals ging es ihm noch nicht so schlecht wie heute, aber so richtig fit war er auch nicht mehr. Er brauchte drei Anläufe, um sich aus dem Wagen zu wuchten. Und dann war man sicher, dass er es war.
    Ich bin ja selber nicht klein, und dünn bin ich auch nicht, aber wenn man Kohl in seiner damaligen Verfassung sah, dann fühlte man sich sofort irgendwie mickrig. Der Mann war ein Gebirge. Wenn er vor einem stand, wurde es schlagartig dunkel, was an der schieren Masse lag, die so gewaltig war, dass überhaupt nichts entkommen konnte, nicht mal das Licht. Wie bei den Schwarzen Löchern. Was gar nicht so abwegig ist. Wenn ich mich recht erinnere, hat er ja auch vor gar nicht allzu langer Zeit sogar einige Informationen und Spendernamen eingesaugt.
    Ich muss bei Kohl immer an diese Eierattacken denken, und wie sauer er da war und wie dynamisch. Auch das war leider nicht mehr so. Er schlurfte sehr zögerlich durch die Halle, wie ein Panzer, dem man eine Kette zerschossen hat, und blieb zwischendurch immer wieder stehen. Ich würde sagen: Schaufensterkrankheit. Das Personal der Lufthansa hat das sofort gesehen, und einer von den Mitarbeitern huschte rasch zu der Kohl-Gruppe.
    » Herr Doktor Kohl, wo möchten Sie sitzen?«
    Kohl nahm überhaupt keine Notiz von dem Lufthans. Er ließ auch nicht erkennen, ob er auf die Frage vom Lufthans einging oder ganz von selbst beschlossen hatte, dass es jetzt allmählich Zeit war für eine kleine Rast. Er sagte mit dieser Stimme, die immer so klingt, als hätte er noch zwei Marshmallows im Mund:
    » Eckhard! Stuhl!«
    Gedämpft, aber bestimmt.
    Daraufhin löste sich sein Leib- und Magenchauffeur Eckhard Seeber aus der Gruppe, organisierte rasch einen Stuhl aus einem nahem Büroraum, brachte ihn zu Kohl und stellte ihn auf sein Geheiß ans Fenster. Dort sackte Kohl auf den Stuhl. Die übrige Gruppe blieb wenige Meter daneben stehen und unterhielt sich dort in der Lautstärke » Pst, Vater hat Kopfschmerzen«.
    Der Anblick war irgendwie merkwürdig. Kohl saß da und stierte aus dem Fenster. Dazu muss man wissen, dass man beim Blick aus dem Fenster bei VIP praktisch nichts sieht. Keinen Baum, keinen Strauch, kein Tier. Eine Handvoll Parkplätze sieht man. Und es war fraglich, ob Kohl überhaupt so weit schaute. Ich jedenfalls hatte den Eindruck, man hätte ihn genauso gut vor einer Milchglasscheibe parken können. Aber unglücklich wirkte er nicht. Weshalb ich mich auf den Weg zu ihm machte.
    Es gab nämlich ein Problem mit der Delegation Kohl: Statt der acht angekündigten Mitreisenden wuselten neun herum. Und ich dachte mir: Bevor du zum Schmidtchen gehst, gehst du zum Schmidt. Ich trat behutsam auf ihn zu, nicht frontal von vorne, aber auch nicht verstohlen von der Seite, sondern schön deeskalierend, eben so, wie ich’s gelernt hatte.
    » Herr Doktor Kohl, Luftsicherheit, entschuldigen Sie die Störung: Wie viele Personen haben Sie jetzt dabei?«
    Kohl sah nachdenklich durch mich hindurch. Dann sagte er:
    » Eckhard!«
    Ich dachte kurz, dass er eigentlich auch » Eckhard! Liste!« hätte sagen können.
    Oder » Eckhard! Leute!«.
    Oder » Eckhard! Zweiter Stuhl!«.
    Aber da merkt man wieder, dass man die Welt der wirklich bedeutenden Leute eben doch nicht so gut kennt. Eckhard huschte herbei und sagte:
    » Würden Sie bitte Herrn Doktor Kohl in Ruhe lassen. Sagen Sie mir, worum es geht, ich regle

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