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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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Sie das denn im Handgepäck?«
    » Und warum net?«
    Und warum net– ich hab’s oft probiert, aber ich kriege diesen Tonfall nie so hin wie die Passagiere. Das ist auch sauschwer: Im Idealfall muss das so klingen, als sei die Kitchen Aid so was wie der neue Personalausweis und man wäre verpflichtet, sie ständig mit sich zu führen. In der Stimme muss auch mitschwingen, wie umsichtig und normal man selber ist und zugleich muss man ganz leicht die Frage heraushören, was ich, also: der Luftsicherheitsassistent, denn zu tun beabsichtige, wenn mich morgen die Polizei anhält und nach meiner Kitchen Aid fragt– denn dann stünde ich ja wohl saudumm da, oder? Und es gibt Tage, da glaubt man das beinahe selbst, weil man gerade mal wieder ein Waffeleisen aus dem Handgepäck einer fliegenden Türkin zieht.
    » Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?«
    » Was sag?«
    » Das hier: Waffeleisen. Das gibt’s doch in der Türkei sicher auch!«
    Mindestens sechzig Jahre Lebenserfahrung lächeln einem unter dem Kopftuch hervor entgegen: » Nein, das sehr gut.«
    Sie klappt das Waffeleisen stolz auf und klopft mit dem Fingerknöchel auf die Innenseiten.
    » Sehr gut. Be…besik…«
    » Besiktas? Istanbul?«
    » Nein«, ernstes Kopfschütteln, » beschiktet. Teflon.«
    Das ist ein Argument. Und ordentliches Essen ist natürlich auch ein Argument. Wer bin ich, dass ich das abstreiten würde? Zum Beispiel, wenn man in einem thailändischen Handgepäck einen Wok findet. Die Faustregel lautet: Zu neunzig Prozent ist’s ein Geschenk, aber in einem von zehn Fällen ist es Eigenbedarf. Das merkt man dann daran, dass der Wok noch schön warm ist. Meistens sind das asiatische Transitpassagiere, die sich damit vor dem Flughafen in ihrer langen Wartezeit eine kleine Zwischenmahlzeit zubereitet haben. Das geht recht einfach: Einen Campingkocher drunterstellen, den Wok drauf, fertig ist ein leckeres Mahl für die ganze Familie. Wie der Campingkocher da durch die Kontrollen hingekommen ist, weiß ich nicht, von unserer Kontrollstelle weg kommt er auf jeden Fall nicht. Der Wok schon, ein Wok ist keine Hieb-, Schlag- oder Stoßwaffe– den kann man höchstens noch als Helm benutzen, als Helm mit der Duftnote Zitronengras. Es ist ja ohnehin vieles erlaubt, von dem man nicht fassen kann, warum es mitgenommen wird. Kaffeemaschinen zum Beispiel.
    Schön, die sind häufig teuer. Siemens-Kaffeemaschinen im Porsche-Design kosten rund 200 Euro, da habe ich schon Verständnis, wenn man keine Delle riskieren will– das schmeckt man ja wahrscheinlich sofort, und dann sagt der Göttergatte: » Also dieser Kaffee, ich weiß nicht– bist du mit unserem Küchenporsche irgendwo gegengefahren?« Oder diese Senseo-Nespresso-Ungetüme, diese Lizenzen zum stinknormalen-Kaffee-für-sündteures-Geld-in-kleine-Näpfchen-abfüllen-für-Leute-die-mit-einer-normalen-Espressomaschine-nicht-klarkommen, da darf ja auch nichts kaputtgehen, sonst steht man dumm da mit seinem Garagenvorrat voll Kaffeepulvernäpfchen aus dem Sonderangebot.
    » Gütiger Gott, warum schleppen Sie das Ding denn im Handgepäck mit?«
    Aber die Frage könnte ich mir mittlerweile meistens auch selbst beantworten.
    » Das Reisegepäck ist voll, da sind…«
    » …die Pads drin?«
    » Stimmt– woher wissen Sie das?«
    » Steht bei WikiLeaks.«
    Aber ich ziehe ja auch ganz normale Kaffeemaschinen aus den Taschen, mit der Glaskanne, leicht angeschlagen sowieso, im Supermarkt für 19,95 gekauft, Mark waren das damals, und seit Jahren schon so verkalkt, dass sie klingen wie ein Fall für die Sterbehilfe. Da frag ich dann schon gar nicht mehr nach. Ich frage auch nicht mehr bei Mixern, die ich im Handgepäck finde. Komplett mit Schneebesen und Knethaken. Oder bei Tauchsiedern. Da weiß ich dann nur schon, bevor ich zum Passagier hochsehe, wer’s ist: ein Türke zwischen sechzig und siebzig. Türken transportieren gerne Tauchsieder, warum, weiß ich nicht. Die gibt’s ja in den meisten Hotels auf dem Zimmer, wenn man bei Verwandten wohnt, haben die doch sicher einen Herd, und in der Türkei ist sowieso alles voller Teeläden und Bars. Aber das reicht offenbar nicht, der Türke geht gern auf Nummer sicher. Auch bei der Lebensmittelversorgung.
    » Tut mir leid, das können Sie nicht mitnehmen.«
    » Aber– ist doch nur Angelrute.«
    » Ist im Handgepäck verboten. Es tut mir leid. Warum haben Sie die denn nicht ins Reisegepäck gelegt? So hoch fliegen die Fische nicht!«
    Der Gag ist natürlich billig,

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