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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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das.« Und dann erklärte mir Eckhard Seeber, dass der überzählige Kopf nur ein weiterer Chauffeur der Fahrzeugflotte war. Und dass ich Herrn Doktor Kohl bitte nicht mehr behelligen sollte. Woraufhin ich mich wieder zu Svetlana trollte. Herr Doktor Kohl verfolgte unterdessen weiterhin das abenteuerliche Leben unserer Parkplätze.
    Bis die Koffer geholt wurden. Dann machte sich der Rest der Truppe auf, sammelte unter Führung der angeheirateten Betschwester unseren Altbundeskanzler ein und verschwand. Bedeutende Leute machen wenige Worte. Und womöglich hat Manager X. mit » Aktentaschebitte« sogar zu viel gesagt. Vielleicht täusche ich mich aber auch insgesamt, und es ist viel wichtiger, dass man jemanden hat, der Günter heißt oder Eckhard. Der schon erwähnte Medienmanager M. hatte auch so einen dabei.
    Den habe ich wiederum im General Aviation Terminal gesehen. Ich hatte Dienst mit Anke, und nachdem ich ihr lange genug beim Sudokulösen zugesehen hatte, bin ich mal rasch eine Zigarette rauchen gegangen. Und wie ich zurückkomme, sitzt da ein Pärchen im Sessel. Der eine Teil des Pärchens saß da und las eine der zeltartigen deutschen Zeitungen, ich nehme an, es war die Frankfurter Allgemeine. Der andere saß über Eck auf der Ledercouch vis-à-vis, hatte die Beine parallel geklappt wie eine Sekretärin bei Loriot und saß so aufrecht, dass man meinen konnte, es gäbe bei der geringsten Verfehlung die Prügelstrafe. Dabei sah er dem Herrn hinter dem Zeitungszelt aufmerksam beim Lesen zu. Es konnte ja immer passieren, dass einige Buchstaben herausfielen.
    » Sag mal, Anke, das ist doch der M.!«
    » Den kenn ich net. Wer soll denn das sein?«
    » Der Kerl, der wahrscheinlich dein Sudoku druckt!«
    Zum Glück stieß in dem Moment der Pilot zu uns und fragte leise, wo man mal eine rauchen könnte. Ich sagte ihm, dass ich heute auch noch keine geraucht hätte und ihn begleiten würde.
    » Sagen Sie mal, das ist doch der M., oder?«
    Er nickte. Und erzählte, dass sie wohl wegen irgendwelcher Wettergründe nicht mit dem Flugzeug nach Frankfurt hatten kommen können, sondern von Stuttgart aus den Hubschrauber nehmen mussten, wegen irgendeiner todwichtigen Konferenz. Und all das erzählte er so leise wie die Reisegruppe Helmut Kohls.
    » Und, wie ist der so?«, wisperte ich zurück. Wer weiß, vielleicht gab es ja im Hause M. wirklich noch die Prügelstrafe.
    » Da könnt ich dir Sachen erzählen, das glaubst du nicht!«
    Leider kam er nicht mehr dazu, mir unglaubliche Sachen zu erzählen, weil M.s Droschke eintraf.
    Wir traten rasch unsere Zigaretten aus und huschten wieder hinein, wie unartige Schüler.
    M. richtete sich gerade auf und faltete sein Lesezelt zusammen. Sein artiger Günter stand ebenfalls auf und bei Fuß. M. drückte ihm das Zelt in die Hand und sagte:
    » Hier, nehmen Sie die Zeitung an sich. Und nehmen Sie sie gut in Acht.«
    Zweifellos ein skurriler Satz. Ich wartete auf so was wie ein Lachen, schließlich hatte der Chef ja einen leidlichen Witz gemacht. Es lachte aber niemand, am allerwenigsten M.s Günter.
    Der klappte nur brav die Zeitung zusammen und nahm sie nach Kräften in Acht.
    Dann rauschte das seltsame Paar ab. M. ging wohl zu seiner Konferenz, und die Zeitung kam in den Hotelsafe. Und wenn dieses Buch sich hammerartig verkauft, dann besorge ich mir auch einen Günter.
    Der darf dann aber entspannter sitzen.

Russendisco
    Die Kombination war ungewöhnlich, aber einheitlich schwankend: Die ersten fünf an Gate C1 schwankten vor Müdigkeit. Eine völlig übernächtigte Familie taumelte uns entgegen, Mom, Dad und drei Kinder aus den USA . Die Kinder waren sogar zu erschöpft, zu quengeln. Mom und Dad legten sie während der Kontrolle einander von einer Schulter auf die andere wie nasse, warme Lappen. Man kann über Amerikaner sagen, was man will– aber bei Kontrollen macht ihnen in puncto Disziplin keiner was vor. Zu finden war nichts, also wünschten wir ihnen eine gute Reise. Sie grunzten irgendetwas und quälten sich weiter, immer die drei kleinen müden Kinder-Klumpen im Schlepptau. Ich sah ihnen nach. Irgendwie musste ich an eine Filmszene denken, » Krieg und Frieden«. Der Rückzug der geschlagenen napoleonischen Truppen. Oder » So weit die Füße tragen«. Irgendwas Russisches.
    Vermutlich wegen der Wodkafahne.
    Vor unserer Kontrollstelle standen zwei hyperdruckbetankte Russen. An ihnen hing relativ viel Gold. Gut situiert, konnte man wohl sagen, und noch besser gelaunt. Sie

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