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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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aber mir fällt auch nicht bei jeder Angel ein guter Witz ein. Und manchmal ist man auch einfach zermürbt. Weil man einfach nicht glauben kann, was die Leute anschleppen. Eine Schreibmaschine zum Beispiel.
    Schon früher, in den zwanziger Jahren oder so, gab es ja diese massiven Adler-Geräte, gefühlt einen Zentner schwer, schöne alte Monster waren das. Dass man so was dabeihaben will, kann ich noch verstehen. Später war’s dann mehr und mehr der Laptop, das kann ich auch noch nachvollziehen. Aber in der Zeit dazwischen, so Ende der Achtziger, da gab’s mal diese seltsamen, riesigen Kugelkopfschreibmaschinen mit den Ausmaßen eines Akkordeons. Und genau so ein Teil fiel mir aus einem Koffer entgegen.
    » Was wollen Sie denn noch da mit?«
    » Mein Sohn macht sich selbstständig, in der Türkei. Das geht besser beim Schreiben.«
    Ich nehme an, der Sohn hatte sowieso schon einen PC . Aber nach solchen Funden gibt man’s dann erst mal wieder eine Zeit lang auf, die Passagiere verstehen zu wollen. Sollen sie doch von mir aus ihre Waschmaschine im Handgepäck verstauen!

Die rote Krawatte
    Der Einsatzleiter am Frankfurter Flughafen ist derjenige, der mehrere Kontrollstellen beaufsichtigt. Man erkennt ihn im Prinzip an seiner roten Krawatte. Viel schwieriger hingegen ist zu erkennen, ob es sich um einen guten Einsatzleiter handelt. Das wichtigste Kriterium vorneweg: Er ist anständig angezogen.
    Das Erstaunliche ist: Das ist gar nicht so selbstverständlich, wie man denkt. Man möchte ja meinen, dass man automatisch ordentlich angezogen ist, wenn die Firma die Kleidung stellt. Das ist schließlich der Sinn einer Uniform– es bleibt nicht dem Zufall überlassen, wie man herumläuft, sondern der Arbeitgeber denkt sich erst mal aus, wie er sich seine Angestellten rein optisch vorstellt, und dann gibt er ihnen die entsprechenden Sachen. Auch bei der FraSec ist das so vorgesehen, da muss man die Klamotten nicht mal selber reinigen. Man geht zur Kleiderstelle und kriegt neue, die sind sauber und alles, und wenn’s sein muss, kriegt man täglich neue Sachen. Das Problem ist: Hingehen muss man schon selbst, es trägt einen keiner. Weshalb ich immer wieder Einsatzleitern begegnet bin, die seit Wochen dieselbe fleckige Jacke angehabt haben. Oder Hosen trugen, die so durchgesessen waren, dass man die Unterhose durchschimmern sehen konnte. Nicht, weil die Kleiderstelle die Hose so ausgegeben hätte– die wäre dort sofort weggeschmissen worden. Nein, der Träger der Hose hatte einfach seit Jahren die Kleiderstelle nicht mehr gesehen. Und da hilft die rote Krawatte natürlich wenig. Zumal man bei einem Blick auf die Krawatte manchmal sofort sehen kann, dass der Träger überhaupt nicht weiß, wie man eine Krawatte bindet– weil sie durch die ganze Knoterei und die zwölf vergeblichen Anläufe inzwischen aussieht wie ein benutztes Tempotaschentuch. Aber die wichtigste Voraussetzung für einen guten Einsatzleiter ist, dass er selber weiß, warum er eigentlich Einsatzleiter ist.
    Man kann mit ein bisschen Nachdenken selbst draufkommen. Dazu genügt es, wenn man sich nur mal seinen Lohnzettel ansieht. Auf dem Lohnzettel sind nach der Beförderung zum Einsatzleiter jeden Monat 100 Euro mehr drauf, und zwar brutto. Macht etwas über drei Euro am Tag, und wenn man Steuern und Sonstiges abzieht, zwei Euro. Da kann man sich dann schon denken, dass die FraSec diesen Job nicht unbedingt als eine wichtige Führungsposition einstuft, wie, sagen wir mal, Vorstandsvorsitzender.
    Tatsächlich ist der Einsatzleiter auch nicht wirklich weisungsbefugt. Wenn also die Aufgabe nicht so wichtig ist, dass man sie anständig bezahlen würde, darf man daraus schließen, dass die Idee des Einsatzleiters überhaupt nicht auf dem Mist der FraSec gewachsen ist. Und damit liegt man richtig: Der Einsatzleiter entstand auf den Wunsch der Bundespolizei hin, die bei fünf Kontrollstellen nicht jedes Mal einen neuen Ansprechpartner suchen wollte. Die wollten einen Ansprechpartner für sich, und wenn man böse ist, kann man sagen: Das ist der Grund, weshalb die alle rote Krawatten haben– damit erstens die Polizisten sie leichter finden und weil man zweitens gedacht hat » Rote Krawatte sieht weniger doof aus als ein Blaulicht auf’m Kopf«.
    So erklärt sich auch, dass es mir schon passiert ist, dass eine rote Krawatte zu uns an den Checkpoint kam, auf Aushilfe vom Paragraf 8, ein hauptberuflicher Kofferlurch also. Seine ersten Worte waren: » Guten Tag, ich

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