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"Die Bombe is' eh im Koffer"

"Die Bombe is' eh im Koffer"

Titel: "Die Bombe is' eh im Koffer" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Lucchesi
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lachten und sangen, droschen sich gegenseitig auf die Schultern und waren für die Sicherheitskontrolle kaum ansprechbar.
    Mit Russen unter Strom ist das so eine Sache. Das kann zu sofortiger Verbrüderung führen, aber auch zu sofortigen Prügeleien. Der Übergang dazwischen ist schnell und nahtlos. Meine Kollegin Gisela guckte besorgt. Ich wechselte einen Blick mit Jerry, und wir schalteten auf ernsthaftes, amtliches, seriöses Auftreten.
    » Hey, Sirs«, grollte ich schön auf Ivan-Rebroff-Tiefe, » this is a security check and not a merry-go-round. Full stop.«
    Das war vielleicht kein superkorrektes Englisch, aber erstens war man bei den Russen ohnehin nicht sicher, ob sie es verstehen würden, und zweitens war es immer noch besser als mein Russisch.
    Die beiden gafften erst mich an, dann sich gegenseitig, und dazwischen stierten sie überall da hin, wo ihr schwankender Kopf gerade hinleuchtete. Dann radebrechten sie dynamisch zurück:
    » Full stop? What full stop!?«
    Das konnte kritisch werden. In ihren Augen war ein Glitzern, das alles bedeuten konnte.
    » Oh, you German security!«, stellte der Erste fest.
    » Yeah, you security!«, stimmte der Zweite ein.
    » Security!«
    » Security! Nasdrowje!«
    Sie fielen sich um den Hals und küssten sich begeistert.
    » Yes, security«, mahnte ich. » We gotta check you. Like the family before you.«
    Ich deutete auf die marode, aber vorbildliche US -Familie. Sie war nicht sehr weit gekommen in der Zwischenzeit. Vielleicht hatten sie unterwegs ein bisschen geschlafen.
    » Security!«
    » Yeah, security!«
    » We’re Russian!«
    » Russian, hey!«
    Großer Jubel. Sie waren Russen. Alle beide. Jeder von ihnen. Der eine, und der andere aber auch. Hurra.
    » Let’s go«, mahnte ich und ging mit der Stimme noch etwas tiefer. Ivan Rebroff im Kartoffelkeller.
    » Yeah, let’s go!«
    » Security!«
    » German security!«
    Sie prügelten sich lustvoll auf die Schultern.
    » Forget German security!«
    » See Russian security!«
    » We show you!«
    » We can do better!«
    » Better security!«
    » We’re better than amerikanski!«
    Daraufhin rissen sie ihre Trolleys auf, stemmten sie hoch und schütteten den Inhalt enthusiastisch auf das Gepäckförderband. Dann rissen sie sich gegenseitig die Klamotten vom Körper. Es war wie der Besuch der Marx-Brothers. Der Hans-Marx-Brothers.
    » Security!«
    » Now that’s security!«
    Eine Rolex segelte aufs Förderband. Es folgte ein schweres goldenes Kettengliederhalsband.
    » Security!«
    » Security, hey!«
    Sie begannen leicht zu schunkeln. Ein Bolschoi-Ballett in Unterhosen und Socken. Dann blieben sie stehen. Die Beine leicht gespreizt und die Arme ordnungsgemäß neunzig Grad vom Körper abgewinkelt. Sie sahen dämlich aus, aber vermutlich nicht so dämlich wie Jerry und ich. Wir gafften sie an. Sie guckten uns an und bekamen einen Lachkrampf.
    » This is a Russian Security!«
    » Yeah, Russian security!«
    » Dawei!«
    » Dawei, dawei!«
    Wir durchsuchten die Gepäckstücke und die Russen. Ich musste zugeben: Ohne Klamotten im Koffer und am Körper war alles viel einfacher. Am Ende des Bandes schnappten sich die Russen ihre Koffer, legten sie vor dem Nachschautisch auf den Boden und warteten auf die Klamotten, die sie dann souverän mit den Armen hinunter in die Koffer wischten. Das einzig Problematische war eine dreiviertelvolle Flasche Wodka. Smirnoff.
    » Sorry«, sagte Gisela, » that’s too much. This must stay here.«
    » Dawei!«
    Das schien geklärt. Gisela schickte sich also an, die Flasche zu entsorgen.
    » Full stop!«
    » Yeah, full stop!«
    » Full stop!« Das kam jetzt in perfekter Synchronizität. Wie aus dem Chor der Donkosaken.
    Der erste Russe ging mit einigen Umwegen auf Gisela zu. Verblüffend war, dass er die Flasche sofort beim ersten Griff zu packen bekam.
    » Full stop!«
    Mit geschultem Griff schraubte er die Flasche auf, setzte sie an und verstaute– glorglorglorg – einen erheblichen Teil des Smirnoffs im Magengepäck. Dann reichte er die Flasche an seinen Kollegen weiter.
    » Drink! For security.«
    » Yeah, security!«
    Lonk lunk lünk lünk lück lük lük.
    Dann war die Flasche leer.
    Sorgfältig schraubte der zweite Russe sie zu, dann überreichte er sie Gisela mit einer feierlichen Verbeugung. Man hätte meinen können, es handele sich um einen Strauß Rosen. Gisela nahm entgeistert die Flasche entgegen.
    » Here you have security.«
    » It’s safe.«
    » A safe bottle.«
    » Very, very

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