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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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daß man kein Geld hat, wenn die beste Zeit ist, es auszugeben. Im Alter
sitzt man nur drauf und hat Angst vor Einbrechern.«
    »Es gibt Leute, die haben weder in der
Jugend noch im Alter was«, sagte sie.
    »Noch schlimmer.« Er öffnete die Tür
zur Bar. »Ich würde Sie gern zu einem Drink einladen. Aber ich bin noch zu
kurze Zeit im Haus. Man muß erst herausfinden, bei welchen Flaschen der Schwund
nicht auffällt.«
    »Sehr schön«, sagte Corry, als sie
weitergingen. »Mir graut nur etwas vor dem Gedanken, daß ich das alles
saubermachen muß. Hat die Gnädige den Putzteufel?«
    »Habe ich noch nicht bemerkt. Außerdem
ist eine Köchin da, die Ihnen helfen soll. Und der Gärtner für grobe Arbeiten.
Und ich bin auch noch da, wenn die Wogen des Schmutzes bis an Ihre Locken
reichen.«
    Sie verließen das Haus über die
Terrasse. Der Garten glühte in bunten Farben. »Ob wir dort auch baden dürfen?«
fragte Corry, als sie den Strandplatz unter sich sehen konnten.
    »Natürlich. So was Menschenfreundliches
wie die Familie Noringen kriegen wir nie wieder.«
    Von der Straße her tönte eine Hupe.
Stasi hob den Zeigefinger. »Das ist das Horn des edlen Bentley! Die Zugbrücke
herunter! Reiten wir Ihren Lordschaften entgegen!«
    »Waren Sie in England?«
    »Zu dienen, Miß. Zwei Jahre. Neige noch
stark zum Linksfahren und zu Scotch.«
    Sie gingen schnell den Weg hinauf und
am Haus vorbei. Als sie den Platz erreichten, sahen sie Herrn Adrian und seine
Frau Arm in Arm von der Garage herkommen.
    »Machen Sie einen Knicks und seien Sie
schön artig«, flüsterte Stasi. »Da kommt unsere Gehaltsaufbesserung.«
    »Ruhig!« zischte Corry. »Bringen Sie
mich nicht zum Lachen!«
    Frau Ada sah das Mädchen ruhig und aufmerksam
an. Stasi verbeugte sich. »Das ist Fräulein Natholm«, sagte er. »Ich habe mir
erlaubt, ihr in der Zwischenzeit Haus und Garten zu zeigen.«
    Corry trat vor und vollführte einen
angedeuteten Knicks, als ihr die Herrschaften die Hand gaben.
    »Das freut uns sehr, mein gutes Kind«,
sagte Herr van Noringen herzlich. »Sie werden hungrig sein. Meine Frau wird
sich darum kümmern.«
    »Haben Sie Ihr Zimmer schon gesehen?«
fragte Frau Ada.
    »Herr Stasi hat es mir gezeigt, gnädige
Frau. Es ist so schön!«
    »Ausgezeichnet!« Herr Adrian rieb sich
die Hände. »Dann machen wir es am besten so, meine Liebe, daß du dich zuerst
ein wenig mit Fräulein Natholm unterhältst. Ich werde dann später... äh... noch
einiges hinzufügen.«
    »Sehr gern, Adrian.«
    Corry und Stasi folgten der Herrschaft
in respektvoller Entfernung. Er kam mit den Lippen dicht an Corrys Ohr.
»Vergessen Sie nicht! Sie wissen nichts von dem, was ich erzählt habe!«
    Sie nickte schweigend. Stasi lief vor
und öffnete die Haustür.
    »Gehen wir nach oben und plaudern ein
bißchen?« fragte Frau Ada. »Oder sterben Sie vor Hunger?«
    »Nein, gnädige Frau. Ich habe im
Speisewagen gegessen.«
    »Fein. Kommen Sie.«
    Stasi warf noch einen scheelen Blick
hinter den Beinen des Mädchens her. Dann folgte er seinem Herrn. Herr Adrian trat
ins Rauchzimmer. Stasi schloß die Tür.
    »Nun, mein Freund? Ist alles in
Ordnung?«
    »Leider nicht, Herr van Noringen.«
    Herr Adrian setzte sich langsam.
    »Als wir ankamen, hing ein Zettel an
der Haustür. Gemalte Druckbuchstaben: ›Willkommen in Sasso quadrato. Keine
Sorge. Ihr kommt auch dran!‹ Ich habe ihn abgenommen, ohne ihn mit den Fingern
zu berühren. Er ist oben bei mir.«
    Herr van Noringen nickte ganz leise.
Sein Gesicht war alt und abgespannt. »Hat das Mädchen ihn gesehen?«
    »Es ließ sich nicht vermeiden. Aber sie
hat nicht verstanden, was die Mitteilung bedeuten sollte. Ich habe sie nicht
aufgeklärt.«
    Herr Adrian stützte den Kopf in die
Hand. »Wir werden den Zettel Hauptmann Stalacarro zeigen müssen«, sagte er
müde.
    »Stalacarro?« Stasi sprach scharf und leise.
»Stalacarro ist ein Narr, Herr van Noringen. Er hat nichts herausgefunden!
Weder wer Lady Chisterbeere umgebracht hat, noch wer den Zauber am Anfang
verursacht hat, noch wer die Schlange ins Haus gebracht und die Gewehre geladen
hat. Wir müssen uns selber helfen! Und wir werden das tun!«
    Der alte Mann hob den Kopf. »Glauben
Sie das?«
    »Ich bin ganz sicher!« sagte Stasi und
lächelte.
    Auch Herr Adrian tat es, aber Stasi
ahnte nicht, daß er es nicht mehr oft tun würde.
    Die Türglocke schrillte.
    »Das wird die Köchin sein.« Herr Adrian
erhob sich. »Ich werde jetzt hinaufgehen. Öffnen Sie ihr bitte,

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