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Die Boten des Todes

Die Boten des Todes

Titel: Die Boten des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Er lächelte
väterlich. »Meine Frau ist mit den anderen noch im Garten. Sie kommt in einer
halben Stunde etwa. Sie möchten so gut sein und das Abendbrot anrichten.«
    »Jawohl, gnädiger Herr.«
    Er deutete mit dem Finger zur Decke.
»Ich bin oben im Kaminzimmer.« Er ging, wandte sich an der Tür zu ihr zurück.
»Ach... und bitte... nicht mehr gnädiger Herr. Mein Name genügt.«
    »Jawohl... Herr van Noringen.«
    Er nickte mit Wohlwollen im Gesicht. Seine
Schritte verklangen. Corry lauschte ihnen nach.
    Im Park ging Stasi La Verne hinter Frau
Ada und dem Gärtner her. Seine Aufgabe war, zu notieren, welche Dinge aufgrund
der Wünsche der Hausfrau für Park und Garten angeschafft werden mußten.
Verschiedentlich mußte Stasi beim Gärtner zurückfragen, denn er verstand dessen
Ausdrücke nur mit Mühe.
    Der Gärtner verabschiedete sich, als
sie fertig waren. Stasi begleitete Frau van Noringen zum Haus zurück.
    »Es ist nett, daß Sie mir helfen«,
sagte sie. »Ich liebe Blumen.«
    »Ich verstehe nicht viel von Botanik,
gnädige Frau«, erwiderte Stasi. »Aber ich werde mich darum kümmern, soviel ich
kann.«
    Sie betraten das Haus durch den
Vordereingang. Aus dem Speisezimmer klang leises Klirren. Corry war dabei, das
Geschirr auf den Tisch zu stellen.
    »Können wir essen?«
    »Jawohl, gnädige Frau.«
    Corry hatte eine weiße Schürze über ihr
Kleid gebunden und Herr La Verne fand, daß das ihrem Reiz keinerlei Abbruch
tat.
    »Wo ist mein Mann?«
    »Oben im Kaminzimmer, gnädige Frau.«
    »Ach, Stasi... würden Sie ihn bitte
herunterholen?«
    »Sofort, gnädige Frau.«
    Stasi ging durch den Flur zur Treppe.
Er lauschte vor der rechten Tür, bevor er anklopfte, aber es regte sich nichts
dahinter. Das Klopfen hallte im Raum wider. Niemand antwortete. Stasi runzelte
die Stirn. Sein Gesicht war voller böser Drohung. Dann öffnete er.
    Herr van Noringen saß in demselben
Sessel, in dem er gesessen hatte, als die Flinte in seiner Hand losgegangen
war. Zu seinen Füßen lag die alte Büchse mit dem Luntenschloß. Sein Oberkörper
war nach links gelehnt, sein Kopf hing in der gleichen Richtung zur Brust
hinunter. Seine Augen waren weit geöffnet, als wollte er sich den Pfeilschaft,
der aus seinem Herzen ragte, ganz aus der Nähe ansehen.
     
     
     

VII
     
    Hauptmann Stalacarro trug Zwirnhandschuhe.
Er stand im Kaminzimmer, wenige Schritte von dem Toten entfernt. Seine Hände
hielten die Armbrust, die den Pfeil auf Herrn van Noringen abgeschossen hatte.
Stalacarro sah darauf mit finsteren Augen. »Ich habe immer geglaubt, so was
gibt es nur als Kinderspielzeug.«
    Stasi deutete auf den Toten. »Er
vielleicht auch.«
    Der Hauptmann sah ihn an. »Sie haben
das Ding nicht angefaßt?«
    »Ich bin mit dem Fuß darangestoßen, als
ich ihn gesehen hatte und zu ihm hin wollte.«
    »Warum wollten Sie das?«
    Stasi machte eine hilflose
Handbewegung. »Sehen, ob er noch lebt.«
    »Haben Sie ihn berührt?«
    »Nein. Es war nicht mehr nötig.«
    »Verdammt ärztlicher Blick«, sagte
Stalacarro. Er drehte sich um und ging zur Wand zurück. Zwischen zwei Lanzen
mit breiten Stichblättern hing ein Köcher. Daneben war eine leere Stelle. Zwei
Haken ragten aus der Tapete. Stalacarro hing die Armbrust mit vorsichtiger
Bewegung auf.
    »Da gehört sie hin. Man scheint in Eile
gewesen zu sein.«
    Er bückte sich. Unter der Armbrust,
schon in Nähe des Fußbodens, hing das Spanngerät. Ein kurbelartiger Hebelarm
mit einer eisernen Zwinge. Stalacarro betrachtete ihn nachdenklich. Er nahm die
Armbrust wieder herunter und versuchte, die Sehne mit der Hand zu spannen.
Stasi beobachtete, wie sich sein Gesicht unter der Anstrengung verzerrte.
    »Nicht zu machen«, murmelte der
Hauptmann. Er ergriff den Spanner, setzte ihn auf die Armbrust. Langsam drehte
sich die Kurbel nach hinten und die Zwinge zog an. Die Sehne schnappte ein.
Stalacarro nahm den Spanner herunter. Seine Finger unter dem Zwirnhandschuh
tasteten nach dem Abzug. Die Sehne schnellte nach vorn. Unwillkürlich blickte
Stasi zu dem Toten hinüber.
    »Merkwürdig«, sagte Stalacarro. »Wieso
hat er zugesehen, wie der Mörder das Ding spannte, den Pfeil auflegte und auf
ihn zielte? Wissen Sie eine Erklärung?«
    »Sogar zwei«, sagte Stasi ruhig. Seine
Augen flackerten nicht.
    »Nun?«
    »Die Armbrust war schon gespannt. Der
Pfeil war drin. Er kann nicht herausfallen, wenn sie mit dem Schaft nach unten
an der Wand hängt. Oder...«
    »Oder?«
    »Es war jemand im Raum, den er

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