Die Botin des Koenigs reiter2
wehgetan.«
»Wie hast du diesen Raum gefunden?«, fragte Fastion.
»Das Licht. Ich bin ihm gefolgt.« Mit zitternder Hand schob sie eine lose Haarsträhne zurück. »Ich hörte den Ruf und bin dem Licht gefolgt. Und ich sah … «
»Was hast du gesehen?« Mara hatte beinahe Angst vor der Antwort.
»Den Hauptmann, aber sie war noch nicht der Hauptmann. Und König Agates, aber er war tot. Dann sah ich die Flüsterer.«
»Das erklärt natürlich alles«, murmelte Mara in einem Anflug von Sarkasmus. Sie fühlte sich allerdings nicht so unbekümmert, wie sie tat. Sie räusperte sich, hockte sich neben Karigan und rümpfte die Nase, als sie den Geruch ihres feuchten wollenen Umhangs bemerkte. »Bist du verletzt?«
Karigan schüttelte den Kopf und verzog dann das Gesicht, weil das die Kopfschmerzen noch schlimmer machte.
Mara berührte Karigans Wange und zog erschrocken die Hand zurück. »Du bist ja eiskalt!« Sie war kalt wie Stein, erheblich kälter, als man selbst vom Herumsitzen in einer alten Burg an einem Regentag sein sollte.
»Kalt. Ja.«
Mara zog ihren eigenen Umhang aus und wickelte ihn um Karigans Schultern. Sie strich über ihre Brosche. Sie erlebte nicht so seltsame Dinge wie Karigan, aber wie jeder Grüne Reiter hatte auch sie eine magische Fähigkeit. Sie hatte sie zum ersten Mal entdeckt, als sie auf einem Botenritt durch das dünne Eis eines Teichs gebrochen war. Sie hatte sich herausziehen können, aber ohne ihre Fähigkeit wäre sie erfroren.
Sie beschwor Gedanken an Wärme und Flammen herauf, an Lagerfeuer und Herde. Hitze rauschte durch ihren Körper und umschlang sie wie eine Decke. Sie konzentrierte sie auf die erhobene Handfläche. Blaue Flammen erhoben sich flackernd von ihren Fingern, als stünden ihre Hände in Flammen. Und so war es auch.
Yates hatte einmal gesagt, dass diese Fähigkeit eigentlich besser zu Hauptmann Mebstone passen würde, wegen ihres roten Haars und ihres Temperaments. Hauptmann Mebstone hatte die Bemerkung gehört, und das hatte Yates einen Monat Stalldienst eingebracht. Mara lächelte, als sie sich nun daran erinnerte: Sie lächelte über die Flammen hinweg, die in ihrer Handfläche tanzten.
Sie benutzte ihre Fähigkeit, bis die blauen Flammen eine stetige Gold-Orange-Färbung angenommen hatten. Die Hitze strahlte gegen ihr eigenes Gesicht, und große Freude erfüllte sie bei dieser Manifestation ihrer Magie; eine Freude, die, wie sie wusste, einige Reiter nie erfuhren – auch Karigan nicht.
Die Flammen funktionierten am besten in ihrer rechten Hand, als ließen die Stummel ihrer abgeschnittenen Finger sie ungehindert und intensiver brennen.
Mit der Wärme wich die tödliche Blässe auf Karigans Wangen einem leichten Rosaton. Staunend betrachtete sie die Flammen in Maras Hand.
»Danke«, flüsterte sie.
Mara hatte den anderen ihre Fähigkeit nie demonstriert. Sie wussten davon, aber es hatte nie einen wirklichen Grund gegeben, die Flammen heraufzubeschwören. Es war eine zu mächtige Gabe, um sie leichtfertig zu benutzen. Selbst Mara wusste nicht, wie weit diese Fähigkeit ging. Manchmal fühlte sie sich wie ein tiefer Brunnen, aus dem unaufhörlich Macht fließen konnte.
»Fastion«, sagte Mara, »wir sollten Karigan an einen warmen Ort schaffen.«
»Selbstverständlich.«
Mara musste seine Disziplin bewundern. Es geschah nicht oft, dass man solche Magie sah. Sie nahm an, dass das Erscheinen der Götter höchstselbst nötig war, um Fastion wirklich zu erschüttern, und sogar was das anging, hatte sie ihre Zweifel.
»Tut es weh?«, fragte er.
Mara lachte leise, weil seine Neugier sich nun doch über seine Disziplin hinweggesetzt hatte. »Nein, aber wenn ich ein Lagerfeuer anzünden und dann in die Flammen dieses Feuers greifen würde, würde es mich genauso verbrennen wie Euch.«
»Verstehe.«
Sie halfen Karigan auf die Beine. Sie schien in Ordnung zu sein, wenn auch ein wenig wackelig, und sie verzog wegen der Kopfschmerzen das Gesicht. Mara war froh, dass die schlimmste Nachwirkung ihrer eigenen Fähigkeit ein leichtes Fieber war. Sie löschte die Flammen mit einem Gedanken, und dann machten sie sich zusammen mit Karigan auf den Weg.
HOCH DROBEN
Karigan erwachte in einem ungewohnten Bett. Sie war unter einem Stapel von Decken begraben, und an ihrer Seite spürte sie ein paar feste, warme Brocken. Steine? Sie tastete danach. Ja, Steine. Ofengewärmte Steine, um die Kälte des Winters fernzuhalten. Winter! Hatte sie irgendwie den Rest des Sommers
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