Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
raschelte es ständig, und manchmal konnte er hören, dass sich größere Tiere dort bewegten. Hin und wieder sah er das Funkeln von bösartigen gelben Augen im Schatten.
    Mindestens einmal in der Nacht war ein Geschöpf direkt zu ihm gekommen und hatte an seinem Ellbogen geschnuppert. Danach hatte er nicht mehr gezögert, seine Fähigkeit zu benutzen, um sich abzuschirmen, wenn er sich bedroht fühlte. Aber das erschöpfte ihn.
    Er spürte auch, dass noch etwas anderes im Wald am Werk war. Die Intelligenz, die er von der anderen Seite des Walls her wahrgenommen hatte, umgab ihn. Er bezweifelte nicht, dass genau diese Intelligenz das Einzige war, das die Raubtiere davor zurückhielt, ihn in Stücke zu reißen. Ihm wurde kalt, wenn er daran dachte, dass etwas ohne eine offensichtliche Gestalt solche Macht besitzen konnte.
    Er war dankbar für den Schutz, aber er befürchtete, dass dieser ihm nicht aus Wohlwollen zuteil wurde. Tatsächlich machte es ihm Angst, dass etwas solche Macht über ihn hatte. Was würde geschehen, wenn sich die Intelligenz langweilte und beschloss, ihn nicht mehr zu schützen?
    »Muss den Wall finden«, krächzte er.
    Es war seine einzige Möglichkeit zu fliehen. Aber in welcher Richtung lag der Wall? Die Wolken und der Nebel ließen Sonne und Mond nicht durch, und so konnte er nicht feststellen, wohin er gehen musste. Und wenn er tatsächlich den Wall entdeckte, wohin sollte er sich dann wenden, um die Bresche zu finden?

    Eins nach dem anderen. Eins nach dem anderen …
    Der erste Schritt war Nahrung, denn wenn ihn die Raubtiere des Waldes nicht töteten, würden es die andauernde Nässe und Kälte und der Hunger tun.
    Mit diesem Gedanken griff er nach einer Larve und spürte, dass ihn alle Augen des Waldes voller Interesse beobachteten.
     
    Im Körper eines Katzenwesens duckte sich das Bewusstsein unter den Wedeln eines Farns und beobachtete den Mann. Es beobachtete ihn ununterbrochen, wenn er schlief, wenn er nach Essen suchte, wenn er sich erleichterte. Er war verletzt und schwach, und die Katze hätte ihn gern gefressen, aber das Bewusstsein unterdrückte dieses Bedürfnis und hielt auch andere Raubtiere zurück.
    Vor langer Zeit hatte das Bewusstsein gelernt, dass Beobachtung ein sehr geeignetes Werkzeug darstellte, wenn man etwas über andere erfahren wollte. Man beobachtete, wie das Subjekt seinem Alltag nachging und wie es auf seine Umwelt reagierte. Manchmal manipulierte man die Situation, um zu sehen, wie gut sich das Subjekt anpasste.
    In diesem Fall stellte das Bewusstsein fest, dass der Mann verzweifelt war und sich überhaupt nicht gut an den Wald anpassen konnte.
    Die Präsenz des Mannes bewirkte auch, dass immer mehr Erinnerungen erwachten. Einstmals hatte das Bewusstsein das Volk, dem dieser Mann angehörte, als widerwärtig betrachtet.
    Barbaren hatte Hadriax sie genannt.
    Hadriax – an ihn zu denken löste weitere Erinnerungen aus. Das Bewusstsein erinnerte sich daran, wie er hochgewachsen und stolz auf dem Schiff gestanden hatte, das seine Heimat auf der Suche nach fernen Ländern verließ.

    O Hadriax mit deinem blonden Haar und den blauen Augen!
    Er war ein Soldat, Gelehrter und Edelmann am Hof von Arcos V. gewesen und der beste Freund des Bewusstseins.
    Das Bewusstsein überließ sich seinen Erinnerungen an Kais, auf denen sich die Menschen drängten, um Blumen ins Wasser zu werfen, als die Schiffe in See stachen. Die Fischereiflotte und das Flaggschiff der arcosischen Marine eskortierten sie aus dem Hafen.
    Terravissay, Hauptstadt von Arcoisa und Sitz des Kaisers, erhob sich über den Hafen, und das war der letzte Blick der Reisenden auf die Heimat, auf die großen Gebäude der Stadt mit ihren gerillten Säulen und goldenen Kuppeln, ihrer perfekten Symmetrie und den verspielten Springbrunnen, den Basreliefs und den Statuen, die die Gärten schmückten. Ein Ort des Intellekts und der Kultur.
    Hoch über allen anderen Gebäuden ragten die Türme des Gotteshauses, und noch höher stand der Palast des Kaisers von Arcosia.
    Trauer befiel das Bewusstsein, und die Katze schrie gequält auf und begann sich zu putzen, um sich zu trösten.
    Ich bin hier an diesem Ort und nicht in Arcosia. Warum?
    Die einzige Antwort, die es finden konnte, war der Gedanke an Abenteuer, obwohl das nicht vollkommen zuzutreffen schien. Es gab noch mehr.
    Als das Bewusstsein wieder den Mann beobachtete, erinnerte es sich daran, dieses Volk bekriegt zu haben, viele Jahre lang. Ja, es hatte sie

Weitere Kostenlose Bücher