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Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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dieser Zeit der Not allein lassen?
    Sie wollte Antworten, und zwar sofort.

    Am Offiziersquartier angekommen, schlug sie fest gegen Hauptmann Mebstones Tür, aber als die Tür tatsächlich aufging, wich sie überrascht zurück. Der Hauptmann stand auf der Schwelle, umrissen vom Licht einer Lampe, das ihre Wangen noch eingefallener aussehen ließ. Ihr für gewöhnlich so ordentlicher Zopf war ein Durcheinander aus wirren Strähnen. Sie trug ein altes, sehr verknittertes Hemd. Alles in allem sah sie aus, als hätte eine Krankheit sie ausgelaugt.
    Zunächst brachte Karigan kein Wort heraus, und als sie ihre Stimme wiederfand, konnte sie nur »Alton!« sagen. Es war wie eine Anklage.
    Das Schweigen des Hauptmanns fachte ihren Zorn jedoch wieder an. »Was ist mit Mara? Was ist mit Ephram? Wie konnte das passieren? Wie konntet Ihr das zulassen?«
    Sie wütete weiter, ließ ihren ganzen Zorn am Hauptmann aus. Laren Mebstone schwankte in der Tür, als wäre sie geschlagen worden.
    »Warum?«, fragte Karigan noch einmal. »Warum habt Ihr das geschehen lassen? Warum habt Ihr alles mir überlassen?«
    Der Hauptmann hob die bandagierten Hände vors Gesicht, als wolle sie Schläge abwehren. Inzwischen war das Feuer in Karigan niedergebrannt, und sie fühlte sich so verkohlt wie die Reiterunterkunft. Auf der Schwelle sank sie auf die Knie.
    Laren Mebstone zog sich zurück und schloss die Tür.
    Karigan tat das Einzige, was ihr noch blieb: Sie ging in den Stall. Aber selbst Kondor konnte sie nicht trösten. Sie stieg auf den Heuboden und rollte sich auf einem Heuhaufen zusammen, umschlang den Oberkörper mit den Armen, zu betäubt, zu bedrückt, um etwas anderes zu tun, als ins Dunkel zu starren, und nur das Scharren von Pferdehufen drunten störte sie hin und wieder.
    Dann kam jemand mit einer Laterne in den Stall.

    »Karigan?«, rief König Zacharias.
    Sie vergrub den Kopf unter den Armen, verärgert über die Störung. Warum konnte er sie nicht in Ruhe lassen?
    Ein anderer Teil von ihr sehnte sich danach, von ihm getröstet zu werden.
    Das Licht flackerte und bewegte sich, als der König nach ihr suchte. Sie sollte sich wohl geschmeichelt fühlen, dachte sie, dass der König von Sacoridien sich so um seinen Grünen Reiter sorgte.
    Er blieb unten an der Leiter stehen. Sie betete darum, dass er wegging, und zugleich darum, dass er hinaufsteigen und sie finden würde.
    Die Leiter knarrte, als er auf die unterste Sprosse stieg, und das Licht wurde heller, je höher er kam. Als er auf dem Heuboden stand, hatte sie die Hände vor die Augen geschlagen.
    »Karigan«, sagte er. »Es tut mir schrecklich leid. Viel mehr, als ich mit Worten ausdrücken könnte. Ich weiß, dass du … dass Ihr und Alton einander nahestandet.«
    Er setzte sich neben sie, und sie versuchte, gegen die Trauer anzukämpfen, aber seine Gegenwart schien alles nur noch schlimmer zu machen.
    »Es tut mir leid«, sagte er abermals.
    Bevor Karigan noch etwas anderes denken konnte, überwältigte die Trauer sie, und sie wurde am ganzen Körper von Schluchzen geschüttelt.
    Sie wusste nicht, wann oder wie es geschah, aber der König zog sie an seine Schulter, wo sie ihr Gesicht vergraben konnte. Er hielt sie im Arm, während sie weinte.
    »Ich kann nicht glauben, dass er tot ist.«
    »Ruhig …«, murmelte der König.
    Als sie keine Tränen mehr hatte, lehnte sie sich gegen ihn, die Wange an seinem klopfenden Herzen.

    König Zacharias hielt sie im Arm, bis sie vollkommen erschöpft war. Nur verschwommen bemerkte sie, dass er sie in ein weiches Nest aus Heu legte und sie mit einer Decke zudeckte, und danach schlief sie ein. Sie wusste nicht, wie lange er an ihrer Seite gewacht hatte. Vielleicht war es alles nur ein Traum gewesen.
    Sie strich mit der Hand über die Decke. Sie war aus weichem Baumwollsamt. Karigan riss die vom Weinen geschwollenen, brennenden Augen auf und stellte fest, dass es überhaupt keine Decke war, sondern König Zacharias’ blaue Jacke. Sie zog sie ans Kinn, roch seinen angenehmen Duft. Das brachte ihr ein wenig Frieden, so als umarme er sie wieder.
    Graues Licht fiel durch Risse in der Stallwand auf den dunklen Heuboden. Drunten bewegten sich die Pferde, und sie konnte Kondors Schnarchen heraushören. Bald würde Hep zur Morgenfütterung kommen, und dann würde es in der Burg wieder lebendig werden, ganz so, als wäre Alton nicht tot.
    Sie musste wieder weinen; Tränen liefen ihr über die Wangen, aber sie war so ausgewrungen, dass ihr nicht

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