Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botin des Koenigs reiter2

Die Botin des Koenigs reiter2

Titel: Die Botin des Koenigs reiter2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
Vom Netzwerk:
zu. Sie wusste, sie hätte sie eigentlich zurückbringen müssen, aber diese eine Nacht würde sie ihm wohl noch nicht fehlen. Im Augenblick war die Jacke der einzige Trost, der ihr geblieben war.
     
    Früh am nächsten Morgen wurde sie von einem Läufer des Grünen Fußes zum König gerufen. Widerstrebend legte sie sich die Jacke über den Arm und eilte hinter dem Jungen her.
    Zu ihrer Überraschung führte der Läufer sie nicht zum Thronsaal oder ins Arbeitszimmer des Königs, sondern in einen normalerweise verlassenen Flur, in dem es jetzt ausgesprochen geschäftig zuging. Lampen beleuchteten ein ganzes Heer von Dienern, die die Wände und den Boden schrubbten. Der König stand neben seinem Kammerdiener und dirigierte die Arbeit, wobei er einen Säbel, ihren Säbel, als Zeigestock benutzte. Zwei Waffen standen einander gegenüber an den Wänden.
    »Guten Morgen, Reiter G’ladheon«, sagte der König.
    »Guten Morgen, Exzellenz.«
    »Was haltet Ihr davon?« Er zeigte mit dem Säbel den Flur entlang.
    »Was ich davon halte? Ich – äh, worum geht es denn eigentlich?«
    Der König streckte die Hand aus und pflückte einen Heuhalm aus ihrem Haar. Ihre Wangen glühten. »Ihr habt doch nicht vor, auf dem Heuboden wohnen zu bleiben?« Seine Stimme war leise, aber es lag etwas Spielerisches in seiner Haltung. Er war wie der Monat Janure, stets wechselhaft,
stets unberechenbar. Dann begriff sie, was er meinte, und sie warf einen Blick den Flur entlang, einen Flur, der viele Türen hatte, die zu kleinen Zimmern führten.
    »Ja, Reiter«, sagte er. »Es ist Zeit, dass die Grünen Reiter nach Hause kommen.« Er nahm ihren Arm. Zusammen gingen sie den Flur entlang, und der König zeigte auf die Arbeiter, die sich anstrengten, alles in Ordnung zu bringen. Karigan zweifelte ein wenig daran, dass diese Unmengen von Schimmel und Staub wirklich entfernt werden könnten.
    »Bevor Agates Sealender begann, den Reitern zu misstrauen«, erklärte der König, »haben sie hier gewohnt, direkt hier in diesem Flur. Und hier werden sie wieder wohnen.«
    Die Fenster in diesem Flügel waren nur Schießscharten, oder sie waren vernagelt, und die Zimmer daher recht dunkel. Wie sollten sie möbliert werden? Wie sollte man sie im Winter heizen? Hunderte solcher Fragen gingen Karigan durch den Kopf, aber sie sprach sie nicht aus, da der König so offensichtlich mit sich zufrieden war.
    »Ich weiß, es wird nicht so sein wie in der schönen alten Unterkunft, an die Ihr gewöhnt wart«, sagte er, »aber ich denke, sobald alles sauber und aufgeräumt ist und bewohnbar gemacht wurde, werden die Reiter neues Leben in diesen Teil der Burg bringen. Ich verspreche Euch, es wird viel einladender aussehen als jetzt. Inzwischen könnt Ihr und die anderen Reiter im Westflügel wohnen.« Er zwinkerte ihr zu. »Quartiere wie für Staatsbesucher – sehr gut ausgestattet. Sperren wird sich darum kümmern.«
    Karigan musste schlucken.
    »Ich denke, Ihr hättet den hier wohl gerne wieder.« Er reichte ihr den Säbel mit dem Griff voran.
    Sie nahm die Waffe entgegen und reichte dem König seine Jacke. »Danke«, sagte sie, »für alles.«

    »Sehr gern geschehen.« Ein Hauch eines Lächelns, das nur für sie bestimmt war, umspielte seine Lippen. Er setzte dazu an zu gehen, aber dann wandte er sich ihr noch einmal zu. »Ich erwarte, dass Ihr bei den Besprechungen an diesem Nachmittag anwesend seid«, sagte er. »Cummings wird Euch entsprechend informieren.«
    Damit ging er, und seine Waffen folgten ihm. Karigan blieb im Flur stehen, wo die Arbeiter weiterschufteten. Wer war Cummings, und wo sollte sie ihn finden? Welche Besprechungen?
    Sie schüttelte den Kopf und wollte gehen, aber dann hielt sie plötzlich inne, denn sie hatte das Gefühl, beobachtet zu werden. Sie warf einen Blick zurück, aber von den Arbeitern hatte sich keiner umgesehen; sie waren alle auf ihre Aufgaben konzentriert.
    Ein leichter Luftzug berührte ihre Wange, und leises Murmeln drang an ihr Ohr. Luftzüge wirbelten um ihre Beine und lösten sich dann auf.
    Sie schauderte und verließ rasch diesen Flur, der ihr künftiges Zuhause sein sollte.

NACHRICHTEN VOM WALL
    Cummings, so erfuhr Karigan schon bald, war der persönliche Sekretär des Königs, ein sehr fähiger Mann, der nicht im Verwaltungsflügel arbeitete, sondern im Königlichen Büro im Westflügel. Jeden Morgen schickte er einen Läufer vom Grünen Fuß in Karigans luxuriöses neues Quartier, der ihr eine Liste von Besprechungen

Weitere Kostenlose Bücher