Die Botin des Koenigs reiter2
tapfer angeführt.«
Seine Miene war so ernst, so dankbar, dass Karigan ihm verzieh, die Geschichte von ihrem Ritt nach Darden aufgebracht zu haben.
Der König bat Sperren, sich darum zu kümmern, dass Hendry gut untergebracht war, und nachdem der junge Lord sich verabschiedet hatte, lehnte er sich in seinem Sessel zurück.
»Was haltet Ihr von dem neuen Lordstatthalter Penburn?«
Karigan nahm an, dass er keine rasche Einschätzung wollte, sondern das gemessene Urteil eines Beraters.
»Seine Trauer um seine Mutter scheint echt und tief empfunden zu sein.« Die Worte brachten ihre eigenen Gefühle quälend dicht an die Oberfläche. »Er ist unerfahren, aber er ist in gewissem Maß vertraut mit den Erfordernissen seiner neuen Rolle. Und ich denke … ich denke, er wird seine Sache gut machen.«
Der König strich sich übers Kinn. »Ich bin ganz Eurer Meinung. Er wird ein Gewinn für seine Provinz sein.«
Und für seinen König. Karigan glaubte, die Worte beinahe laut hören zu können.
Dann fügte der König wie beiläufig hinzu: »Er ist allerdings jung und unerprobt, und erst seine neue Stellung wird zeigen, was für ein Mensch er wirklich ist. Seine Moral wird von dieser neuen Macht geschmiedet, und man wird sehen, was dabei herauskommt.«
Er sprach wie ein Mann, der genau wusste, wie es war, von einer Führungsrolle geschmiedet und gehärtet zu werden. Er hatte diesen Prozess selbst durchgemacht und war klar und echt daraus hervorgegangen, aber er hatte auch gesehen, was die Macht anderen antun konnte, wie zum Beispiel seinem Bruder. Andere waren von Gier und Hunderten anderer Untugenden korrumpiert worden, und dann hatten sie sich gegen das Volk gewandt, das sie doch zu beschützen geschworen hatten.
»Lord D’Ivary hielt man ebenfalls für einen fähigen Mann, für einen freundlichen und großzügigen Menschen«, sagte der König, »bis er seinem Vetter als Clanoberhaupt und Lord der Provinz nachfolgte.«
Die Tür öffnete sich knarrend, und Sperren steckte den
Kopf herein. »Ein Bote vom D’Yer-Wall möchte Euch sehen, Sire.«
Der König warf Karigan einen Seitenblick zu. »Ist das in Ordnung?«, fragte er leise. »Er hat vielleicht Nachrichten über Alton.«
Sie fühlte sich, als schwebe sie in der Luft, und hoffte entgegen aller Logik, dass der Bote gute Nachrichten überbringen würde, dass Alton vielleicht doch noch am Leben sei. Aber sie wusste, es konnten keine guten Nachrichten sein. Ihre Hoffnung war falsch. Alton war tot. Dennoch, sie musste mit anhören, was der Bote zu sagen hatte.
»Ich werde bleiben«, sagte sie.
Der König sah sie besorgt an, aber dann gab er Sperren ein Zeichen, den Boten hereinzuführen. Der Mann trug die blaue und goldene Livree der Provinz D’Yer und sah aus wie jemand, der einen langen, anstrengenden Weg hinter sich hatte. Er kniete vor dem König nieder.
»Steht auf«, sagte König Zacharias. Dann fragte er: »Ihr bringt mir Nachrichten vom Wall?«
»Ja, Sire. Lordstatthalter D’Yer hat mich zu Euch geschickt, denn er wünschte, Euch vom Dahinscheiden seines Bruders Lord Landrew D’Yer zu in Kenntnis zu setzen.«
Der König richtete sich verblüfft auf. »So kurz nach dem Tod von Lord Alton?«
Der Bote nickte und sah den König bedrückt an. »Ja, Sire. Lord Landrew ist über den Wall gestiegen, um nach seinem Neffen zu suchen. Er und die meisten Soldaten, die ihn begleiteten, wurden getötet. Wir waren im Stande, das … das, was von Lord Landrew übrig war, zu bergen.«
»Die Götter seien ihm gnädig«, sagte der König.
Er befragte den Boten weiter, wollte wissen, wie viele Soldaten umgekommen waren und unter welchen Umständen.
Karigan hörte die Antworten nicht, denn ihre Gedanken wandten sich Alton zu. Wenn sein Onkel so schnell umgekommen war, dann hatte er bestimmt das gleiche Schicksal erlitten. Das Böse, das im Schwarzschleierwald lauerte, hatte Alton so sicher getötet, wie am Morgen die Sonne aufging.
»Und ihr habt keine Spur von Lord Alton gefunden?«, fragte der König den Boten. Er warf Karigan einen Blick zu, um zu sehen, wie sie es aufnahm.
»Nein, Sire, aber eins ist erstaunlich …«
»Ja?«
Der Bote schüttelte sich, als wäre er einen Augenblick lang in Gedanken versunken gewesen. »Lord Altons Pferd, Sire. Ich habe so etwas noch nie gesehen. Das Tier steht an der Bresche und will den Wall nicht verlassen, ganz gleich, was wir tun. Wir haben es weggescheucht, aber es kommt zurück. Wir haben es bei den anderen Pferden
Weitere Kostenlose Bücher