Die Botin des Koenigs reiter2
wo sich zuvor Häuser befunden hatten.
Laren ritt an der Spitze eines Dutzends von Reitern; ihr Säbel
schlug gegen ihre Seite. In jedem Dorf, durch das sie ritten, kamen verängstigte Menschen angelaufen und fragten, was der König tun würde, um alles wieder in Ordnung zu bringen.
Laren wusste keine Antwort, aber sie tröstete sie, so gut sie konnte.
Je weiter sie sich von der Hauptstadt entfernten, desto stiller wurde Karigan. Sie beteiligte sich kaum an den Scherzen am Lagerfeuer, als wäre sie ganz in Gedanken versunken, und in der Nacht redete sie im Schlaf Unsinn, oder vielleicht war es auch eine Sprache, die Laren nicht verstand. Obwohl Karigans Verhalten nicht besonders auffällig war, unterschied es sich doch von ihrer üblichen Art, sodass Laren es bemerkte und sie sorgfältig beobachtete.
Beunruhigender war jedoch im Augenblick die Entdeckung, dass sie verfolgt wurden. Laren sah mehrmals aus dem Augenwinkel eine berittene Gestalt, ein kurzes Aufblitzen von Weiß, aber wenn sie sich im Sattel umdrehte, um besser sehen zu können, war der Reiter weg, im Wald verschwunden. Da er sie nicht direkt bedrohte, sprach sie nicht mit den anderen darüber, denn sie wollte sie nicht unnötig in Sorge versetzen. Ihr Verfolger schien sich damit zufrieden zu geben, sie zu beobachten. Zumindest im Augenblick.
Am vierten Tag ihres Ritts kamen sie zu ein paar uralten Ruinen, einstürzenden Steinmauern, die von Pflanzen überwuchert waren. Sie beschlossen, hier ihre Mittagspause einzulegen. Die meisten Reiter verteilten sich ein wenig, um im Schatten zu sitzen und einen Happen essen zu können.
Karigan jedoch stand da und starrte die Ruinen an. Laren trank einen Schluck aus dem Wasserschlauch und beobachtete sie, bemerkte, wie glasig ihr Blick geworden war, als wären ihre Gedanken ganz woanders, weit entfernt. Ihre Miene war schwer zu deuten, als brodelten tausend Gefühle in ihr.
Schließlich ging Laren zu ihr. »Was siehst du?«, fragte sie.
»Eine Schlacht. Hier haben die Streitkräfte von Alessandros del Mornhavon über die Aufständischen gesiegt, die sich nicht vor dem Kaiserreich beugen wollten. Brennende Häuser, schreiende Kinder, Pfeile, magisches Feuer …«
Laren runzelte die Stirn. »Karigan?«
Karigan schüttelte sich, blinzelte und wandte sich Laren mit einem dünnen Lächeln zu. »Ja, Hauptmann?«
Die Veränderung war verblüffend. »Ist alles in Ordnung? Wenn du dich nicht gut fühlst, könnte ich dich zurückschicken …« Karigan schien überrascht. »Mit mir ist alles in Ordnung, Hauptmann, wirklich. Ich brauche nicht zurückzureiten. Ist das alles?«
Laren nickte, und Karigan ging zu Dale, setzte sich neben sie in den Schatten eines Baums und führte ein angeregtes Gespräch mit ihr, als wäre nichts Außergewöhnliches passiert.
Laren kehrte zu Sperling zurück, der in der Nähe graste, und fuhr ihm mit der Hand über den Hals.
»Ich hoffe, du wusstest, was du tust, als du uns überredet hast, zum Wall zu reiten.«
Sperling hielt mit Grasen inne und hob den Kopf, um sie anzusehen. Bildete sie sich das nur ein, oder war sein Blick verlegen? Zumindest war er nicht gerade ermutigend.
Am Abend saß Laren allein neben einer Laterne und sah sich Landkarten der Provinz D’Yer und des Walls an. Es war länger her, seit sie in diesem Gebiet unterwegs gewesen war, und sie wollte sich wieder damit vertraut machen, besonders mit dem Bereich nahe der Bresche.
Am nächsten Morgen würde sie Tegan zur Residenz von Lordstatthalter D’Yer schicken und ihn wissen lassen, was die Reiter vorhatten und wie es im Land aussah. Je nachdem,
wie Tegans Begegnung mit dem Statthalter verlief, würde sie entweder nach Sacor zurückkehren, um dem König Bericht zu erstatten, oder wieder zu den Reitern am Wall stoßen.
Laren blickte auf, als sie Schritte hörte, und sah Ty, der mit einem dampfenden Becher in jeder Hand auf sie zukam. »Tee«, sagte er.
Laren nahm vorsichtig einen Becher entgegen. »Danke.«
»Prüft Ihr die Route?«, fragte er mit einem Blick auf die Landkarte.
»Sie ist ziemlich problemlos, und wenn ich es recht verstehe, gibt es einen Weg bis direkt zum Wall.«
»Ich bin nie dort gewesen«, sagte Ty. »Für gewöhnlich reiten wir zur Residenz des Lordstatthalters, wenn es Botschaften in die Provinz D’Yer zu bringen gibt.« Dann zögerte er. »Hauptmann, würde es Euch stören, wenn ich mich einen Augenblick hinsetze?«
»Nicht im Geringsten.« Laren deutete neben sich auf den Boden. Im
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