Die Botin des Koenigs reiter2
nutzen, damit sie sich selbst nutzen können. Lord Adolind hat einen Weg gefunden zurechtzukommen, und er hat erheblich geringere Mittel zur Verfügung als die Provinz D’Ivary.«
D’Ivary verzog mürrisch das Gesicht, dann zwang er sich zu einer neutralen Miene.
Zacharias beugte sich vor. »Vor nicht allzu langer Zeit habt Ihr den Mantel des Lordstatthalters entgegengenommen und mir einen Treueid geschworen. Werdet Ihr mir Euer Ehrenwort geben, dass den Flüchtlingen nichts zustoßen wird?«
D’Ivary blies die Wangen auf. »Selbstverständlich, Sire.« Er verbeugte sich. »Ich werde mich Euren Wünschen fügen, bei meiner Ehre.«
Laren berührte ihre Brosche mit dem geflügelten Pferd und spürte mit ihrer besonderen Fähigkeit nach, ob D’Ivary die Wahrheit gesagt hatte. Die Antwort kam wie ein Streicheln im Geist zu ihr, und sie überraschte sie.
Nachdem D’Ivary gegangen war, gefolgt von seinem Sekretär, wandte sich der König ihr zu – nicht länger gestrenger Herrscher, sondern einfach nur ein sehr müder Mann.
»Nun?«, fragte er.
Laren lächelte. »Er hat die Wahrheit gesagt. Er wird diesen Leuten keinen Schaden zufügen.«
Zacharias zog die Brauen hoch. »Seid Ihr sicher?«
»Es war eine sehr eindeutige Antwort.«
Er nahm den glänzenden Silberreif von der Stirn und fuhr sich mit den Fingern durch das bernsteinfarbene Haar. »Selbstverständlich. Ich sollte nicht einmal fragen. Ihr habt Euch noch nie geirrt. Es ist nur … es fällt mir schwer, ihm zu trauen.«
»Das gilt für sie alle«, sagte Colin. »Für alle Lordstatthalter.«
Diese trocken vorgebrachte Bemerkung brachte Laren und Zacharias, die beide von dem langen Tag erschöpft waren, zum Lachen.
»Wahrhaftig«, sagte der König dann, »so sehr diese Menschen aus dem Norden die Regierung verachten, sie befinden sich innerhalb unserer Grenzen. Da kein Adliger für sie eintritt, besonders gegenüber Leuten wie Hedric D’Ivary, haben sie niemanden außer mir.«
»Was sie leider nicht zu schätzen wissen«, murmelte Colin.
Hört, hört, dachte Laren. Die Grenzbewohner hatten keine Ahnung, wie sehr ihr König sich für sie einsetzte. Sie würden es ihm wahrscheinlich nicht einmal danken, wenn sie es wüssten. Nichteinmischung war alles, was sie wollten – selbstverständlich nur, bis sie Hilfe brauchten. Laren war
zwar einverstanden damit, dass Zacharias diese Leute unterstützte, aber sie wusste auch, dass es ihn bei den Statthaltern nicht beliebter machen würde, und auch nicht bei den schwer arbeitenden einfachen Leuten in den Provinzen, die treu ihre Steuern zahlten und die Gesetze des Königs achteten.
Bevor sie weitersprechen konnten, wurde es am Eingang zum Thronsaal unruhig. Ein Junge in der Livree des Grünen Fußes stürzte herein und rannte über den Läufer, der zum Thron führte. Laren und Zacharias wechselten einen Blick und fragten sich, was an diesem Tag wohl noch geschehen würde.
Der Junge stolperte vor dem König auf die Knie, und Laren verzog bei diesem ungeschickten Gruß das Gesicht, aber sie bemerkte die Spur eines amüsierten Lächelns auf Zacharias’ Lippen. Vielleicht erinnerte er sich daran, wie er selbst als Junge gewesen war.
»Steh auf, Junge«, sagte er.
Das tat der Bote. Seine Wangen waren vom Laufen gerötet. Er war höchstens elf Jahre alt, und wirres blondes Haar fiel ihm in die Augen.
»Du hast eine Botschaft für den König, Josh?«, fragte Laren.
Der Junge schien verblüfft, dass sie seinen Namen kannte. Die Läufer vom Grünen Fuß hielten Hauptmann Laren Mebstone für sehr beeindruckend, das wusste sie aus Gesprächen mit Gerad, ihrem Anführer.
»Lady … Hauptmann«, stotterte der Junge mit leicht zitternder Lippe. »Ja, ich habe eine Botschaft.«
Der Grüne Fuß bestand aus einer Gruppe von jungen Leuten – viele von ihnen Kinder aus dem niederen Adel oder von wichtigeren Bediensteten –, die innerhalb der Burg Botschaften austrugen. Sie wurden an den Hof geschickt, um mehr über das höfische Leben zu lernen und die kleine Schule der
Burg zu besuchen, was ansonsten für viele dieser Kinder, die oft aus verarmten Familien stammten, unmöglich gewesen wäre. Melry, Larens Adoptivtochter, hatte für den Grünen Fuß gearbeitet, bis sie nach Selium zur Schule gegangen war.
Anders als Grüne Reiter hatten sie keine magische Berufung, und sie verfügten auch über keine besonderen Fähigkeiten. Laren hatte nichts mit ihren alltäglichen Aufgaben zu tun, aber theoretisch war Gerad
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