Die Botin des Koenigs reiter2
Krieg weitergeht.«
»Still.« Der König nahm sie in die Arme und drückte seine Wange an ihre. »Wir werden siegen.«
Lil lehnte sich an ihn und erwiderte die Umarmung. »Du bist immer noch ein störrischer Narr.«
»Bin ich das? Vielleicht, weil ich dich liebe.«
Karigans Wangen begannen zu glühen, als die Umarmung vertraulicher wurde, und sie stieß gegen den Tisch, was bewirkte, dass ein paar Schriftrollen sich selbstständig machten. Bevor sie noch merkte, was sie tat, hatte sie schon eine festgehalten, damit sie nicht vom Tisch fiel. Der König und Lil lösten sich voneinander und schauten in ihre Richtung, obwohl sie sie nicht sehen konnten.
»Wer ist da?«, fragte Lil.
König Jonaeus zog das Schwert. »Zeige dich, Magier! Nur ein Feigling hüllt sich in einen Zauber.«
Der Erste Reiter berührte die Brosche. Karigans eigene Brosche schien sie zu stechen, und sie schrie auf. Sie fiel zurück, als reiße sie jemand ein Stück zurück, und die Zeitreise begann von Neuem.
Lil Ambrioth und König Jonaeus verschwammen in gleißendem Licht. Stimmen erklangen in unglaublicher Geschwindigkeit und verklangen gleich darauf wieder in der Ferne. Durch Licht und Dunkelheit reiste sie, ohne sich tatsächlich zu bewegen.
Diesmal dauerte es länger, und sie begann sich mit wachsender Panik zu fragen, ob es wohl jemals enden würde, und wenn ja, wo – oder wann – sie landen würde.
Sie schloss die Augen, als Luftströmungen ihr ins Gesicht fegten, frisch, dann muffig, kalt, dann warm, feucht, dann trocken und rauchig.
Als das Gefühl von Bewegung aufhörte, öffnete sie die Augen und sah nur Dunkelheit. Nur Leere. Hörte nur Stille. Stille bis auf das Klopfen ihres eigenen Herzens.
War sie an den Punkt zurückgekehrt, wo und wann sie begonnen hatte? Wie konnte sie das herausfinden? Während sie dort saß und sich fragte, was sie tun sollte, senkte sich Kälte über sie wie der Mantel des Winters. Sie drang ihr bis ins Mark, und sie schauderte unbeherrscht. Ihre Zähne klapperten.
Trübes Licht umriss den Eingang des Zimmers, in dem sie sich befand, erst nur ein wenig, dann wurde es immer heller. Sie zwang sich, mit dem Zittern aufzuhören, und hörte leise Schritte.
»Hallo?«, rief sie, aber sie erhielt keine Antwort.
Das Licht wurde heller und beleuchtete nun auch das Zimmer. Es kam von einer Lampe, und dann schaute ein Gesicht zur Tür herein. Karigan stand sich selbst gegenüber. Sie war so verblüfft, dass sie nichts sagen konnte.
Die andere Karigan hob die Lampe und blinzelte, als ob sie versuchte, etwas zu erkennen.
Eine Gestalt blieb direkt hinter ihr in der Tür stehen. Sie war schwarz gekleidet und verschwamm überwiegend mit dem Flur dahinter, obwohl sie selbst eine Lampe bei sich hatte. Fastion!
»Erinnerungen?«, fragte er.
Die andere antwortete nicht. Sie schien zu tief in Gedanken versunken und erlebte vielleicht tatsächlich die Vergangenheit in Gedanken noch einmal.
Fastion ging wieder in den Flur hinaus. »Hier entlang, Reiter.«
Die andere Karigan folgte nicht sofort, sondern befeuchtete sich die Lippen und schaute wieder ins Zimmer. »Augenblick«, sagte sie ins Dunkel, und ihre Stimme bebte leicht.
Mit wem sprach sie? Mit ihr? War die andere Karigan sich ihrer Gegenwart bewusst?
»Du bist zu weit gereist. Du musst zurückkehren«, sagte sie, dann drehte sie sich um und ging.
»Wie?« Aber die andere Karigan – die Karigan der Zukunft? – konnte sie nicht hören und eilte davon, und ihr Lampenlicht verblasste, so wie ihre Schritte verhallten.
»Warte!«, rief Karigan. Sie versuchte aufzustehen, um der anderen zu folgen, aber sie hatte nicht die Kraft und fing wieder an zu zittern. Aufs Neue war sie in vollkommener Dunkelheit und Stille gefangen, und die Kälte drang ihr in die Knochen.
Ich bin zu weit gereist. Jetzt muss ich zurückkehren … Sie dachte über die Worte der anderen nach und fragte sich, wie sie das anfangen sollte. Wie …
Sie streifte ihre Brosche mit den Fingern, und wieder wurde sie durch die Zeit gerissen.
FLÜSTERER
»Für den Ruhm von Arcosia«, sagte Weldon Spurlock.
»Für den Ruhm von Arcosia«, wiederholten die anderen.
Einer nach dem anderen hoben sie die Hände, die Handflächen zur Mitte des Kreises gerichtet. Jede Handfläche zeigte die Tätowierung eines toten schwarzen Baums.
Sie waren die Echten, seine Gefolgsleute, direkte Nachkommen jener, die vor tausend Jahren aus dem arcosischen Reich nach Vangead gekommen waren, um neues Land
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