Die Botin des Koenigs reiter2
Debatte nur mit einem Ohr folgte, fühlte es sich jedoch an, als beobachte ihn jemand, so unmöglich das auch war. Er warf einen Blick über die Schulter, aber er sah nichts als die sich bewegenden Schatten der Gruppe.
Er schauderte und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Debatte zu. Er würde sich nicht von Dakrias Browns Aberglauben anstecken lassen.
Stimmen erklangen innerhalb von Karigans Schädel; aufgeregtes Flüstern, das einfach nicht verschwinden wollte. Wussten sie denn nicht, dass sie sich ausruhte? Sie war so müde, am Rand des Schlafs. Sie musste dem Schmerz in ihrem Kopf entkommen, und ihr war so kalt, aber die Flüsterer ließen sie nicht in Ruhe.
Sie öffnete die Augen, und durch den Dunst sah sie die Flüsterer. Sie hatten sich in einem Kreis zusammengedrängt, Licht fiel auf ihre Gesichter und umriss ihre Körper in dem dunklen Zimmer. Ihre Schatten tanzten gespenstisch auf den Steinwänden. Ihre Züge verschwammen vor ihren Augen, als wären sie unter Wasser, und Karigan schien hundert Meilen von ihnen entfernt zu sein, obwohl sie vielleicht nur ein paar Schritte weg waren.
War dies die Zukunft, die sie sah, oder die Vergangenheit? War es einfach nur ein Traum?
»Wir müssen dafür sorgen, dass der Wall zerstört wird«, sagte einer der Flüsterer.
Nein, wollte Karigan widersprechen, aber als sie den Mund öffnete, kam nichts heraus.
»Die Macht dringt durch die Bresche. Das muss es sein, was hinter all diesen seltsamen Ereignissen steht.«
»Unsere Zeit ist gekommen. Es ist das Zeichen, auf das wir gewartet haben.«
»… erheben. Mit den D’Yers werden sie schon fertig, wenn …«
»… das Zweite Reich wird …«
Karigan war nicht im Stande, sich auf die Worte zu konzentrieren, und der Dunst verschlechterte ihre Sicht noch weiter. Es gab auch andere hier, Lauscher, die über den Flüsterern schwebten, Schleier aus milchigem Licht, das hin und her zuckte, über der Gruppe und um sie herum, ohne dass die Flüsterer etwas bemerkt hätten.
Einer der Lauscher hielt lange genug inne, um die Gestalt eines schimmernden Mannes anzunehmen, der außerhalb des Flüstererkreises stand. Er schwang ein durchscheinendes Schwert und stieß es durch einen der Flüsterer, aber der Flüsterer fiel nicht und schien die Phantomklinge nicht einmal zu spüren. Der Lauscher verlor an Gestalt und schoss wieder nach oben, um über der Gruppe zu schweben.
Ein seltsamer Traum, dachte Karigan. Sie zog die Knie an die Brust, schloss die Augen und versank in sich selbst. So kalt …
TAGEBUCH DES HADRIAX EL FEX
Wieder ist ein Jahr in diesem Land vergangen, und ich werde es langsam müde. Unser Lager hinter der Palisade ist zu einer großen Siedlung gewachsen, in der Tausende von Soldaten untergebracht sind, die aus dem Reich eingetroffen sind. Der Wald zieht sich nördlich von uns zurück. Denn wir fällen immer mehr Bäume und verschiffen das Rohholz ins Reich. Die Küste der Ullum-Bucht ist schlammig und schmutzig geworden von der Zivilisation, und Wild lässt sich nur noch selten sehen. Selbst an Fischen gibt es nicht mehr sehr viel. Alessandros jedoch ist sehr stolz auf die Siedlung und hat sie nach sich selbst Alessanton genannt.
Alessandros’ Plan, die Sacor-Clans gegeneinander aufzuhetzen, hat sich als erfolgreich erwiesen und ihre Aufmerksamkeit und ihre Waffen von uns abgelenkt. Und er hat vier mächtige Clanoberhäupter auf seine Seite gezogen. Sie versprechen, treue Diener zu werden, und Alessandros verspricht ihnen im Gegenzug ein großartiges Geschenk: ewiges Leben. Wie er das erreichen will, weiß ich nicht, aber er und seine Magier konzentrieren sich im Augenblick darauf, ein Gerät zu schaffen, das ihre Macht ums Zehnfache verstärkt, damit wir das Eltland von Argenthyne einnehmen können.
Alessandros sagt, er wird dies tun, um die Möglichkeit zu finden, Arcosia zu heilen; er ist überzeugt, dass die Elt wissen, wie man Ethera übers Meer bringen kann. Er war immer
schon fasziniert von diesem Volk, das mir wie irdische Engel vorkommt, wie Auserwählte Gottes, die uns alle demütigen können.
Ich bin Soldat, aber ich fürchte diese Invasion. Ich fürchte, gegen Wesen zu kämpfen, die mir wie die Verkörperung der Engel Gottes auf Erden vorkommen. Dennoch, ich habe Alessandros versprochen, an seiner Seite zu bleiben, was immer auch geschieht. Er hatte Tränen in den Augen, als er es hörte, und er sagte, dass er keinen mehr liebt als mich.
SPURENSUCHE
Als die
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