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Die Botschaft Der Novizin

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Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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zugehört.
    »Alle nennen sie ›Signora‹. Sie stammt aus einem adligen Haus
der Stadt, aus der Familie Trevisan«, ergänzte Isabella. Langsamwagte sie es, aufzusehen und den Pater selbst genauer zu mustern. Er wirkte müde und ein wenig geistesabwesend, als denke er an etwas anderes. Doch er machte einen insgesamt entschlossenen Eindruck. »Warum seid Ihr hier?« Ihre Frage stand plötzlich im Raum, und Isabella überraschte sich selbst damit, so schnell und unkontrolliert war sie ihrem Mund entwichen. Padre Antonio stand auf, ging langsam zum Fenster und blickte lange wortlos nach draußen. Schließlich wandte er sich zu ihr um. Sie sah ein Lächeln über sein Gesicht huschen, als amüsiere ihn ihre Frage. »Ich stelle die Fragen, Schwester. Ihr antwortet. So wollen wir es halten.« Die Zurechtweisung erfolgte milde. Eines bewirkte ihre Frage zumindest: Der Priester begann sich mehr für sie zu interessieren. »Warum wollt Ihr das wissen?«
    »Ich habe keine Gelübde abgelegt, bin also keine Schwester. Weder eine Chornonne noch eine Conversa. Im eigentlichen Sinne noch nicht einmal eine Educanda, da ich den Eid, im Kloster zu bleiben, noch nicht geleistet habe. Mein Vater brachte mich erst gestern bei Tagesanbruch hierher.«
    »Gestern erst?« Die Verblüffung des Priesters war echt. »Und da müsst Ihr bereits eine solche Scheußlichkeit miterleben?« Er schüttelte den Kopf, als könne er das alles nicht verstehen. Der Pater ließ seinen Blick auf ihr ruhen. Ihr war, als bemerke er sie erst jetzt richtig.
    »Kanntet Ihr Suor Maria näher?«
    »Sie hat mich durchs Kloster geführt und sollte eine Art Betreuerin für mich sein.« Isabella sprach leise. »Jedenfalls für die ersten Wochen.«
    Der Priester umrundete sie, die Arme hinter dem Rücken verschränkt.
    »Warum hat sich Eure Tante nicht um Euch gekümmert?« Isabella schwieg. Was sollte sie auch sagen? Dass die Tante tot war? Unwillkürlich öffnete sie ihren Mund und schloss ihn wieder, ohne einen Laut von sich gegeben zu haben.
    Der Priester musterte sie nur umso aufmerksamer. »Ihr wart es, die gesagt hat, Suor Maria fehle noch!«, warf er ein.
    »Wenn Ihr es wisst, warum fragt Ihr dann?«, entgegnete sie leise. Das war eine Provokation.
    Die Stimmung im Raum kühlte merklich ab. Doch nur für einen Moment, bis Padre Antonio sich wieder gefangen hatte. »Weil ich es aus Eurem Munde hören will«, sagte er. »Warum antwortet Ihr mir nicht?«
    Jetzt sah sie hoch und wollte ihre Haare, ihre ehemals langen Haare mit Schwung zurückwerfen, doch nur die Bewegung blieb. Die Haare waren zu kurz. Die Haube hätte den Flug der Haare ohnehin verhindert. »Ihr antwortet auch nicht auf meine Fragen«, gab Isabella zurück.
    Wieder nickte der Priester und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Nun gut, dann will ich mit den Antworten beginnen. Wir untersuchen die Frauenklöster, weil wir glauben, dass das Leben dort nicht mehr den Vorstellungen unserer Mutter Kirche und denen unseres Glaubens entspricht. Damit wollen wir den üblen Entwicklungen des lutherischen Ketzertums entgegenwirken.« Er lehnte sich zurück und sah Isabella herausfordernd an, die schon längst nicht mehr den Blick senkte. »Zufrieden?« Jetzt musste sie lächeln. »Ihr wisst«, setzte der Pater hinzu, »wie sehr sich die Frauenklöster in Venedig zu Orten verändert haben, die mehr weltlichen als geistlichen Bedürfnissen dienen. Wir wollen die Frauen nicht knebeln, wir wollen sie nur zu ihren Aufgaben im Dienst des Herrn zurückführen.«
    Isabella nahm ihre Hände vom Rücken, strich mit ihnen ihre Oberschenkel entlang und glättete dabei ihre Kutte. Erst als sie sich der Bewegung bewusst wurde, blickte sie verlegen zu Bo - den. Dann hob sie energisch den Kopf. Als sich ihr Blick und der des Paters trafen, stockte ihr Atem. Sie glaubte, Marcello vor sich zu haben. Es waren dieselben Augen, dasselbe ruhige Wesen, das daraus sprach.
    »Suor Maria wusste um einen Zugang, eine Tür, durch die manvermutlich unbemerkt das Kloster betreten konnte. Sie empfing Männerbesuche«, hörte sie sich sagen.
    Padre Antonio atmete tief ein und wieder aus. Dann beugte er sich nach vorne, legte das Gewicht seines Oberkörpers auf seine Arme und verbarg das Gesicht in den Händen. »Dachte ich es mir doch. Suor Maria ist erstickt worden – erwürgt, um genau zu sein. Das kann nur eine kräftige Hand leisten. Eine männliche Hand.« Er versank eine Zeit in Schweigen. Isabella, die zuerst gespannt den Pater

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