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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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jedoch keine Antwort.
    Schritte eilten auf ihre Zellentür zu. Eine Nonne beugte sich schwer atmend über das Mädchen.
    »Hilf mir. Nimm die Beine!«, fuhr sie eine Stimme an.
    Isabella ging noch einen Schritt vorwärts, fasste die zuckenden Unterschenkel. »Was jetzt?«
    »Auf die Pritsche!«, lautete der Befehl.
    Isabella hob den Körper an den Beinen an und legte ihn auf ihre Pritsche. Als sie aufblickte, erkannte sie Suor Anna. »Ich hatte Aufsicht draußen und habe gerade die Küchenschwester abgelöst«, erklärte sie.
    »Ist Julia Contarini krank?«, fragte Isabella schüchtern nach und erinnerte sich an das, was Suor Maria ihr erzählt hatte. Man merke, dass sie erst kurz hier sei, schnaubte Suor Anna. Alle Welt wisse, dass die Contarini an der Fallsucht leide, dass man sie nicht aufregen dürfe, sonst werde sie von Anfällen überwältigt. Das sei der eigentliche Grund für ihre Einweisung ins Kloster. Wer nehme schon eine Frau, die bei jeder größeren Aufregung zu Boden stürzte, lallte und sich beschmutzte? Jetzt roch Isabella es auch. Das Mädchen hatte während seines Anfalls die Blase entleert.
    Für eine derartige Krankheit waren die Klöster die rechten Zufluchtsorte.
    »Suor Anna. Ihr seid doch nicht zufällig hier vorbeigekommen!« Isabella flüsterte, und dennoch gerieten ihr die Worte zu laut.
    Das Zittern in Julias Körper ließ nach. Suor Anna schaute, ob die Novizin sich auf die Zunge gebissen habe, doch sie konnte nichts feststellen. Es lief kein Blut aus dem Mund. »Gott sei Dank!«, murmelte die Schwester. »Es war ein schwerer Anfall. Sie wird eine Zeit lang schlafen.« Sie sah Isabella streng an. »Egal, was das Mädchen dir erzählt hat, es wird seiner Krankheit wegen niemals die Klostermauer überwinden können.«
    Nach diesen Worten wandte sie sich Isabella zu. »Niemand weiß, dass ich hier bin. Die Mutter Küchenschwester ist in ihre Zelle zurückgegangen. Wir haben noch etwas Zeit, bis ich abgelöst werde.« Suor Anna setzte sich neben Isabella und griff nach ihrer Hand. »Jetzt erzähl, Kind! Was ist heute Nacht geschehen? Warum war die Novizin hier?«
    Isabella suchte in Suor Annas Blick die übliche Neugier, fand jedoch nur Besorgnis und Wohlwollen darin. Die rötlichen Wangen der Schwester glühten regelrecht im Schein des Talglichts. Sie schwitzte, obwohl es nicht zu warm war, und presste immer wieder die Lippen aufeinander, als fühlte sie Schmerzen.
    »Warum sollte ich Euch etwas erzählen?«, fragte sie etwas pikiert. So einfach ließ sie sich nicht einlullen.
    Die Schwester nickte, als müsse sie sich bestätigen, dass sie selbst zuerst Erklärungen schuldig war. »Also, dann erzähle ich zuerst. Suor Maria ist eine Verwandte, genauer gesagt eine Base. Wir waren nicht gern hier, haben uns jedoch gegenseitig unterstützt. Auch was Männerbesuche anbelangt.« Suor Anna senkte ihre Stimme bis zu einem kaum wahrnehmbaren Flüstern. »Gestern hatte sie Besuch. Ich wusste davon; deshalb ließen wir sie schlafen. Wenn ich gewusst hätte ...«
    Isabella unterbrach die Nonne. »Da war sie bereits tot!«
    »Du sagst das so kalt, so herzlos.« Suor Anna senkte den Kopf und biss sich auf die Lippen. Sie war den Tränen nahe. Es brauchte eine Weile, bis sie wieder sprechen konnte. »Deshalb bin ich jedoch nicht hier. Ich bin deine Verbündete. Glaub mir.« Sie legte zuerst eine Hand auf die Stirn der Novizin, um deren Zustand zu prüfen. Doch Julias Atemzüge gingen wieder ruhig. Dennoch senkte Suor Anna die Stimme. »Maria war hinter dem Schlüssel her, den du auch gefunden hast. Suor Francesca hat ihn ihr gezeigt. Sie muss ihn mitgenommen haben.«
    Isabella lauschte aufmerksam. Seit die Bäckerin den Schlüssel erwähnt hatte, war sie hellwach.
    »Wusste Suor Maria, wozu er dient?« Isabella wollte der Schwestereine Falle stellen. Zumindest einen Anhaltspunkt brauchte sie, um sich sicher zu sein, dass sie nicht angelogen wurde. »Natürlich. Er schließt das Chorbuch auf. Doch Maria hatte keine Ahnung, was sie damit anfangen sollte. Das Geheimnis hatte sich ihr nicht erschlossen.« Suor Anna sah Isabella jetzt direkt in die Augen. Die Nonne hätte sie anlügen können, doch bislang stimmte das, was sie erzählte, mit dem überein, was sie selber wusste. »Suor Francesca hatte sie noch nicht eingeweiht.«
    »Habt Ihr mich abgepasst? Im Zugang zum Nonnenchor?« Ehrlich überrascht sah Suor Anna sie an. »Von welchem Zugang sprichst du?«
    Isabella überlegte kurz. Sie brauchte eine

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