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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich derart in Isabellas Kopf, dass dieser regelrecht zu schmerzen begann. Was hatte sie nur übersehen?
    Isabella kam nicht weiter, denn im selben Augenblick wurde die Zellentür langsam aufgeschoben. Ihre Haare stellten sich zu Berge. Alles ging so lautlos vor sich, dass sie nichts und niemanden hatte kommen hören. Sie hätte noch nicht einmal jetzt etwas davon mitbekommen, wenn nicht ein Luftzug den offenen Zugang verraten hätte. Sie stützte sich auf ihre Unterarme und richtete sich auf. Isabella wusste nicht, ob sie schreien oder sich still verhalten sollte. Eben wollte sie den Mund öffnen, umHilfe herbeizurufen, als eine Gestalt durch den offenen Spalt hereinschlüpfte.
    »Nicht schreien!«, hauchte die Gestalt.
    Isabella erkannte sie sofort: Julia Contarini!
    »Was tut Ihr hier? Um diese Zeit?«, fuhr sie die Novizin an. Doch in deren Gesicht mischten sich die unterschiedlichsten Gefühle, und Isabella beschloss, vorsichtig zu sein.
    »Ihr wisst um das Geheimnis. Ihr wisst es also. Ihr müsst mich nach draußen bringen. Hinüber auf die Terra ferma, an Land, weg von dieser Stadt, die uns umschließt und nicht mehr loslässt, hinunterzieht an den Grund der Lagune. Ich fühle, wie sie mich ertränkt. Langsam, ganz langsam.«
    Was sollte Isabella dazu sagen? Das Mädchen schien verwirrt und nicht recht bei Sinnen zu sein.
    »Setzt Euch, Julia «, versuchte Isabella zu beschwichtigen.
    »Ich hatte den Schlüssel in Händen. Denselben Schlüssel, den Suor Francesca und Suor Maria besessen hatten. Sie mussten dafür sterben. Habt Ihr sie umgebracht?« Die Kiefer des Mädchens mahlten, während sie lautlos weiterredete und mit einem starren Blick in das Flackern des Talglämpchens stierte. »Was wisst Ihr davon?«, fragte Isabella, jetzt doch neugierig geworden. Sie rutschte ein wenig näher an das Mädchen heran. Die Novizin schien sie nicht zu bemerken.
    »Suor Francesca hat behauptet, mit diesem Schatz in Händen könnten wir uns aus dem Kloster freikaufen. Die Mutter Kirche würde uns aus ihrer Umklammerung lassen.« Die Contarini-Tochter lächelte. »Wisst Ihr, wie das ist, wenn man sich um seine eigene Achse drehen kann, ohne einen tadelnden Blick zu erhalten? Wisst Ihr, wie man sich fühlt, wenn man aus einem Garten hinaussieht und keine Mauer vor Augen hat?«
    Isabella blieb stumm. Das Mädchen wollte keine Antwort, so viel war klar. Es wollte nur, dass ihm jemand zuhörte. Nun gut. Zuhören konnte sie.
    »Eure Tante wollte mich mitnehmen, mir die Berge zeigen, diePässe, die hinausführen aus Welschland, ins kalte Germanien. Doch besser, man friert an den Zehen als im Herzen.« Sie lachte ein künstliches Lachen, das aus dem Hals zu kommen schien und keinerlei Herzlichkeit besaß, als wäre der Humor hinter diesem Lachen längst abgestorben. »Sie hat mir die Bilder gezeigt. Den Mann mit dem Turban, die Madonna ... mehr nicht. Mehr wusste sie auch nicht. Sie hat mir dennoch versprochen, mich mitzunehmen, wenn sie alles herausgefunden hat.« Abrupt wandte sich die Novizin ihr zu. »Habt Ihr es herausgefunden? Ihr wart heute in der Kapelle. Ich habe Euch gesehen. Ich habe hinterm Altarbild gestanden. Dort, wo die Putztücher lagern. Ihr habt im Chorbuch geblättert. Das darf niemand. – Nehmt Ihr mich mit?«
    Isabella fühlte sich überrumpelt. Die Novizin war also in der Kirche gewesen. Hinter dem Altar. Isabella hatte demnach nicht Julia Contarini beiseitegestoßen. Aber wen dann? »Nehmt Ihr mich mit?« Die Frage klang bereits schriller. Mit einer nervösen Bewegung drehte Julia Contarini ihren Wappenring um den Ringfinger. Immer wieder und mit zunehmender Geschwindigkeit. Erschrocken verfolgte Isabella diese zwanghafte Bewegung, sah dann dem Mädchen ins Gesicht und bemerkte, wie dessen Augen flackerten, wie es in seinem Blick zuckte, als würde etwas Fremdes ihre Mimik beherrschen.
    »Julia, was habt Ihr?« Isabella rutschte beiseite. Das Mädchen stand auf, stelzte unsicher auf die Tür zu, drückte sie nach außen auf. »Nehmt Ihr mich mit?«, hörte Isabella sie noch sagen, dann stürzte die Kleine wie ein Stein. Es gab einen dumpfen Schlag – und die Novizin lag am Boden. Isabella sah nur, wie die Beine unkontrolliert zuckten.
    Zuerst wich sie bis ans äußerste Ende ihrer Zelle zurück. Dann wagte sie sich vorwärts, als die Zuckungen nicht schwächer wurden und die Frage von eben einem Stöhnen Platz gemacht hatte.
    »Julia! Was ist mit Euch?«, hauchte sie schüchtern in den Raum, erhielt

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