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Die Botschaft Der Novizin

Die Botschaft Der Novizin

Titel: Die Botschaft Der Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
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erwidern, doch er hob den Kopf und lauschte angespannt. »Wir sollten von hier verschwinden.« Rasch ging er um das Pult herum und löschte die beiden Kerzen. Isabella hatte ihn dabei genau im Auge behalten. In dem Moment, in dem er sich streckte, um die Flammen auszublasen, zog sie den Schlüssel ab und steckte ihn in den Ärmelumschlag ihres Habits. Dann griff er nach dem schweren Deckel und schlug das Buch zu. Isabella bemühte sich, die Schließen zuzumachen, doch sie sperrte nicht ab.
    »Wo ist der Schlüssel?« Der Pater murmelte die letzte Frage, doch Antwort bekam er keine.
    Vor der Tür des Chors erklangen Stimmen. Isabella fasste Padre Antonio an der Hand und führte ihn zurück in den geheimen Durchgang. Als sie darin standen, bemerkte sie, die Augen an die Dunkelheit gewöhnt, dass sich links von ihr eine Nischebefand, in der eine Person leicht stehen konnte. Hatte hier der Mensch auf sie gewartet, der sie so erschreckt hatte? Jetzt war die Wandvertiefung jedenfalls leer. Isabella schob den Pater hinein und schloss die Tür hinter sich.
    Kaum waren sie in Sicherheit, als draußen im Gang eine Unruhe entstand und Frauen, heftig miteinander im Gespräch, vorübergingen.
    »Jetzt ein Königreich für einen Abtritt«, flüsterte der Pater. »Ich müsste dringend.«
    »Seid leise!«, zischte Isabella. »Durch das Bild hindurch kann man Euch bestens vernehmen.«
    Als wollte jemand genau diese Befürchtung bestätigen, wurde plötzlich die Bildtür aufgehebelt, und eine Gestalt schlüpfte herein. Isabella, die eben noch mitten im Durchgang gestanden hatte, drückte sich gegen Padre Antonio, damit die Person nicht gegen sie stieß, und der Geistliche hielt sie mit einem Arm fest. Doch die Fremde schien sie tatsächlich nicht zu bemerken, denn die Frau hastete durch die Kammer und zog am Öffnungsring. Ihr Schritt war unregelmäßig, und Isabella ahnte, wer hier an ihr vorübergegangen war. Die Beichtstuhltür sprang auf, und die Äbtissin trat in die Kapelle. Den Durchgang verschloss sie sorgfältig. Das Halbdunkel des Innenraums enthüllte dabei ihr Profil und bestätigte Isabellas Verdacht. Es war Suor Immacolata, die Äbtissin.
    »Das war knapp«, flüsterte Isabella. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich regelrecht an den Pater gepresst hatte. Sie konnte die bittere Ausdünstung seiner Kleidung riechen und seinen Körper spüren, so eng standen sie. »Wir müssen raus hier, bevor man uns entdeckt«, wisperte sie verlegen. Doch der Pater hielt sie weiter umklammert und ließ sie nicht los. »Lasst mich gehen!«, zischte sie und wollte sich wegdrücken. Dabei hörte sie in ihrer eigenen Stimme einen ungewohnten Ton.
    »Bleibt«, antwortete der Pater schlicht und zog sie noch enger
an sich. Sie fühlte seine Erregung durch den groben Stoff ihresHabits hindurch gegen ihren Oberschenkel drücken. Der Kopf des Geistlichen näherte sich ihrem Hals. Sie spürte, wie sein Atem über die Härchen dort strich, wie sich seine Lippen warm und ein wenig spröde gegen ihre Haut drückten. Sie suchte in sich nach der Abscheu, die dieses Ansinnen eigentlich hätte auslösen müssen, doch in ihr wuchs selbst ein Begehren, das sie im Augenblick nicht einzuordnen wusste. Die Angst, von der Äbtissin entdeckt zu werden, machte sie einerseits völlig hilflos, andererseits verstärkte es ihre Lust an der Berührung. Sie zitterte, als aus dem trockenen Mund eine feuchte Zunge ihren Hals benetzte.
    Padre Antonios freie Hand begann ihren Körper abzutasten und streichelte ihr den Rücken hinauf, fuhr ihr über das Gesäß und versuchte ihre Brüste zu berühren. Isabella wollte sich nicht wehren, doch in der Finsternis des Durchgangs würgte sich eine Angst durch ihre Kehle ins Freie, als müsse sie sich erbrechen. Mit aller Gewalt riss sie sich los, und es gelang ihr tatsächlich, sich zu befreien. Diese Vehemenz brachte vermutlich den Pater selbst wieder zur Besinnung.
    »Was fällt Euch ein?«, fauchte Isabella. »Ich bin nicht eine Eurer Gespielinnen oder eine der Chorfrauen, die dem Patriarchen seinen Aufenthalt verkürzen!«
    »Ver... verzeiht!«, stotterte Padre Antonio.
    »Überlegt Euch lieber, wie wir hier rauskommen!«
    Der Pater stellte sich stumm an das Bild und lugte durch die Löcher hindurch. »Die Luft ist rein!«, sagte er nur, öffnete die Bildtür und huschte hinaus. Isabella folgte ihm.
    Niemand stand auf dem Gang. Sie waren allein.
    »Es ist besser, wir trennen uns«, bemerkte Isabella. »Es ist nicht gut, wenn

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