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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Löffeln der leckeren Suppe. »Du warst doch auch eingeladen. Zumindest hast du das in deiner Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter gesagt …«
    »Meine Nachricht!«, entfuhr es ihm, und er nahm den Arm von meiner Schulter.
    » Jawohl , Herr Professor Doktor Wittgenstein«, sagte ich. »Du hast abgelehnt zu kommen, weil du unterwegs nach Indien warst, um an einem Schachturnier teilzunehmen. Ich habe die Nachricht mit eigenen Ohren gehört. Wir alle haben sie gehört.«
    »Alle!«, rief Nim aus. Er war wie angewurzelt stehen geblieben, als wir die obere Ecke des Key Park und den Aufgang zur Brücke erreicht hatten. »Vielleicht solltest du mir doch als Erstes ganz genau erzählen, was in Colorado vorgefallen ist. Wer war sonst noch da?«
    Also berichtete ich meinem Onkel um zwei Uhr morgens unter der Straßenlaterne am Rand des Parks in Kurzform, wie die geheimnisvollen Gäste meiner Mutter nach und nach eingetroffen waren und was ich über die einzelnen Mitglieder dieses bunt zusammengewürfelten Haufens in Erfahrung gebracht hatte. Bei einigen Namen - vor allem bei Basil und Wartan - zuckte Nim zusammen. Aber bei meiner Wiedergabe von Lilys Geschichte des Spiels hörte er aufmerksam zu, so als versuchte er, die einzelnen Züge eines wichtigen Schachspiels zu rekonstruieren, das sie alle vor Jahren einmal gespielt hatten. Was bei ihm wahrscheinlich auch zutraf.
    Als ich gerade beschreiben wollte, wie wir das Schachspiel in der Schublade gefunden hatten und was Wartan mir über
die russische schwarze Dame und über den Tod meines Vaters enthüllt hatte, fiel mein Onkel mir mit unverhohlener Ungeduld ins Wort.
    »Und was war mit deiner Mutter , während die Gäste eintrafen?«, wollte er wissen. »Hat sie dir nichts mitgeteilt, was ihr Verhalten irgendwie erklärt hätte? Hat sie dir nicht wenigstens gesagt, warum sie ein solch irrwitziges Risiko eingegangen ist, trotz der offensichtlichen Gefahren an ihrem Geburtstag diese Party zu geben? Wer war denn noch eingeladen? Wer ist nicht erschienen? Großer Gott - nach all diesen Namen, die du mir genannt hast, kann ich nur beten, dass sie so klug war, nichts von dem Geschenk zu erwähnen, das ich ihr geschickt habe.«
    Vor lauter Erschöpfung und Schlafmangel war mein Gehirn immer noch so vernebelt, dass ich mir nicht sicher war, ob ich ihn richtig verstanden hatte. War es tatsächlich möglich, dass er es nicht wusste?
    »Aber meine Mutter war überhaupt nicht auf der Party«, erwiderte ich. »Sie muss das Haus verlassen haben, kurz bevor ich ankam. Sie ist auch nicht zurückgekehrt. Sie ist einfach verschwunden. Tante Lily und ich hatten gehofft, dass du vielleicht eine Ahnung hättest, wo sie stecken könnte.«
    Mein Onkel schien wie vom Donner gerührt, und er sah mich im Licht der Laterne mit seinen verschiedenfarbigen Augen durchdringend an.
    »Verschwunden«, stieß er hervor. »Das ist weitaus schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Du musst mit mir kommen. Es gibt etwas, das du unbedingt erfahren musst.«
    Also hatte er nicht gewusst, dass Mutter nicht dort war. Aber wie konnte das sein? Nim wusste doch sonst immer alles. Wenn er es nicht wusste, wo um alles in der Welt war meine Mutter dann bloß?

    Wir wechselten auf die gegenüberliegende Seite der Key Bridge und gingen den breiten Gehweg entlang, bis wir die Mitte der Brücke erreicht hatten und hoch über dem Wasser standen. Nim bedeutete mir, mich neben ihn auf den Betonsockel des blassgrünen Brückengeländers zu setzen.
    Das gespenstische milchig-rosafarbene Licht der Laternen hoch über uns verlieh den kupferroten Locken meines Onkels einen goldenen Schimmer. Hin und wieder fuhr ein Auto über die Brücke, aber die Fahrer bemerkten uns nicht, auch wenn wir nur zwei Meter entfernt saßen, direkt hinter der schützenden Betonbarriere.
    Nims Blick fiel auf die Tasse in meiner Hand. »Du hast ja deine Suppe noch gar nicht aufgegessen, obwohl du so dringend eine Stärkung brauchst. Die ist bestimmt längst kalt.«
    Folgsam schlürfte ich einen Löffel Suppe - sie schmeckte immer noch köstlich - und setzte schließlich die Tasse an die Lippen und trank sie aus.
    Ich sah meinen Onkel an und wartete auf seine Enthüllung.
    »Zunächst möchte ich betonen«, klärte er mich auf, »dass deine Mutter schon immer ihren eigenen Kopf hatte. Sie hat einen ausgesprochen sturen Charakter.«
    Als wäre mir das neu!
    »Erst vor einigen Wochen«, fuhr er fort, »kurz bevor ich davon hörte, dass sie dieses verrückte

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