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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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weiß es nicht mit Gewissheit«, sagte Wartan, »aber in Anbetracht der Ereignisse der vergangenen Tage ist mir ein Verdacht gekommen. Mir ist wieder eingefallen - auch wenn sich das merkwürdig anhört -, dass Taras Petrossian diese Schachfigur schon vor zehn Jahren in seinem Besitz hatte, als wir in Sagorsk waren.
    Schließlich war er derjenige, der unsere letzte Partie an diesem entfernten Ort organisiert hatte; er war es, der mir erzählt hat, dass die Figur erst kürzlich im Keller der Eremitage entdeckt worden wäre und wie berühmt sie sei; und er war es auch, der gesagt hat, sie sei nur anlässlich unseres Schachspiels nach Sagorsk gebracht und dort ausgestellt worden. Ich frage mich also, ob womöglich Taras Petrossian der Mann war, der dich nach Russland gelockt und die Schachfigur eigenhändig in die Vitrine gelegt hat - vielleicht in der Hoffnung, dass, wenn Alexander Solarin sie erblickt …«
    Aber er unterbrach sich, denn offensichtlich - zumindest für mich - gab es keine Antwort auf die Frage, was Petrossian sich als Ergebnis seiner cleveren Winkelzüge erhofft hatte, die,
wie es aussah, niemandem etwas eingebracht hatten - außer den Tod.
    Wartan kratzte sich ratlos den lockigen Kopf. Es ergab einfach keinen Sinn.
    »Wir sind bisher immer davon ausgegangen«, sagte er und spann den Faden weiter, »dass alle in gegnerischen Mannschaften gespielt haben. Aber was ist, wenn das gar nicht stimmt? Was ist, wenn mein Stiefvater versucht hat, Kontakt zu deinen Eltern aufzunehmen? Wenn er schon immer zu ihrer Mannschaft gehörte, ohne dass sie es wussten?«
    Dann plötzlich begriff ich es.
    Und im selben Augenblick ging auch Wartan ein Licht auf. »Ich weiß nicht, wie Petrossian die Schachbrettzeichnung in die Finger bekommen hat«, sagte ich, »und wie er das Kärtchen aus meiner Manteltasche genommen haben könnte - zumal es unwahrscheinlich ist, dass es für irgendjemanden außer meinem Vater und mir etwas bedeuten konnte. Aber eins weiß ich mit Sicherheit: Es gibt nur einen Menschen auf der Welt, der ihm dieses Foto gegeben haben kann, das du in das Päckchen an meinen Onkel gelegt hast. Ich glaube, es ist dieselbe Person, die uns in Sagorsk mit dem Kärtchen gewarnt hat.«
    Ich holte tief Luft und versuchte mich darauf zu konzentrieren, wohin dieser Gedanke führte. Selbst Key hörte inzwischen von ihrem Platz aus aufmerksam zu.
    »Ich glaube«, fuhr ich fort, »dass die Person, die Taras Petrossian vor zehn Jahren die Schachfigur gegeben hat - vielleicht dieselbe Person, die ihm geholfen hat, uns nach Moskau zu locken -, auch diejenige war, die ihm das Foto für das Päckchen gab, das schließlich mit deiner Hilfe über Nim an meine Mutter gelangen sollte, damit sie Petrossians Geschichte glaubte.

    Diese Person ist meine Großmutter! Die Mutter meines Vaters! Ich bin auf die Idee gekommen, als ihr beide mir gesagt habt, meine Mutter hätte erkannt, dass es gar kein Spiel gibt, dass wir vielleicht alle zur selben Mannschaft gehören. Und wenn tatsächlich meine Großmutter hinter alldem steckt, könnte das bedeuten …«
    Aber als Wartan und ich uns verblüfft ansahen, brachte ich es nicht über mich, auszusprechen, was ich gerade sagen wollte. Nach allem, was wir schon hatten schlucken müssen, überstieg es einfach meine Vorstellungskraft.
    »Das heißt«, bemerkte Key über die Schulter hinweg, »der eigentliche Grund, warum deine Mutter sich versteckt hat, warum sie die Party gegeben und mich geschickt hat, um dich abzuholen, ist folgender:
    Dein Vater ist noch am Leben.«

Der Kessel
     
     
     
     
So gibt es in fast allen Mythologien ein wunderbares Gefäß: bald
spendet es Jugend und Leben, bald ist es heilkräftig, bald wohnt
ihm inspirierende Kraft oder Weisheit inne … Oft, besonders als
Kochtopf, bewirkt es auch Verwandlung, und in dieser Eigenschaft
ist es als das »Vas Hermetis« in der Alchemie zu ganz besonderer
Berühmtheit gelangt.
    EMMA JUNG UND MARIE-LOUISE VON FRANZ,
Die Gralslegende aus psychologischer Sicht
     
     
     
     
    Am Leben.
    Natürlich.
    Ich hatte das Gefühl, auf einem fremden Planeten durch Raum und Zeit zu wirbeln.
    Und von dieser neuen Perspektive aus ergaben selbst die verrücktesten und unlogischsten Ereignisse der letzten Tage - unverhoffte Partys, rätselhafte Päckchen aus dem Ausland, das Verschwinden meiner Mutter, meine Entführung durch Key - einen Sinn.
    Vielleicht war diese Enthüllung der Tropfen, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen brachte.

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