Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
Vom Netzwerk:
war regelrecht aufgekratzt. Das Gefühl wurde noch dadurch verstärkt, dass ich diese Buschflugzeuge einfach liebte. So mickrig sie von außen aussehen mochten - wenn man erst einmal in der Luft war, fühlte man sich darin sicherer als in diesen klobigen, dicken Jumbojets.
    Becky the Beaver war luftig und lichtdurchflutet. Das Innere des Rumpfs war wie ein siebensitziger Minivan gestaltet; die hinteren Sitze ließen sich entfernen, indem man einfach zwei Riegel löste; und im Heck befand sich ein Schleudersitz, den man notfalls auch auslösen konnte. Key hatte alle Sitze an ihrem Platz gelassen, weil sie nicht wissen konnte, in welchem Zustand mein Vater sich befand, wenn wir den Rückflug antraten - falls es denn einen Rückflug gab.
    Bis wir die Schelichow-Straße passierten und das Ende der Halbinsel erreichten, wo die Aleuten beginnen, hatten wir
schon zweimal aufgetankt. Wir flogen immer noch so niedrig, dass ich die Scharen von Seevögeln sehen konnte, die entlang der Küste zu unserer Rechten dahinsegelten, und in der Ferne glitzerte das offene Meer, als wären diamantenbesetzte Netze ausgeworfen worden.
    Wartan blickte schließlich von der Karte auf, die er seit unserem Abflug intensiv studiert hatte. Selbst er schien von dem umwerfenden Anblick unter uns ergriffen zu sein, und als er meine Hand nahm, sah es fast so aus, als hätte er etwas von seinem slawischen Pessimismus in Bezug auf diese Reise verloren. Aber wie Key zu sagen pflegte, der schöne Schein kann trügen.
    »Es ist wirklich atemberaubend«, sagte Wartan an Key gewandt in einem Ton, den ich nicht einordnen konnte. »Ich glaube, so eine wilde Gegend habe ich noch nie gesehen. Und wir sind gerade an der Insel Unimak vorübergeflogen, sodass wir nur noch ungefähr tausendfünfhundert Kilometer überwinden müssen, bis wir russische Gewässer und die Halbinsel erreichen.«
    Key warf ihm einen Blick von der Seite zu.
    »Nach meiner Berechnung«, fuhr er fort, »bedeutet das bei unserem Tempo, dass wir ungefähr noch zehn Stunden vor uns haben und zwei- bis dreimal auftanken müssen. Vielleicht reicht die Zeit ja dafür, dass Sie als unsere Pilotin zumindest in Erwägung ziehen könnten, ob Sie uns nicht verraten wollen, wohin genau wir unterwegs sind. Nicht dass es eine große Rolle spielt, da weder Alexandra noch ich die Maschine fliegen können. Falls Ihnen irgendetwas zustößt, kommen wir sowieso nie dort an.«
    Key atmete tief ein und seufzte. Sie überließ »Otto« das Steuer und schaute uns an.
    »Also, Kinder, ich geb’s zu«, sagte sie. »Wir sind unterwegs
zu einem kleinen Ausflug auf meinem persönlichen Spielplatz. Großmeister Asow wird sicherlich schon von diesem Ort gehört haben. Er heißt - entschuldigt bitte mein Russisch - Kljutschewskaja Sopka.«
    »Wo ist das denn?«, fragte ich.
    »Alexandras Vater befindet sich in Kljutschi?«, fragte Wartan und ließ meine Hand los. »Aber wie sollen wir denn dorthin gelangen?«
    »Wo ist dorthin bitte schön?«, wiederholte ich und kam mir fast schon vor wie ein durchgedrehter Papagei.
    »Wir fliegen nicht dorthin «, erwiderte Key, als hätte sie mich überhaupt nicht gehört. »Wir werden mit dem Flugzeug auf dem Wasser warten. Meine Kollegen und ich haben aus beruflichen Gründen eine eigene Kurzwellenverbindung aufgebaut, und ihr Lager befindet sich in der Nähe von Kljutschi. Sie werden Solarin zu uns bringen, am Fluss entlang bis zur Mündung, und dort werden sie auch unser Flugzeug auftanken. Ich hoffe, Sie verstehen jetzt endlich, weshalb all die Vorsichtsmaßnahmen unbedingt notwendig waren. Das war die einzige Möglichkeit, zu diesem Fleckchen Erde zu gelangen - allerdings können und werden wir über eine andere Route zurückfliegen.«
    »Das ist wirklich beeindruckend«, bemerkte Wartan. Dann sagte er zu mir: »Tut mir leid. Ich habe deine Freundin Nokomis schon wieder unterschätzt. Bei ihrem Beruf kennt sie natürlich auch diesen Ort, und das wahrscheinlich besser als viele andere.«
    Welchen Ort?, lag mir auf der Zunge, aber endlich klärte er mich auf.
    »Die Kljutschi-Vulkane sind berühmt«, sagte er. »Es handelt sich dabei um die höchste Konzentration an Vulkanen in Russland, und der Kljutschewskaja Sopka ist mit nahezu fünftausend
Metern Höhe der höchste Gipfel. Dieser Vulkan ist im August 1993 ausgebrochen, kurz bevor wir an jenem Tag im September alle in Sagorsk weilten. Hätte man deinen Vater schon damals in diese Gegend gebracht, wäre es dort ausgesprochen

Weitere Kostenlose Bücher