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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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zwischen einer Art Buchsbaumhecke verschwand. Ich zerrte Wartan zwischen den Sträuchern hindurch hinter mir her den Pfad entlang, der sich am äußeren Rand des Park wand. Als ich mir sicher war, dass sich niemand in der Nähe befand, der uns belauschen konnte, blieb ich stehen und drehte mich zu ihm um. »Wartan, es geht nicht darum, wo oder was wir suchen sollen, sondern wie .«
    »Wie?«, fragte er verwirrt.

    »Hat dich dieser Wandteppich mit Hestia an irgendetwas erinnert?«, fragte ich ihn. »Ich meine, die ganze Anordnung.«
    Wartan betrachtete noch einmal das kleine Foto in dem Prospekt.
    »Um sie herum befinden sich acht Figuren«, sagte er und sah mich an.
    »Ich rede vom Schachbrett. Es ging nicht um die Schachbrettzeichnung der Äbtissin oder um das Schachbrett in meiner Wohnung - sondern um alle drei, speziell diese kleine Schachbrettskizze meiner Mutter, die ich in meinem Rucksack habe. Was wäre, wenn man die genau in die Mitte des Wandbilds halten würde - direkt in Hestias Schoß?« Er sah mich verständnislos an, während ich fortfuhr: »Ich glaube, meine Mutter hat die Figuren neu verteilt, oder sie hat sie von Anfang an in Einklang mit dem Thema des Teppichs vergraben lassen. Wie viele Linienstränge gibt es auf der Karte? Sechs. Wie viele Putten - oder was auch immer sie darstellen sollen - sind auf dem Teppich zu sehen? Sechs. Wie viele Geschenke verteilt Hestia? Sechs.«
    »Sechs-sechs-sechs«, sagte Wartan. »Die Zahl des gehörnten Tiers.«
    Der zweite Teil der ursprünglichen verschlüsselten Botschaft meiner Mutter.
    »Das erste Geschenk, das sie auf diesem Wandteppich abgibt, ist nach deiner Übersetzung aus dem Griechischen ›Wohlstand‹«, sagte ich. »Und die erste Schachfigur, die meine Mutter mit einem Sternchen und einem Pfeil gekennzeichnet hat, ist die schwarze Dame, die hier von Hestia im Mittelfeld repräsentiert wird. Einen besseren Platz für das Versteck der wertvollsten Figur hätte sie nicht finden können - am Geburtsort der Vereinten Nationen, dem Wohlstand der Nationen sozusagen.«

    »Dann muss es noch einen anderen Hinweis in diesem Park geben, mit dessen Hilfe wir die echte schwarze Dame finden können«, stellte Wartan fest.
    »Richtig.« So zuversichtlich, wie ich klang, war ich eigentlich gar nicht, tatsächlich das zu finden, was wir zu suchen glaubten. Aber wo sonst sollte es sich befinden?
    Hinter dem Herrenhaus führte eine steile Steintreppe den Hügel hinunter. Die Parklandschaft war wunderschön angelegt, wie ein geheimer Garten. Immer, wenn wir durch einen Bogen traten, zwischen Sträuchern hervorkamen oder um eine Ecke bogen, erwartete uns eine neue Überraschung - manchmal war es ein Brunnen mit einer hoch aufsteigenden Fontäne, dann der Anblick eines Obstgartens, eines Weinbergs oder eines Teichs. Schließlich gingen wir durch einen Laubengang aus Feigenbäumen, die sich zehn Meter hoch in den Himmel reckten. Als wir durch den letzten Bogen kamen, wusste ich, dass ich gefunden hatte, wonach ich suchte.
    Vor uns breitete sich ein gewaltiger Kiesteich aus, in dem das Wasser wie durch einen breiten Bach zu wirbeln schien, der jedoch so seicht war, dass man ihn überqueren konnte, ohne nasse Füße zu bekommen. Der Teich bestand aus Tausenden runder, glatter Kieselsteine, die wellenförmig in ein Betonbett eingelassen waren. Am gegenüberliegenden Ende befand sich ein Springbrunnen mit Metallskulpturen galoppierender Pferde, die sich aus dem Wasser zu erheben schienen und Fontänen in den Himmel spritzten.
    Wartan und ich gingen um den Teich herum und betrachteten den Springbrunnen. Aus dieser Perspektive traten die wellenförmigen Muster der Steine unter dem flachen Wasser besonders hervor und ergaben eine optische Täuschung, die ein Bild erzeugte, nach dem wir suchten: eine riesige Weizengarbe,
die in einer nicht wahrnehmbaren Brise unter der gekräuselten Wasseroberfläche zu wogen schien.
    Einen Augenblick lang standen wir schweigend da, dann berührte Wartan meinen Arm und zeigte nach unten. Zu unseren Füßen war in einen Stein am Rand des Teichs ein Spruch gemeißelt:
    Quod severis metes
    Wie du säst, so wirst du ernten
    Die Spitze der Weizengarbe zeigte zu den schäumenden Pferden am anderen Ende des Teichs - Richtung Norden: dieselbe Himmelsrichtung, in der dieser höchste Punkt der Stadt von Piscataway und Mount Vernon aus lag.
    »Wow«, sagte Wartan, nahm meine Hand und sah mir in die Augen. »Du meinst also, wir suchen nicht nur nach der

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