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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Aufgabe eine Menge Zeit ersparte.
    In einem Punkt musste ich Rodo recht geben: Leda war ein Schwan, elegant, distanziert und stark. Aber sie zog es vor, Leda die Lesbe genannt zu werden, wahrscheinlich nicht nur
aus Stolz, sondern auch, um sich aufdringliche Gäste vom Leib zu halten. Ich konnte sie gut verstehen, denn ich würde mich auch vor vorwitzigen Händen schützen, wenn ich so verwegen und appetitlich aussähe wie sie.
    Ihr langer, schlanker Hals kam durch ihr kurz geschnittenes silberblondes Haar besonders gut zur Geltung. Mit ihrer beinahe durchscheinend blassen Haut, den perfekt gezupften Brauen, den blutrot geschminkten Lippen und der schwarz glänzenden Zigarettenspitze wirkte sie wie ein Jugendstilkunstwerk. Ganz zu schweigen von ihrer bevorzugten Aufmachung, die sie selbst jetzt, mitten in der Nacht, neben dem kalten Ofen trug: nichts als glitzernde Rollerblades, ein mit Strasssteinen besticktes T-Shirt und Herrenboxershorts aus schwarzem Satin. Leda war eben, wie die Franzosen sagen, comme ça .
    Leda blickte erleichtert auf, als sie mich auf der Treppe hörte. Ich ließ meinen Rucksack auf den Boden fallen, zog meinen Daunenanorak aus, faltete ihn sorgfältig zusammen und legte ihn obendrauf.
    »Die verlorene Tochter kehrt zurück, Gott sei Dank«, sagte sie. »Du kommst keine Minute zu früh. Seit du verschwunden bist, treibt der große Meister Rodolfo uns alle hier in den Wahnsinn und kommandiert nur noch rum.«
    Wie jeder, der jemals in Rodos Auftrag die Öfen befeuert hatte, betrachtete Leda Rodo als Sklaventreiber. Wie beim Militär wurde seinen Angestellten der Gehorsam zur zweiten Natur.
    Wie zum Beweis machte ich mich, erschöpft und ausgehungert, wie ich war, augenblicklich über den Holzstapel her. Leda stellte ihr Glas ab, legte ihre Zigarette beiseite, sprang von ihrem Hocker und folgte mir auf ihren lautlosen Rollerblades zur hinteren Wand, wo wir uns beide einen großen
Stapel Hartholz auf die Arme luden, damit ich anfangen konnte, die Feuer in allen vier Steinöfen aufzubauen.
    »Rodo hat gesagt, ich soll hierbleiben und dir helfen, falls du heute Nacht zurückkommst«, erklärte sie mir. »Er meinte, diesmal müssten die Feuer genau richtig in Gang gebracht werden - es ist wichtig.«
    Als würde diese vertraute Ermahnung irgendetwas dazu beitragen, dass ich mich mit meinen übernächtigten Augen und meinem verwirrten Kopf besser konzentrieren konnte, dachte ich frustriert. Ganz zu schweigen von meinem knurrenden Magen.
    »Und was gibt’s sonst Neues?«, fragte ich, während Leda mir half, die beiden dicken Scheite in den ersten Ofen zu wuchten, die als Stütze für die weiteren Scheite dienen sollten. »Ich habe seit Tagen kaum geschlafen. Ich werde die Feuer in allen Öfen in Gang bringen, und während du sie die paar Stunden, bis die Hitze zum Kochen ausreicht, überwachst, werde ich nach Hause gehen und mich ein bisschen aufs Ohr hauen. Ich verspreche dir, dass ich vor Sonnenaufgang wieder zurück bin und mit dem Brotbacken anfange.«
    Inzwischen hatte ich die anderen Scheite pyramidenförmig auf die beiden unteren Klötze gestapelt und zerknülltes Papier dazwischengestopft. »Außerdem«, fügte ich hinzu, »muss heute Nacht nicht alles genau nach den Vorstellungen unseres Einpeitschers ablaufen - schließlich ist Montag Ruhetag.«
    »Du ahnst ja nicht, was hier los war, als du weg warst«, sagte Leda mit einem ungewöhnlich besorgten Blick, als sie mir einen weiteren Stapel Papier reichte. »Rodo veranstaltet morgen für ein paar Würdenträger hier unten im Keller eine riesige Party. Eine ganz private Angelegenheit. Keiner von uns soll an den Tischen bedienen. Rodo sagt, er will nur dich hier haben, um ihm beim Kochen und Auftragen zu helfen.«

    Mir dämmerte allmählich, dass da irgendetwas absolut faul war. Ich versuchte, mich zu entspannen, während ich weitere Papierbällchen unter die ersten züngelnden Flammen schob. Der Zeitpunkt, den Rodo für seine Soiree gewählt hatte, kam mir reichlich merkwürdig vor - wenige Tage nach der Geburtstagsparty meiner Mutter in Colorado, von der Rodo sogar wusste , wie ich seiner Nachricht auf dem Anrufbeantworter entnommen hatte.
    »Was genau weißt du über diese ominöse Party?«, fragte ich Leda. »Hast du eine Ahnung, wer diese ›Würdenträger‹ sein könnten?«
    »Ich hab gehört, es soll sich um ein paar hohe Tiere aus der Regierung handeln, aber niemand weiß was Genaues«, erwiderte sie. Die Rollerblades noch immer an den

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