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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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schon drauf und dran, die Tüte samt Zeitung in den Mülleimer neben der Laterne zu werfen, als mir ein gelber Klebezettel auffiel, auf den jemand geschrieben hatte: »Siehe Seite A1.«
    Ich schaltete das Treppenhauslicht ein und betrat das Haus. Drinnen ließ ich meinen Rucksack auf den Boden fallen, riss die Zeitung aus der Plastikverpackung und schlug sie auf.
    Die Schlagzeilen schienen mich über Zeit und Raum hinweg anzuschreien. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und bekam kaum noch Luft.
7. APRIL 2003: TRUPPEN UND PANZER GREIFEN BAGDAD AN …
    Wir hatten die Stadt um 6:00 Uhr eingenommen - das war erst vor wenigen Stunden gewesen - so schnell konnte die Nachricht gar nicht in diese Zeitung gelangt sein. Ich war so benommen, dass ich die weiteren Informationen kaum aufnehmen konnte.
    Ich hörte nichts als Lilys Stimme, die mir aus den Tiefen meiner Erinnerung zurief:
    Es war nie das Schachspiel, wovor deine Mutter sich so sehr gefürchtet hat, sondern ein ganz anderes Spiel … das gefährlichste Spiel, das man sich vorstellen kann … basierend auf einem kostbaren, mit Edelsteinen besetzten Schachspiel aus Mesopotamien …
    Warum hatte ich das nicht gleich gesehen? War ich etwa blind?
    Was war vor zwei Wochen passiert? Vor zwei Wochen, als Taras Petrossian in London auf mysteriöse Weise gestorben war? Vor zwei Wochen, als meine Mutter die Einladungen zu ihrer Geburtstagsparty abgeschickt hatte?

    Vor zwei Wochen - am Morgen des 20. März - waren amerikanische Truppen in den Irak einmarschiert. In das Geburtsland des Montglane-Schachspiels. Vor zwei Wochen war der erste Zug gemacht worden. Das Spiel hatte erneut begonnen.

TEIL 2
    NIGREDO
     
     
     
     
Du aber / dem da mehr als einem gemeinen Wissenden zu wissen
gebühren wil / must … / Ursach und Grunde erlernen / wodurch
und worauß die lebendige Erweckung unnd Geburt auß solcher
Fäulung herkomme … das himmlische Geschöpff gebohren /
dessen Leben durch die Astra erhalten / unnd durch die vier
Elementa gespeiset wird / muss sterben / demnach verfaulen /
So das geschicht / werden die Astra durch Mittel der Elemente /
denen es befohlen / den verfaulten Cörper wiederumb ein Leben
eingiessen / dass denn wiederumb ein himmlisches / so in der
höchsten statt des Firmaments seine habitation auffschlagen wird
     
BASILIUS VALENTINUS, Die Zwölf Schlüssel (Der Achte Schlüssel)

Die Rückkehr
     
     
     
     
Plötzlich begann ich zu begreifen, körperlich wie geistig,
dass ich kein Gefangener mehr war, nicht mehr zum Tode
verurteilt … Im Augenblick des Einschlafens kamen mir ohne
ersichtlichen Grund zwei lateinische Wörter ins Gedächtnis:
magna mater. Als ich am nächsten Morgen erwachte, klangen
sie mir wieder in den Ohren, und nun begriff ich auch ihren
Sinn. Im alten Rom mussten diejenigen, die sich dem Geheim-
kult der Magna Mater weihen wollten, zuvor durch ein Blutbad
gehen. Wenn sie am Leben blieben, so waren sie damit ein
zweites Mal geboren.
    JACQUES BERGIER, Aufbruch ins dritte Jahrtausend
     
     
     
     
Einzig und allein dieser Initiationstod und diese Auferstehung vermögen einen Schamanen zu weihen.
    MIRCEA ELIADE,
Schamanismus und archaische Ekstasetechnik

Dolina Geiserow Tal der Geysire, Kamtschatka
    Er fühlte sich, als würde er aus großer Tiefe an die Oberfläche eines dunklen Meers auftauchen, eines bodenlosen Meers. Seine Augen waren geschlossen, aber er konnte die Finsternis unter sich spüren. Während er dem Licht entgegentrieb, schien der Druck, der auf ihm lastete, sich zu verstärken, ein Druck, der ihm die Luft zum Atmen nahm. Mühsam griff er sich an die Brust. Über seiner Haut lag weicher Stoff, eine Art dünnes Gewand oder eine dünne Decke ohne Gewicht.
    Warum bekam er keine Luft?
    Wenn er sich darauf konzentrierte, konnte er leichter atmen, regelmäßiger. Das Geräusch seines eigenen Atems klang seltsam und neu, als hätte er es noch nie so deutlich gehört. Er lauschte auf den leisen, sanften Rhythmus.
    Die Augen noch immer geschlossen, sah er dicht vor sich ein verschwommenes Bild: ein Bild, das ungeheuer wichtig zu sein schien, wenn er es nur zu fassen bekäme. Aber es war zu unscharf, als dass er Einzelheiten erkennen könnte. Er strengte sich an: Es könnte sich um eine Art Figur handeln. Ja, es war eine geschnitzte Frauenfigur, die im goldenen Licht schimmerte. Sie saß in einem Pavillon mit geschlossenen Vorhängen. War er der Künstler, der sie angefertigt hatte? Sie schien von großer Bedeutung zu

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