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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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Füßen, hockte sie neben mir und reichte mir noch mehr zusammengeknülltes Papier. »Die haben alles mit Rodo persönlich arrangiert anstatt wie üblich über den Oberkellner. Und sie haben Wert darauf gelegt, ihre Party an einem Abend zu feiern, an dem das Restaurant geschlossen ist. Die reinste Nacht-und-Nebel-Aktion.«
    »Und warum weißt du dann so viel darüber?«, fragte ich.
    »Als Rodo mitgekriegt hat, dass du übers Wochenende verduftet warst, ist er total ausgerastet - da hab ich zum ersten Mal erfahren, dass er dich - und zwar nur dich - morgen Abend hier haben will«, erklärte Leda. »Aber wir wissen alle, dass hier irgendeine ganz private Geschichte geplant ist. Der Keller ist schon seit zwei Wochen reserviert …«
    »Seit zwei Wochen?«, fiel ich ihr ins Wort.
    Vielleicht zog ich ja voreilige Schlüsse, aber das schien mir doch mehr als ein Zufall zu sein. Ich musste daran denken, was Wartan gesagt hatte: Es gibt in Ihrem und meinem Leben zu viele ähnliche Zufälle. Mehr und mehr verdichtete sich die schreckliche
Gewissheit, dass nichts von dem, was ich in den letzten Tagen erlebt hatte, irgendetwas mit Zufall zu tun hatte.
    »Und warum will Rodo ausgerechnet mich bei dieser Veranstaltung dabeihaben?«, fragte ich. »Ich meine, ich bin noch nicht mal eine fertig ausgebildete Köchin. Ist irgendwas vorgefallen, was sein plötzliches Interesse an meinem beruflichen Fortkommen erklären könnte?«
    Leda blickte auf. Ihre nächsten Worte bestätigten meine schlimmsten Befürchtungen.
    »Na ja, am Wochenende ist ein Mann mehrmals hier gewesen und hat nach dir gefragt«, sagte sie. »Vielleicht hat der was mit der Party morgen zu tun.«
    »Was für ein Mann?«, fragte ich, während ich versuchte, Ruhe zu bewahren.
    »Er hat uns weder seinen Namen genannt noch eine Nachricht hinterlassen«, antwortete Leda, stand auf und klopfte sich die Hände an ihren Shorts ab. »Aber er wirkte ziemlich distinguiert - groß, eleganter Anzug, teurer Mantel. Und ein bisschen mysteriös. Er trug eine blau getönte Sonnenbrille, sodass ich seine Augen nicht richtig sehen konnte.«
    Großartig. Das war das Allerletzte, was ich gebrauchen konnte - ein mysteriöser Mann. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten vor lauter Hunger, Durst und Müdigkeit. Zufälle und geheimnisvolle Fremde hin oder her - ich musste nach Hause. Ich musste ins Bett.
    »Wo willst du hin?«, fragte Leda, als ich auf die Treppe zustolperte.
    »Wir reden morgen früh weiter«, brachte ich mühsam heraus, während ich mir meinen Anorak und meinen Rucksack schnappte.
    »Okay, ich halte hier die Stellung«, sagte Leda. »Pass auf dich auf.«

    Auf wackeligen Beinen schleppte ich mich die Wendeltreppe hoch und wankte in die Nacht hinaus. Ich warf einen Blick auf meine Uhr: Es war kurz vor zwei, nichts rührte sich weit und breit. Auf dem mit Backsteinen gepflasterten Weg war es still wie in einem Grab. So still, dass man das Wasser des Potomac hören konnte, das die Pfeiler der Key Bridge umspülte.
    Am Ende des Wegs bog ich um die Ecke zu meinem kleinen Reihenhaus am Kanal. Im goldenen Licht der Straßenlaterne, die den Eingang zu dem dunklen Weg in den Francis Scott Key Park erleuchtete, suchte ich nach meinem Hausschlüssel. Die metallenen Fahrradständer waren das Einzige, was verhinderte, dass man von der Ufermauer zwanzig Meter tief in den C&O Canal stürzte.
    Mein Haus auf der Klippe bot einen eindrucksvollen Ausblick über den ruhig dahinfließenden Potomac. Für eine solche Aussicht würden manche Leute einen Mord begehen, was in der Vergangenheit wahrscheinlich auch schon mal passiert war. Aber wegen der Nähe zu seinem Restaurant weigerte Rodo sich schon seit Jahren, das alte Haus zu verkaufen. Ich atmete den Geruch des Flusses tief ein und nahm meinen Schlüssel aus der Tasche.
    Das Haus verfügte über zwei Eingangstüren. Die linke führte ins Erdgeschoss mit Gittern und Läden vor den Fenstern, wo Rodo wichtige Akten und Dokumente für sein Imperium der flackernden Herdfeuer aufbewahrte. Ich schloss die andere Tür auf, die zu einer Treppe in den ersten Stock führte, wo seine Arbeitssklavin schlief, immer in praktischer Nähe der Feuer.
    Als ich hineingehen wollte, stieß ich mit dem Fuß gegen etwas, das auf der Schwelle lag. Es war eine Ausgabe der Washington Post , die in einer durchsichtigen Plastiktüte steckte.
Ich hatte die Washington Post nicht abonniert, und hier wohnte auch sonst niemand, dem sie gehören konnte. Ich war

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