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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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einem normalen Abend im Sutalde die gesamte Belegschaft im Dienst war, waren die einzigen Geräusche das leise Tack-Tack eines Messers beim Schneiden von Gemüse oder die gedämpfte Stimme des Oberkellners oder
des Sommeliers, der über die Gegensprechanlage eine Bestellung durchgab.
    Zum Glück hatten heute andere alle Vorbereitungen erledigt, sonst hätten wir das Abendessen nie fertig bekommen. Als ich mit den letzten Behältern die Treppe herunterkam, hatte Rodo die Baby-Artischocken, die winzigen weißen und schwarzen Auberginen, die kleinen gelben und grünen Zucchini und die Cherrytomaten bereits in die Fettpfannen gefüllt, die einen Anblick boten wie farbenprächtige Füllhörner.
    Trotzdem fragte ich mich, wie wir es schaffen sollten, nur zu zweit das ganze Essen aufzutragen. Normalerweise war montags, wenn das Restaurant geschlossen war, Training für die Kellner angesagt. Dann übten sie, Besteck und Gläser korrekt anzuordnen, und lernten, wie sie zu reagieren hatten, wenn ein Gast (nie wurden sie als Kunden bezeichnet) zum Beispiel etwas Wein oder Soße auf dem Tischtuch verschüttete. In einem solchen Fall - selbst wenn die Gäste gerade beim Essen waren - stürzten sich fünf, sechs Kellner auf den Tisch, räumten alles ab, ohne die Gäste zu stören, ersetzten blitzschnell die Tischdecke und stellten alles wieder an seinen Platz, als handelte es sich um eine Art Zauberkunststück. Rodo hielt die Zeit mit der Stoppuhr fest: Die ganze Aktion durfte nicht länger als vierzig Sekunden dauern.
    Rodo jetzt zuzusehen, wie er stumm zwischen den Öfen herumwuselte und mir nur mit Gesten Anweisungen gab, war eine Art von Ausbildung, die man in keiner Schule bekommen konnte. Man musste ihn einfach in Aktion sehen. Und nur ein wahrer Perfektionist, der über viel Übung verfügte, konnte Keys Lieblingsmotto »Viele sind berufen, aber nur wenige sind auserwählt« so klar demonstrieren.
    So schwierig Rodo im Umgang auch sein mochte, ich hatte es noch nie bereut, bei ihm in die Lehre gegangen zu sein.

    Bis zu jenem Abend.
    » Neskato! «, schrie Rodo, während ich auf Knien und mit einer Zange bewaffnet das Gemüse wendete. »Geh nach oben, zieh das Telefon und die Gegensprechanlage aus der Steckdose und bring mir beides her.«
    Als ich ihn verständnislos ansah, schlug er mit der flachen Hand gegen die Kellerwand und schenkte mir ein seltsames Lächeln.
    »Siehst du diese Steine?«, fragte er.
    Zum ersten Mal betrachtete ich die handbehauenen Steine in der Wand, die vor mehr als zweihundert Jahren gemauert worden war. Sie waren milchig weiß und von ungewöhnlichen aprikosenfarbenen Adern durchzogen.
    »Quarzkristall. Wird hier in der Gegend gefunden«, sagte Rodo. »Er besitzt hervorragende Qualitäten für die Übertragung von Schallwellen, aber er stört Gespräche, solange sie nicht über Kabel geführt werden.«
    Deshalb also das Ausstöpseln von Telefon und Gegensprechanlage und das Verrammeln der Türen. Rodo war kein Idiot. Offenbar hatte er mir etwas Wichtiges mitzuteilen, aber obwohl ich es kaum erwarten konnte, es mir anzuhören, machte mich die Vorstellung nervös, dass die Geheimdienstler die ganze Zeit hinter der oberen Tür herumschlichen.
    Als ich mit den Apparaten nach unten kam, legte er sie beide in den riesigen Kühlschrank. Dann drehte er sich zu mir um und nahm meine Hände.
    »Setz dich auf diesen Hocker da, damit ich dir meine Geschichte erzählen kann«, sagte er.
    »Ich hoffe, sie wird mir ein paar von den Fragen beantworten, die ich dir heute Morgen gestellt habe«, erwiderte ich. »Das heißt, wenn du dir wirklich sicher bist, dass uns niemand zuhören kann.«

    »Niemand kann uns hören, und aus diesem Grund wird auch das heutige Abendessen hier unten stattfinden. Von dem Apparat, von dem aus du eben telefoniert hast, und von meiner Villa kann man das vielleicht nicht unbedingt behaupten - aber darüber reden wir später«, sagte er. »Zuerst müssen wir uns über etwas Wichtigeres unterhalten, den Grund, warum wir hier sind. Kennst du die Geschichte von Olentzero?«
    Als ich verwirrt den Kopf schüttelte, während ich mich auf den Hocker setzte, fuhr er fort: »Wie du dir schon wegen des Namens denken kannst, handelt es sich um einen Basken. Es ist eine Legende, die wir jedes Jahr an Epiphanias nachspielen. Ich habe schon oft die Rolle des berühmten Olentzero getanzt, was ziemlich anstrengend ist. Irgendwann zeige ich dir das mal.«
    »Okay«, sagte ich zögernd. Worauf, zum

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