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Die Botschaft des Feuers

Die Botschaft des Feuers

Titel: Die Botschaft des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katherine Neville Charlotte Breuer Norbert Moellemann
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darauf bestanden, dass du anwesend bist, und sie wussten auch, dass du nach Colorado abgereist warst. Ich habe erst zu spät von deiner Abreise erfahren.«
    »Warum ich? Ich kapier’s immer noch nicht«, sagte ich, obwohl ich insgeheim fürchtete, dass ich es doch verstanden hatte.
    »Derjenige, der dieses Abendessen organisiert hat, kennt dich ziemlich gut - soweit ich weiß«, sagte Rodo. »Sein Name ist Livingston.«

    Basil Livingston.
    Natürlich war er einer der Spieler. Warum wunderte mich das? Aber konnte er in Anbetracht seiner langjährigen Beziehungen zu dem kürzlich ermordeten Taras Petrossian nicht sogar noch mehr sein?
    Allerdings wunderte ich mich durchaus darüber, dass ich hier in diesem Kellerverlies mit meinem verrückten baskischen Chef eingesperrt war, der anscheinend mehr als ich selbst über die Gefahren Bescheid wusste, die dieses noch verrücktere Spiel barg.
    Ich musste unbedingt noch mehr in Erfahrung bringen. Und ausnahmsweise war der sonst so verschlossene Rodo diesmal ausgesprochen mitteilsam.
    »Du hast vielleicht schon mal vom Rolandslied gehört«, begann er, während er etwa ein Dutzend Tonschalen auf den Herd stellte, »dem mittelalterlichen Epos über den Rückzug Karls des Großen über den Pass von Roncevaux in den Pyrenäen - es enthält den Schlüssel zu allem. Du kennst doch das Rolandslied, oder?«

    »Ich fürchte, ich habe dieses Epos nicht gelesen«, gestand ich. »Aber ich weiß zumindest, wovon es handelt. Es berichtet darüber, wie die ›Sarazenen‹, wie sie die Mauren nannten, die Heeresnachhut Karls des Großen geschlagen haben, als der sich aus Spanien zurückzog. Sein Neffe Roland, der Held des Lieds, wurde dort auf dem Pass getötet, nicht wahr?«
    »Ja, so lautet die Geschichte«, bestätigte Rodo. »Aber das eigentliche Mysterium liegt darunter verborgen - das Geheimnis von Montglane.« Er hatte angefangen, die Tonschalen mit Olivenöl einzufetten.
    »Aber was haben der Rückzug Karls des Großen und dieses ›Geheimnis von Montglane‹ mit dem mysteriösen Hexensabbat zu tun, der heute Abend hier stattfinden soll? Oder mit dem Schachspiel, das du eben erwähnt hast?«, fragte ich.
    »Mein liebes Aschenputtel, dir ist doch hoffentlich klar, dass es nicht die Sarazenen waren, die Karls Heeresnachhut vernichtet und seinen Neffen Roland getötet haben«, sagte Rodo, »sondern die Basken.«
    »Die Basken?«
    Er wickelte die Teigkugeln aus den feuchten Tüchern und legte jeweils eine davon in die Schalen. Ich reichte ihm den Schieber mit dem langen Griff, damit er die Schalen in das Feuer befördern konnte.
    Nachdem Rodo die Glut um die Schalen verteilt hatte, wandte er sich mir wieder zu und sagte: »Die Basken waren von jeher die Herrscher über die Pyrenäen. Aber das Rolandslied wurde Hunderte von Jahren nach den Ereignissen geschrieben, von denen es berichtet. Als Karl der Große sich im Jahr 778 über den Pass von Roncevaux aus Spanien zurückzog, war er weder mächtig noch berühmt. Er war einfach Karl, der König der Franken - ein Volk von ungebildeten Bauern aus dem Norden. Erst zwanzig Jahre später wurde er
vom Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches gesalbt - ›Carolus Magnus‹ oder Karl der Große, wie die Franken ihn nannten, der Verteidiger des Glaubens. Karl der Franke wurde zu Charlemagne, weil er da bereits der Besitzer und Beschützer des Schachspiels war, bekannt als das Montglane-Schachspiel.«
    Ich spürte, dass wir auf der richtigen Fährte waren. Das alles bestätigte die Geschichte meiner Tante Lily über das legendäre Schachspiel und dessen sagenhafte Macht. Aber meine Fragen waren immer noch unbeantwortet.
    »Ich dachte, der Papst hätte Karl zum Kaiser gekrönt, um sich seine Unterstützung im Kampf des christlichen Europa gegen die Muslime zu sichern«, sagte ich, während ich verzweifelt versuchte, mich an alles zu erinnern, was ich je in der Schule über das Mittelalter gelernt hatte. »Hatte der Islam nicht in dem Vierteljahrhundert vor Karl dem Großen fast die ganze Welt, einschließlich Westeuropa, erobert?«
    »Genau«, sagte Rodo. »Und dann, nur vier Jahre nach Charlemagnes Niederlage in Roncevaux, war der bedeutendste Besitz des Islam in die Hände des Erzfeindes der Muslime gefallen.«
    »Aber wie hat Karl der Große es so schnell geschafft, sich dieses Schachspiels zu bemächtigen?«, fragte ich.
    Praktischerweise war mir mittlerweile ganz entfallen, dass ich hier war, um zu arbeiten, und dass wir in Kürze eine

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