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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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leiste.«
    »Eine Angelegenheit des Herzens. Man muß den Betrüger auf frischer Tat ertappen.«
    »In der Kirche, Monsieur? Die Welt dreht sich zu schnell für mich.«
    »Aber nicht im Verkehr«, sagte Bourne. Sie näherten sich der letzten Straßenkreuzung vor der Kirche des >Geheiligten Sakraments<. Der Citroën bog ab, zwischen ihm und dem Taxi war noch ein einziger Wagen, dessen Passagiere nicht zu erkennen waren. Irgend etwas störte Jason. Die Überwachung seitens der zwei Männer war zu deutlich, viel zu offensichtlich. Es war gerade, als wollten die Soldaten Carlos', daß jemand in dem Taxi wußte, daß sie da waren.
    Natürlich! Villiers' Frau war in dem Taxi. Mit Jacqueline Lavier. Und die beiden Männer in dem Citroën wollten, daß Villiers' Frau wußte, daß sie hinter ihr her waren.
    »Wir sind da«, sagte der Fahrer und fuhr in die Straße, wo die Kirche sich in mittelalterlichem Prunk inmitten eines kurzgeschorenen Rasens erhob, der von plattenbelegten Wegen durchkreuzt und mit Statuen geschmückt war. »Was soll ich jetzt tun, Monieur?«
    »Halten Sie dort«, befahl Jason und deutete auf eine Lücke in der Reihe parkender Fahrzeuge. Das Taxi mit Villiers' Frau und der Lavier hielt vor einem Fußweg, der von einem Heiligen aus Beton bewacht wurde. Villiers' Frau stieg als erste aus und streckte Jacqueline Lavier die Hand hin, die aschfahl aus dem Wagen stieg. Sie trug eine große, orangegeränderte Sonnenbrille und eine weiße Handtasche, aber ihre ganze Eleganz war verflogen. Die Krone ihres mit silbernen Strähnen durchzogenen Haares fiel gerade und formlos über die kalkweiße Totenmaske ihres Gesichts. Ihre Strümpfe waren zerrissen. Sie war wenigstens dreihundert Fuß entfernt, aber Bourne hatte das Gefühl, ihren stockenden Atem hören zu können, der die zögernden Bewegungen ihrer einst königlichen Gestalt begleitete.
    Der Citroën war ein Stück weitergefahren und näherte sich jetzt ebenfalls dem Randstein. Keiner der beiden Männer stieg aus, aber aus dem Kofferraum schob sich jetzt ein dünner Metallstab, der das Sonnenlicht reflektierte. Die Radioantenne wurde eingeschaltet, über eine Geheimfrequenz ging ein Codespruch hinaus. Jason war wie hypnotisiert, nicht von dem, was er sah und dem Wissen, was hier geschah, sondern von etwas anderem. Worte flogen ihm zu, er wußte nicht, woher, aber sie waren da.
    Delta an Almanach, Delta an Almanach. Wir werden nicht antworten. Wiederhole, negativ, Bruder.
    Almanach an Delta. Sie werden wie befohlen antworten. Aufgeben, aufgeben. Das ist endgültig.
    Delta an Almanach. Du bist endgültig, Bruder. Geh und flck dich selber. Delta Ende, Gerät beschädigt.
    Plötzlich umgab ihn wieder die Dunkelheit, das Licht der Sonne war verschwunden. Da waren keine hochragenden Türme einer Kirche mehr, die nach dem Himmel griffen; statt dessen waren da schwarze Umrisse von unregelmäßigem Blattwerk, das im Licht irisierender Wolken schauderte. Alles war in Bewegung, alles war in Bewegung; und er mußte sich der Bewegung anschließen. Reglos bleiben, hieß sterben. Bewegen! Um Himmels willen, beweg dich!
    Und hol sie heraus. Einen nach dem anderen. Du mußt näher herankriechen, die Angst überwinden - die schreckliche Angst - und ihre Zahl verringern. Das war alles, worum es ging. Die Zahl reduzieren. Der Mönch hatte das ganz klargemacht. Messer, Draht, Knie, Daumen; du kennst doch die Punkte, wo man Schaden anrichten kann.
    Die Punkte, die den Tod bedeuten.
    Der Tod ist für die Computer ein statistischer Begriff. Für dich bedeutet er das Überleben.
    Der Mönch.
    Der Mönch?
    Und dann kam wieder das Licht, blendete ihn einen Augenblick lang, er hatte den Fuß auf dem Pflaster, den Blick auf den grauen Citroën gerichtet, der hundert Meter entfernt stand. Aber das Sehen bereitete ihm Schwierigkeiten; warum war es so schwierig? Dunst, Nebel ... Jetzt nicht Finsternis, sondern undurchdringlicher Nebel. Ihm war heiß; nein, ihm war kalt. Kalt! Sein Kopf fuhr ruckartig in die Höhe, plötzlich war ihm wieder bewußt, wo er war und was er tat. Er hatte das Gesicht gegen das Glas gepreßt; sein Atem hatte die Scheibe beschlagen.
    »Ich steige gleich aus«, sagte Bourne. »Bleiben Sie hier.«
    »Den ganzen Tag, wenn Sie wollen, Monsieur.«
    Jason klappte sich den Mantelkragen hoch, schob sich den Hut in die Stirn und setzte die Schildpattbrille auf. Er ging an einem Ehepaar vorbei, auf einen Kiosk zu, stellte sich hinter eine Mutter, die mit ihrem Kind vor der

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