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Die Bourne-Identität

Titel: Die Bourne-Identität Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Stirn. »Ist das nicht eigenartig? Vor ein paar Augenblicken dachte ich, ich sähe Pater Manuel hinausgehen. Wahrscheinlich hat man ihn abgelöst. Aber wie dem auch sei, die liebe Dame ist in guten Händen.«
    »Dessen bin ich sicher«, sagte Bourne. »Danke, Hochwürden. Ich werde auf sie warten.« Jason ging den Seitengang hinunter auf die Reihe von Beichtstühlen zu, die Augen auf den zweiten gerichtet, wo ein kleiner Streifen aus weißem Tuch zu erkennen gab, däß der Beichtstuhl besetzt war. Eine Seele wurde gerade gereinigt. Er setzte sich in die vorderste Reihe und kniete sich dann hin, drehte den Kopf langsam zur Seite, um den Kircheneingang im Auge behalten zu können. Der hochgewachsene Priester stand am Eingang und blickte auf das Geschehen auf der Straße hinaus. In der Ferne war das Heulen von schnell näher kommenden Sirenen zu hören.
    Bourne stand auf und ging auf den zweiten Beichtstuhl zu. Er schob den Vorhang beiseite und sah hinein, sah dort, was er erwartet hatte. Nur die Methode war noch fraglich gewesen.
    Jacqueline Lavier war tot, ihr Körper nach vorne gesunken, etwas zur Seite gerollt, von der Wand des Beichtstuhls gestützt, das maskenhafte Gesicht nach oben gewandt, die Augen geweitet, im Tod zur Decke starrend. Ihr Jackett war offen, und das Tuch ihres Kleides von Blut getränkt. Die Waffe war ein langer, dünner Brieföffner, mit dem man sie über der linken Brust erstochen hatte. Ihre Finger hatten sich um den Griff verkrampft, und ihre lackierten Nägel hatten dieselbe Farbe wie das Blut.
    Zu ihren Füßen lag eine Handtasche - nicht die weiße Handtasche, die sie vor zehn Minuten festgehalten hatte, sondern eine modische Tasche von Yves St. Laurent, dessen auffällige Initialen auf den Stoff gedruckt waren, ein Wappen der Haute Couture. Jason war der Grund dafür klar. In der Tasche lagen Papiere, die diesen tragischen Selbstmord erklärten, diese überarbeitete Frau war so von Leid beladen, daß sie sich selbst das Leben nahm, während sie vor den Augen Gottes Absolution suchte. Carlos war wirklich gründlich gewesen.
    Bourne zog den Vorhang zu und entfernte sich von dem Beichtstuhl. Irgendwo hoch oben im Turm hallten die Glocken des morgendlichen >Angelus<.
    Das Taxi rollte ziellos durch die Straßen von Neuilly-sur-Seine, Jason saß auf dem Rücksitz, seine Gedanken überschlugen sich.
    Es war sinnlos zu warten, vielleicht sogar gefährlich. Strategien änderten sich, wenn die Umstände sich änderten. Und sie hatten eine tödliche Änderung erfahren. Jacqueline Lavier war verfolgt worden, ihr Tod unvermeidlich, aber zu früh; sie war immer noch wertvoll. Doch dann begriff Bourne. Sie war nicht getötet worden, weil sie Carlos die Treue gebrochen hatte, vielmehr, weil sie ihm nicht gehorcht hatte. Sie war nach Parc Monceau gefahren - das war der Fehler, für den es keine Nachsicht gab.
    Es gab noch eine weitere bekannte Verbindungsperson im Les Classiques einen grauhaarigen Telefonisten namens Philippe d'Anjou, dessen Gesicht in ihm Bilder von Gewalt und Finsternis hervorriefen. Bilder von grellen Lichtblitzen und Lärm. Er war ein Teil von Bournes Vergangenheit gewesen, dessen war Jason sicher, und deswegen mußte der Gejagte vorsichtig sein; er konnte nicht wissen, was jener Mann für ihn bedeutete. Aber er war eine Verbindungsstelle, und auch er würde beobachtet werden, ebenso wie man die Lavier beobachtet hatte, ein weiterer Köder für eine zusatzliche Falle. Und sobald die Falle sich schloß, mußte schnell gehandelt werden.
    Waren dies die einzigen zwei? Gab es andere? Ein obskurer, gesichtsloser Angestellter vielleicht, der gar kein einfacher Angestellter war, sondern etwas anderes? Ein Lieferant, der Stunden in der Rue Saint-Honoré verbrachte und ganz legitim die Wege der Haute Couture betrat, in Wirklichkeit aber ein ganz anderes Ziel verfolgte. Oder der muskulöse Designer, René Bergeron, dessen Bewegungen so schnell und so ... flüssig waren.
    Plötzlich erstarrte Bourne, ließ sich in den Sitz zurückfallen. Eine Erinnerung aus jüngster Vergangenheit drängte an die Oberfläche. Bergeron, die von der Sonne dunkelbraun gebrannte Haut, die breiten Schultern, die die hochgekrempelten Ärmel noch betonten ... Schultern, die über einer schmalen Taille zu schweben schienen, und darunter kraftige Beine, die sich schnell und geschmeidig bewegten, wie die eines Tieres, einer Katze.
    War es möglich? Waren die anderen Vermutungen bloße Phantome, Fragmente vertrauter

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