Die Bourne Intrige
der Amun, den sie kannte, hart wie Stein und mit durchdringendem Blick. Sie erschauderte unwillkürlich. »Er ist doch ein Niemand, das hast du selbst gesagt. Wenn du ihn einsperrst, dann finden sie schnell einen anderen Dummen, der seinen Platz einnimmt.«
»Dann finden wir den auch«, beharrte Chalthoum. »Sperrt ihn ein und werft den Schlüssel weg.«
Als er das hörte, begann der junge Mann zu wimmern. »Bitte helfen Sie mir. Ich hab das doch nur ein Mal gemacht.«
Chalthoum sah ihn so finster an, dass der junge Mann zurückwich. »Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du das Geld von diesen Verbrechern genommen hast.« Er warf ihn grob in die Arme seiner Männer. »Ihr wisst ja, was ihr mit ihm zu tun habt«, sagte er.
»Nein, warten Sie!« Der junge Mann stemmte verzweifelt die Fersen in den Boden, als Chalthoums Männer mit ihm weggingen. »Was ist, wenn ich Informationen habe? Würden Sie mir dann helfen?«
»Was für Informationen kannst du denn schon haben?«, sagte Chalthoum abschätzig. »Ich weiß auch so, wie diese Drogennetzwerke aufgebaut sind. Du hast nur mit den Leuten zu tun gehabt, die direkt über dir stehen, und da du in der Rangordnung ganz unten bist …« Er zuckte die Achseln und machte seinen Männern ein Zeichen, dass sie ihn wegbringen sollten.
»Ich meine nicht diese Leute!«, rief der junge Mann verzweifelt. »Ich habe etwas mitgehört. Was andere Taucher geredet haben.«
»Welche Taucher? Was haben sie denn geredet?«
»Sie sind nicht mehr da«, antwortete der junge Mann. »Das war vor zehn Tagen, höchstens zwei Wochen.«
Chalthoum schüttelte den Kopf. »Das ist zu lang her. Was immer diese Leute geredet haben – es interessiert mich nicht.«
Soraya trat auf den jungen Mann zu. »Wie heißt du?«
»Stephen.«
Sie nickte. »Mein Name ist Soraya, Stephen. Sag mir, waren diese Taucher Iraner?«
»Sieh ihn dir doch an«, wandte Chalthoum ein. »Er kann doch einen Iraner nicht von einem Inder unterscheiden.«
»Die Taucher waren keine Araber«, sagte Stephen.
Chalthoum schnaubte verächtlich. »Siehst du, was ich meine? Kleiner, Iraner sind Perser, ihre Vorfahren sind iranische Reitervölker, die Skythen und Sarmaten. Sie sind Schiiten, keine Araber.«
»Was ich meine, ist …« Stephen schluckte schwer. »Was ich sagen wollte, ist … sie waren weiß, so wie ich. Weiße.«
»Kannst du mir sagen, aus welchem Land sie kamen?«, fragte Soraya.
»Sie waren Amerikaner.«
»Na und?« Chalthoum verlor seine Geduld.
Soraya trat noch näher zu dem Jungen. »Stephen, was hast du genau gehört? Worüber haben diese Taucher geredet?«
Mit einem ängstlichen Blick zu Chalthoum sagte Stephen: »Sie waren zu viert. Anscheinend kamen sie gerade von einem Urlaub. Sie haben von ›Urlaub von der Truppe‹ gesprochen.«
Soraya sah Chalthoum an. »Soldaten.«
»Sieht so aus«, brummte er. »Sprich weiter.«
»Sie hatten gerade den zweiten Tauchgang an dem Tag hinter sich, und ihnen war ein bisschen schwindelig. Ich habe ihnen geholfen, die Sauerstoffflaschen abzunehmen, aber sie haben so getan, als wäre ich gar nicht da. Jedenfalls haben sie sich darüber beschwert, dass man ihnen den Urlaub gekürzt hat. Wegen irgendeinem Notfall – einem ganz überraschenden Einsatz, so haben sie’s gesagt.«
»Das ist doch Quatsch«, meinte Chalthoum. »Es ist doch eindeutig, dass er das erfindet, damit er nicht lebenslänglich hinter Gitter muss.«
»Oh Gott.« Als er hörte, was für eine Strafe ihm drohte, gaben Stephens Knie nach, und Chalthoums Männer mussten ihn auf den Beinen halten.
»Stephen.« Soraya streckte die Hand aus und drehte das Gesicht des jungen Mannes zu sich. Er war bleich wie der Tod. »Sag uns, was du noch gehört hast. Haben die Taucher gesagt, was für einen Einsatz sie vor sich haben?«
Er schüttelte den Kopf. »Es kam mir so vor, als wüssten sie es selbst noch nicht.«
»Es reicht!«, brüllte Chalthoum. »Schafft diesen verlogenen Hundesohn weg!«
»Aber …«, rief Stephen unter Tränen, »sie haben gewusst, wo sie hinmussten.«
Soraya hob die Hand, um Chalthoums Männer aufzuhalten. »Wohin mussten sie, Stephen? Wo mussten diese Männer hin?«
»Sie sollten nach Khartum fliegen«, sagte der junge Mann weinend, »wo immer dieses gottverlassene Kaff ist.«
Neunzehn
Der Präsident wurde von Verteidigungsminister Halliday erwartet, als er das Gebäude der Vereinten Nationen verließ. Er hatte die Generalversammlung in Aufruhr versetzt, als er die
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