Die Bourne Intrige
»Das wäre der Sudan.«
»Von Khartum aus wäre es nicht schwer, eine Kowsar-3-Rakete unbemerkt nach Ägypten zu bringen.«
»Das verstehe ich nicht ganz. Was für eine Verbindung sollte es zwischen unseren Soldaten und den iranischen Terroristen geben?«
»Das ist es ja gerade – es gibt keine«, antwortete Soraya. »Wir hätten es mit einem Szenario zu tun, in dem weder die Iraner noch die Saudis vorkommen.«
Marks lachte nervös. »Was willst du damit andeuten – dass wir unseren eigenen Jet abgeschossen haben?«
»Nicht die Regierung«, sagte sie in ernstem Ton. »Aber Black River vielleicht schon.«
»Diese Theorie klingt nicht weniger verrückt«, meinte er.
»Was ist, wenn die furchtbaren Vorfälle bei uns zu Hause etwas mit dem zu tun haben, was hier passiert ist?«
»Das klingt aber doch ziemlich weit hergeholt, meinst du nicht auch?«
»Hör mir gut zu, Peter. DCI Hart hat sich große Sorgen gemacht wegen der engen Zusammenarbeit zwischen der NSA – besonders Minister Halliday – und Black River. Und jetzt stirbt sie bei einem Bombenanschlag.« Sie ließ die Feststellung einige Augenblicke im Raum stehen, ehe sie fortfuhr. »Der einzige Weg, um dem Rätsel auf den Grund zu gehen, ist, es selbst nachzuprüfen. Ich muss nach Khartum.«
»Soraya, der Sudan ist viel zu gefährlich für …«
»Typhon hat einen Agenten in Khartum.«
»Gut, dann lass ihn ermitteln.«
»Das ist zu groß, Peter, denk an die Konsequenzen, wenn etwas dran wäre. Außerdem traue ich niemandem mehr, nach allem, was passiert ist.«
»Was ist mit diesem Chalthoum? Er ist der Chef des ägyptischen Geheimdienstes, verdammt nochmal.«
»Glaub mir, er hat bei der ganzen Sache genauso viel zu verlieren wie wir.«
»Ich muss dich darauf hinweisen, dass der Agent in Khartum nicht für deine Sicherheit garantieren kann.«
An seinem Ton erkannte sie, dass er sich mit ihrem Entschluss abgefunden hatte. »Das kann niemand, Peter. Behalte DCI Harts Telefon. Ich halte dich auf dem Laufenden.«
»Okay, aber …«
Soraya unterbrach die Verbindung und sah Amun an. »Die Direktorin der Central Intelligence ist in Washington durch eine Autobombe getötet worden. Da ist etwas faul an der ganzen Sache, Amun. Ich bin mir jetzt ziemlich sicher, dass wir es nicht mit iranischen Terroristen zu tun haben. Kommst du mit mir nach Khartum?«
Amun verdrehte die Augen, dann warf er die Hände in die Luft. »Azizti, was lässt du mir denn schon für eine Wahl?«
Nachdem Moira und Humphry Bamber im Viertel Foggy Bottom aus dem Taxi gestiegen waren, führte er sie nach Westen über die Brücke nach Georgetown. Er war nervös und ging so schnell, dass sie ihn mehrmals am Arm zurückhalten musste, weil er nicht auf sie hören wollte. Unterwegs warf sie immer wieder einen kurzen Blick in ein Schaufenster oder in den Außenspiegel eines Autos, um nach einem eventuellen Verfolger Ausschau zu halten, sei es in einem Fahrzeug oder zu Fuß. Dreimal ging sie mit ihm um den Block und betrat das eine oder andere Geschäft, um sicherzugehen, dass ihnen niemand folgte. Erst dann ließ sie es zu, dass Bamber sie zu seinem Ziel brachte.
Es lag in der R Street – ein Reihenhaus aus rotem Backstein, an dessen Mansardenfenstern dicke Tauben saßen, die schläfrig gurrten. Sie stiegen die Schiefertreppe hinauf, und Bamber pochte mit dem Türklopfer aus Messing an die Holztür. Wenige Augenblicke später schwang die Tür nach innen auf, und ein schlanker Mann mit relativ langem braunem Haar, grünen Augen und einem kantigen Gesicht stand vor ihnen.
»Hallo, du siehst … Was ist passiert?«
»Chrissie, das ist Moira Trevor. Moira – Christian Lamontierre.«
»Der Tänzer?«
Bamber war schon auf der Schwelle. »Moira hat mir das Leben gerettet. Können wir reinkommen?«
»Sie hat dir das …? Sicher.« Lamontierre trat zurück in den kleinen Flur. Er bewegte sich mit einer Anmut und einer Energie, wie es kein untrainierter Mensch zustande brachte. »Wo sind meine Manieren?«, sagte er mit sorgenvoller Miene. »Seid ihr beiden okay? Ich rufe meinen Arzt.«
»Kein Arzt«, erwiderte Moira.
Ihr Gastgeber machte die schwere Tür zu, und Bamber schloss zweimal ab.
Als Lamontierre das sah, sagte er: »Ich glaube, wir können alle einen Drink gebrauchen.« Er führte sie in ein wunderschön eingerichtetes Wohnzimmer, in dem Taubengrau und Cremefarben dominierten. Es war eine Welt der Ruhe und der Eleganz. Bücher über Ballett und modernen Tanz lagen auf dem
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