Die Bourne Intrige
Moira zu. »Miss Trevor.«
Dann ging er hinaus. Sie sahen, dass er sein Essen nicht angerührt hatte.
»Tolle Stimmung«, sagte Moira in dem schwachen Versuch, einen Scherz zu machen.
Bamber stützte den Kopf in die Hände. »Ich hab mich benommen wie ein Rindvieh. Was ist nur los mit mir?«
»Das ist noch der Schock«, meinte Moira. »Es ist, wie wenn man in eine kleine Einkaufstüte viel zu viel reinstopft.«
Bamber lachte kurz, doch als er den Kopf hob, hatte er Tränen in den Augen. »Und was ist mit Ihnen? Gehören Autobomben bei Ihnen zur täglichen Routine?«
»Also, wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich früher wirklich dauernd mit so was zu tun. Mit Autobomben und vielen anderen Sachen.«
Er starrte sie einen Moment lang bestürzt an. »Großer Gott, in was hat mich Noah da reingeritten?«
»Das würde ich gern von Ihnen hören.«
»Er hat gesagt, er hätte einen Klienten, der etwas bräuchte – etwas, mit dem man reale Ereignisse und Situationen simulieren kann. Ich habe ihm gesagt, dass es nichts auf dem Markt gibt, was seine Anforderungen erfüllt, dass ich ihm aber ein Programm basteln könnte, mit dem so was geht.«
»Gegen ein Honorar.«
»Natürlich gegen ein Honorar«, antwortete Bamber. »Ich lebe von meiner Arbeit.«
Moira fragte sich, warum sie so streng über ihn urteilte. Und ihr wurde klar, dass ihre Gereiztheit gar nichts mit Bamber zu tun hatte. Sie hatte Dr. Firth auf Bali angerufen, weil sie von Willard hören wollte, wie Jasons Heilungsprozess voranschritt – doch sie erfuhr, dass Willard nach Washington zurückgekehrt war. Firth wusste nicht, wo Bourne war – zumindest behauptete er das. Sie hatte es mehrmals auf Bournes Handy versucht, wurde aber sofort mit der Mailbox verbunden. Das beunruhigte sie doch mehr, als sie sich eingestand, auch wenn sie sich einzureden versuchte, dass Jason sicher und in guten Händen sei, wenn er bei Willard war.
»Sprechen Sie weiter«, sagte sie und nahm sich fest vor, ein bisschen verständnisvoller und geduldiger mit Bamber zu sein.
Bamber stand auf, räumte die Teller ab und trug sie zur Spüle, wo er die Essensreste in den Abfallzerkleinerer warf und dann Teller und Besteck in den Geschirrspüler gab. Als er zurückkam, stellte er sich hinter seinen Stuhl und umfasste die Lehne so fest mit beiden Händen, dass die Fingerknöchel hervortraten. Die Angst, die aufs Neue in ihm hochkam, erzeugte eine nervöse Energie, die er kaum bezähmen konnte.
»Um ehrlich zu sein, ich dachte, dass dieser Klient eine neue Hedgefonds-Formel testen wollte. Ich meine, Noah hat mir so viel Geld geboten, also dachte ich mir, was soll’s, ich verdiene mir das Geld in ein, zwei Monaten, und dann hab ich eine solide Rücklage, egal wie es mit meinem Geschäft läuft. Es ist manchmal hart, wenn man selbstständig unterwegs ist – sobald es mit der Wirtschaft bergab geht, kommen kaum noch Aufträge, das geht schneller, als man glaubt.«
Moira lehnte sich auf ihrem Platz zurück. »Haben Sie denn nicht gewusst, dass Noah für Black River arbeitet?«
»Er hat sich als Noah Petersen vorgestellt. Mehr hab ich nicht gewusst.«
»Aber holen Sie denn nie Informationen über Ihre Klienten ein?«
»Nicht wenn sie zweieinhalb Millionen Dollar auf mein Konto überweisen.« Er zuckte die Achseln. »Außerdem bin ich nicht das FBI .«
Moira konnte ihn irgendwo verstehen. Außerdem wusste sie aus eigener Erfahrung, wie überzeugend Noah sein konnte, wie gut er in eine Rolle schlüpfen konnte. Das machte er mit der gleichen Hingabe wie ein Hollywoodschauspieler. Auf diese Weise musste er nie er selbst sein.
»Ist Ihnen während Ihrer Arbeit an Bardem denn nie der kleinste Verdacht gekommen, dass das Programm nicht für einen Hedgefonds gedacht sein könnte?«
Eine gewisse Traurigkeit erschien in Bambers Gesicht, und er nickte. »Aber das war erst kurz vor dem Ende. Jedenfalls noch nicht, als Noah mir Anweisungen seines Klienten für eine Überarbeitung gab. Ich sollte die Parameter erweitern und auch mögliche Reaktionen einer Regierung auf Terroranschläge und militärische Angriffe berücksichtigen.«
»Haben da nicht alle Alarmglocken bei Ihnen geläutet?«
Bamber seufzte. »Nein, warum? Diese Faktoren sind ja auch für Hedgefonds wichtig, weil sie großen Einfluss auf die Finanzmärkte haben, und soweit ich weiß, gibt es ja Hedgefonds, die gerade von kurzfristigen Marktturbulenzen profitieren.«
»Aber irgendwann ist Ihnen dann doch ein Verdacht
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