Die Bourne Intrige
Couchtisch verstreut; auf verschiedenen Regalen standen Fotos von Lamontierre auf der Bühne und dahinter, auf denen er zusammen mit Martha Graham, Mark Morris, Bill T. Jones und Twyla Tharp zu sehen war.
Sie setzten sich auf grausilber gestreifte Sofas, während Lamontierre zu einem Sideboard ging und sich abrupt umdrehte.
»Ihr beiden seht aus, als könntet ihr einen Bissen vertragen. Wie wär’s, wenn ich in die Küche gehe und uns etwas zu essen mache?«
Ohne auf eine Antwort zu warten, ließ er sie allein, wofür Moira dankbar war, weil sie Bamber einige Fragen stellen wollte, ohne ihn in Verlegenheit zu bringen.
Bamber wartete jedoch gar nicht erst, bis sie zu fragen anfing. Er seufzte und lehnte sich auf dem Sofa zurück, dann sagte er: »Als ich in die Dreißiger kam, begann mir zu dämmern, dass Männer nicht zur Monogamie geschaffen sind, weder körperlich noch emotional. Wir sind dazu geschaffen, uns fortzupflanzen und das Überleben der Spezies um jeden Preis zu sichern. Schwul zu sein, ändert nichts an diesem biologischen Antrieb.«
Moira erinnerte sich, dass er gesagt hatte, er würde sie an einen Ort bringen, von dem selbst Stevenson nichts wusste. »Dann haben Sie also ein Verhältnis mit Lamontierre.«
»Es hätte Steve umgebracht, darüber zu reden.«
»Sie meinen, er hat es gewusst?«
»Steve war nicht dumm. Und er hatte ein gutes Gespür, vielleicht nicht für sich selbst, aber für andere. Er hat es vielleicht geahnt, vielleicht auch nicht. Ich weiß es nicht. Aber sein Selbstbild war nicht das beste; er hat immer Angst gehabt, dass ich ihn verlassen könnte.« Er stand auf, um etwas Wasser zu holen, dann kam er zurück und reichte ihr eines der Gläser.
»Ich hätte ihn nie verlassen, nie«, sagte er, als er sich wieder setzte.
»Ich will nicht über Sie urteilen«, versicherte Moira.
»Nicht? Da wären Sie die Erste.«
Moira trank einen großen Schluck Wasser; sie war am Verdursten. »Erzählen Sie mir von Ihnen und Noah Perlis.«
»Dieser Scheißkerl.« Bamber verzog das Gesicht. »Einen netten kleinen Krieg – das wollte Noah von mir, etwas für die ganz speziellen Wünsche seines Klienten.«
»Er hat Sie sicher gut dafür bezahlt.«
»Erinnern Sie mich nicht.« Bamber trank sein Glas leer. »Dieses blutige Geld geht direkt in die Aids-Forschung.«
»Zurück zu Noah«, sagte Moira mit sanftem Nachdruck.
»Richtig.«
»Bitte erklären Sie mir, was Sie unter einem ›netten kleinen Krieg‹ verstehen.«
In diesem Augenblick rief sie Lamontierre, und sie standen etwas mühsam auf. Bamber führte sie über den Flur, an einem Badezimmer vorbei, bis sie in eine Küche im hinteren Bereich des Hauses kamen. Moira war gespannt auf Bambers Antwort, aber ihr Magen knurrte, und sie wusste, dass sie etwas essen musste, um wieder zu Kräften zu kommen.
Als sie sich nach einer Wohnung umgesehen hatte, war sie in Häusern wie diesem gewesen. Lamontierre hatte ein Dachfenster einbauen lassen, so dass die Küche, die vorher ziemlich düster gewesen sein musste, nun hell und freundlich war. Die Wände waren in einem kräftigen Gelbton gestrichen; hinter der Granit-Arbeitsplatte bildeten dekorative Glasmosaik-Fliesen ein kunstvolles Muster in Gold-, Grün- und Blautönen.
Sie setzten sich an einen antiken Küchentisch. Lamontierre hatte Rühreier mit Putenspeck und Vollkorntoast gemacht. Während sie aßen, warf er immer wieder besorgte Blicke zu Bamber hinüber, denn als er ihn fragte, was passiert sei, sagte Bamber nur: »Ich will nicht darüber reden.« Als Lamontierre gekränkt dreinsah, fügte er hinzu: »Es ist zu deinem Besten, Chrissie, glaub mir.«
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll …«, suchte Lamontierre nach den richtigen Worten. »Steves Tod …«
»Je weniger darüber geredet wird, desto besser«, erwiderte Bamber.
»Es tut mir leid. Das ist alles, was ich sagen wollte. Es tut mir leid.«
Bamber sah schließlich von seinem Teller auf und versuchte ein müdes Lächeln. »Danke, Chrissie. Ich weiß, dass ich mich wie ein Arsch benehme. Es tut mir leid.«
»Er hat heute viel durchgemacht«, warf Moira ein.
»Das haben wir beide.« Bambers Blick ging zu seinem Teller zurück.
Lamontierre blickte zwischen ihnen hin und her. »Okay, dann … ich muss üben.« Er stand auf. »Wenn ihr mich braucht, ich bin unten im Studio.«
»Danke, Chrissie.« Bamber sah ihn mit einem zärtlichen Lächeln an. »Ich komm später nach.«
»Lass dir Zeit.« Lamontierre wandte sich
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