Die Bourne Intrige
Gegner? Was für ein geheimer Plan mochte dahinterstecken, dass diese beiden grundverschiedenen Männer zusammenarbeiteten und dass Boris ihn töten wollte – und als er erkannte, dass es ihm nicht gelungen war, den Folterknecht losschickte, um die Sache zu Ende zu bringen?
Irgendetwas stimmte nicht an der ganzen Sache, aber er hatte keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, denn Tracy öffnete die Verandatür und kam herein. Herrera wandte sich ihr lächelnd zu. »Hat sich Ihr Auftraggeber entschieden?«, fragte er.
»Er will den Goya haben.«
»Ausgezeichnet!« Don Herrera rieb sich die Hände. Er grinste wie eine Katze, die einen besonders seltenen und schmackhaften Happen erwischt hatte. »Die Welt hat keine Ahnung, wer Noah Petersen ist, aber ich habe den Verdacht, dass unser Freund hier ihn kennt.« Er hob die Augenbrauen und sah Bourne an.
»Sie wollen nichts sagen?« Er zuckte die Achseln. »Macht nichts. Mr. Petersen ist Señorita Athertons Auftraggeber.«
Tracy starrte Bourne an. »Sie kennen Noah? Wie ist das möglich?«
»Sein richtiger Name ist Noah Perlis«, sagte Bourne und blickte entgeistert zwischen Herrera und Tracy hin und her. Das Spinnennetz zeigte eine ganz neue Dimension. »Er arbeitet für eine private Sicherheitsfirma namens Black River. Ich hatte früher einmal mit ihm zu tun.«
»Was wissen Sie?«, fragte Herrera. »Die Welt ist voll mit Chamäleons, und es ist keine große Überraschung, dass sie sich alle kennen.« Er wandte sich von Bourne ab und verbeugte sich etwas spöttisch vor Tracy. »Señorita Atherton, warum sagen Sie dem Gentleman nicht, wo Sie den Goya abliefern sollen?« Als sie zögerte, lachte er gutmütig. »Nur zu, Sie haben nichts zu verlieren. Wir vertrauen einander doch alle hier, nicht?«
»Ich soll den Goya persönlich nach Khartum bringen«, sagte Tracy.
Bourne stockte der Atem. Was um alles in der Welt ging hier vor? »Sagen Sie mir bitte nicht, dass Sie ihn in die Gamhuria Avenue siebenhundertneunundsiebzig bringen sollen.«
Tracys Mund öffnete sich vor Staunen.
»Woher er das weiß?« Herrera schüttelte den Kopf. »Das ist eine Frage, die uns alle interessiert.«
DRITTES BUCH
Einundzwanzig
»Amerikaner!«, sagte Soraya. »Gott im Himmel, was ist das für ein Wahnsinn?«
Fast erwartete sie eine beißende Bemerkung von Amun, doch er blieb stumm und sah sie mit seinen großen braunen Augen an.
»Eine Gruppe von amerikanischen Soldaten, die zufällig auf Urlaub hier in Hurghada sind, sollen zu einem Einsatz nach Khartum, und das zwei Wochen bevor eine iranische Kowsar-3-Rakete ein amerikanisches Passagierflugzeug im ägyptischen Luftraum abschießt. Das ist unglaublich.« Sie strich sich mit der Hand durch ihr dichtes schwarzes Haar. »Herrgott, Amun, sag doch was.«
Sie saßen in einem Restaurant am Meer und aßen einfach nur, um etwas im Magen zu haben. Soraya hatte keinen Appetit, und sie sah, dass es Amun nicht viel anders ging. Drei von seinen Männern saßen in der Nähe und bewachten Stephen, der seine Mahlzeit hinunterschlang, als wäre es seine letzte. Die Sonne stand als rötliche Scheibe über dem Horizont. Der wolkenlose Himmel erstreckte sich weit und irgendwie trostlos über ihnen.
Chalthoum schob sein Essen auf dem Teller herum. »Ich glaube immer noch, dass er lügt, um seine Haut zu retten«, meinte er säuerlich.
»Und wenn nicht? Der Betreiber der Tauchbasis hat seine Geschichte bestätigt. Da waren vor zwei Wochen vier Amerikaner auf seinem Boot. Sie blieben drei Tage, um ein bisschen zu tauchen, zahlten in bar und verschwanden dann ganz abrupt, ohne mit irgendwem zu sprechen.«
»Und das soll verdächtig klingen?« Amun warf dem Festgenommenen einen finsteren Blick zu. »Nein, das überzeugt mich überhaupt nicht.«
»Amun, ich glaube nicht, dass wir’s uns leisten können, einfach anzunehmen, dass er lügt. Ich finde, wir sollten nach Khartum gehen.«
»Und die Möglichkeit verwerfen, dass doch iranische Terroristen hier in Ägypten waren?« Er schüttelte den Kopf. »Kommt nicht infrage.«
Soraya hatte schon ihr Telefon in der Hand und wählte Veronica Harts Nummer. Wenn sie nach Khartum ging – §mit oder ohne Amun –, dann musste sie das vorher mit der DCI abklären. Es war eine heikle Sache, die Mission auf den Sudan auszudehnen.
Sie runzelte die Stirn, als es nicht aufhörte zu klingeln und sich auch kein Anrufbeantworter einschaltete. Schließlich meldete sich eine männliche Stimme.
»Wer spricht
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