Die Bourne Intrige
weiteren Sicherheitskontrolle schritten sie über den Asphalt zu dem Flugzeug, das Chalthoum angefordert hatte, als Soraya in einiger Entfernung zwei Leute zu einem Jet der Air Africa gehen sah. Die Frau war dünn, blond und sehr attraktiv. Ihren männlichen Begleiter konnte Soraya zuerst nicht richtig sehen, weil die Frau ihr die Sicht auf ihn verdeckte. Doch dann änderte sich die Perspektive, als sie einander näher kamen. Soraya sah das Gesicht des Mannes, und ihre Knie wurden weich.
Chalthoum bemerkte, dass ihre Schritte unsicher wurden, und wandte sich ihr zu.
»Was ist, Azizti?«, fragte er. »Du bist auf einmal so blass.«
»Nichts.« Soraya atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Aber nachdem der neue DCI ihr die Anweisung gegeben hatte, unverzüglich nach Washington zurückzukehren, ohne ihr Gelegenheit zu geben, die neue Situation zu erklären, gab es ohnehin nichts mehr, was sie beruhigen konnte. Und jetzt sah sie auch noch Jason Bourne auf diesem Militärflughafen bei Kairo auftauchen. Er kann es nicht sein , war ihr erster Gedanke. Es muss jemand anders sein . Aber als er näher kam und seine Gesichtszüge immer deutlicher wurden, war jeder Zweifel ausgeschlossen.
Mein Gott, dachte sie. Was geht hier vor? Wie kann Jason am Leben sein?
Sie musste sich sehr beherrschen, um nicht seinen Namen zu rufen, um nicht zu ihm hinzulaufen und ihn zu umarmen. Er hatte sie nicht kontaktiert, und das hieß, dass es irgendeinen Grund geben musste – einen verdammt guten, vermutete sie –, warum er sie nicht wissen lassen wollte, dass er am Leben war. Er war in ein Gespräch mit seiner Begleiterin vertieft und hatte sie deshalb noch nicht gesehen – oder wenn doch, so ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
Dennoch musste sie irgendeinen Weg finden, wie sie ihm die Nummer ihres Satellitentelefons zukommen lassen konnte. Aber wie sollte sie das anstellen, ohne dass Amun oder Jasons Begleiterin es mitbekamen?
»Ihr Schweigen tut weh«, bemerkte Tracy.
»Ist es so schlimm?« Bourne sah sie nicht an, sondern blickte geradeaus auf den rotweißen Rumpf des Air-Africa-Jets, der wie eine große gefährliche Raubkatze vor der Hauptstartbahn des Militärflughafens stand. Er hatte Soraya und den großen, schlaksigen Ägypter sofort gesehen, als sie durch die Sicherheitskontrolle kamen, und er bemühte sich, sie zu ignorieren, weil es das Letzte war, was er jetzt wollte, dass ihn jemand von der CI sah – §nicht einmal Soraya.
»Sie haben schon seit Stunden kein Wort mehr gesprochen«, sagte Tracy, offenbar wirklich gekränkt. »Es ist, als hätten Sie eine Glaswand um sich herum.«
»Ich habe überlegt, wie ich Sie am besten schützen kann, wenn wir nach Khartum kommen.«
»Mich schützen – wovor?«
»Nicht vor etwas. Vor jemandem«, korrigierte sie Bourne. »Don Herrera hat gelogen, was die Fotos und die Aufnahme betrifft – also wer weiß, was noch alles gelogen war?«
»Ich weiß nicht, in was für Dinge Sie da verwickelt sind – aber mit mir hat das absolut nichts zu tun«, meinte Tracy. »Ich werde mich von Ihren Geschäften so weit wie möglich fernhalten, denn die machen mir, ehrlich gesagt, eine Heidenangst.«
Bourne nickte. »Das verstehe ich.«
Sie trug das sorgfältig verpackte Bild unter dem Arm. »Der schwierigste Teil meines Jobs ist erledigt. Jetzt muss ich nur noch den Goya abliefern, den Rest meines Honorars von Noah kassieren und nach Hause fliegen.«
Plötzlich blickte Tracy auf und sagte: »Diese exotisch aussehende Frau starrt Sie richtig an. Kennen Sie sie?«
Fünfundzwanzig
Jetzt gab es kein Zurück mehr, dachte Bourne, nachdem es auch Tracy aufgefallen war. Soraya und der Ägypter waren nur noch wenige Schritte entfernt, und so ging Bourne auf Soraya zu.
»Hallo, Schwesterherz«, sagte er lächelnd und küsste sie auf beide Wangen. Dann, bevor sie selbst etwas sagen konnte, wandte er sich ihrem Begleiter zu und streckte ihm die Hand entgegen. »Adam Stone. Ich bin Sorayas Halbbruder.«
Der Ägypter schüttelte ihm kurz die Hand. »Amun Chalthoum.« Aber seine Augenbrauen hoben sich fragend. »Ich habe nicht gewusst, dass Soraya einen Bruder hat.«
Bourne lachte unbekümmert. »Ich fürchte, ich bin das schwarze Schaf in der Familie. Keiner redet gern über mich.«
Tracy war ihm gefolgt, und er stellte sie den beiden vor.
Soraya ging auf seine Geschichte ein und sagte: »Adam, es ist etwas passiert, mit Mom – ich wollte dich ohnehin schon anrufen.«
»Entschuldigt uns
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