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Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Mutter zu schützen.
    Arkadin riss sich einen Hemdsärmel ab und wischte ihr damit das Blut aus dem Gesicht. Als er sie am Kinn berührte, um sie zu sich zu drehen, sah er die blauen Flecken im Gesicht und die Striemen am Hals. Die Wut auf Oserow stieg erneut in ihm hoch, doch dann erkannte er, dass die Flecken und Striemen schon älter waren – er war sich sicher, dass sie nicht in den letzten paar Tagen verursacht worden waren. Und wenn es Oserow nicht getan hatte, dann war es höchstwahrscheinlich ihr Mann Lew Antonin.
    Ihre Augen trafen einen Moment lang die seinen, und er sah darin ein düsteres Spiegelbild des Schlafzimmers oben, in dem er ihren Duft wahrgenommen und ihre tiefe Einsamkeit gespürt hatte.
    »Joškar«, sagte er, »wissen Sie, wer ich bin?«
    »Mein Sohn«, sagte sie und drückte ihn an ihre Brust. »Mein Sohn.«
    »Wir werden Sie von hier wegbringen, Joškar, Sie und Ihre Kinder. Sie brauchen keine Angst mehr zu haben vor Lew Antonin.«
    Sie starrte ihn so entgeistert an, als hätte er gesagt, er würde ihr ihre verlorene Jugend wiedergeben. Das Weinen ihrer jüngsten Tochter brachte sie wieder zu sich. Sie sah zu Tarkanian hinüber, der ihren Autoschlüssel in der Hand hielt und sich Oserow über die Schulter gelegt hatte.
    »Er kommt mit? Der Mann, der meinen Jascha umgebracht hat?«
    Arkadin sagte nichts, weil die Antwort klar war.
    Als sie sich wieder ihm zuwandte, war ein Licht in ihren Augen ausgegangen. »Dann kommt mein Jascha auch mit.«
    Tarkanian schlurfte vornübergebeugt mit seiner schweren Last zur Haustür. »Leonid Danilowitsch, komm schon. Die Toten haben keinen Platz bei den Lebenden.«
    Doch als Arkadin nach Joškars Arm griff, riss sie sich los.
    »Was ist mit diesem Dreckskerl? Als er meinen Jascha umgebracht hat, ist er auch gestorben.«
    Mit einem grunzenden Laut öffnete Tarkanian die Tür. »Wir haben keine Zeit für lange Diskussionen«, sagte er schroff.
    »Ja«, sagte Arkadin schließlich und nahm Jascha in seine Arme. »Der Junge kommt mit.«
    Er sagte es in so entschiedenem Ton, dass ihn Tarkanian erneut mit seinem durchdringenden Blick ansah. Dann zuckte der Moskauer mit den Achseln. »Du bist für sie verantwortlich, mein Freund. Für sie alle.«
    Sie gingen zum Auto hinaus, und Joškar führte ihre drei verwirrten, zitternden Töchter. Tarkanian legte Oserow in den Kofferraum und band den Deckel an der Stoßstange fest, um einen Spalt offen zu lassen, damit der Bewusstlose frische Luft bekam. Dann öffnete er die beiden Türen auf der Beifahrerseite und ging um den Wagen herum, um sich ans Lenkrad zu setzen.
    »Ich will meinen Sohn halten«, sagte Joškar, während sie ihre Töchter auf die Rückbank schob.
    »Es ist besser, ich halte ihn vorne«, meinte Arkadin. »Die drei Mädchen brauchen Sie jetzt dringend.« Als sie zögerte und ihrem toten Sohn die Haare aus der Stirn strich, fügte er hinzu: »Ich pass gut auf ihn auf, Joškar. Keine Sorge. Jascha wird hier bei mir sein.«
    Er stieg vorne auf der Beifahrerseite ein und hielt den Jungen in einem Arm, während er die Autotür schloss. Er stellte fest, dass der Tank des Autos fast voll war. Tarkanian ließ den Motor an und fuhr los.
    »Bleib mir mit dem Ding da vom Leib«, sagte Tarkanian, als sie in hohem Tempo durch eine Kurve fuhren und ihn Jaschas Kopf am Arm streifte.
    »Zeig ein bisschen Respekt, verdammt«, versetzte Arkadin. »Der Junge tut dir doch nichts.«
    »Du bist schon ein verrückter Kerl«, gab Tarkanian zurück.
    »Wer von uns hat einen Freund im Kofferraum?«
    Tarkanian hupte energisch einen Lastwagen an, der langsam vor ihnen dahinrollte. Trotz des Gegenverkehrs setzte er zum Überholen an und ignorierte das wütende Hupen der Entgegenkommenden, die rasch auswichen.
    Als sie wieder auf ihrer Straßenseite waren, blickte Tarkanian zu Arkadin hinüber. »Der Junge ist dir irgendwie wichtig, was?«
    Arkadin gab keine Antwort. Er spürte Jaschas Gewicht auf sich ruhen, aber mehr noch seine Präsenz, die ihm eine Tür in seine eigene Kindheit geöffnet hatte. Als er auf Jaschas Gesicht hinuntersah, kam es ihm so vor, als würde er sich selbst sehen und seinen eigenen Tod wie einen vertrauten Begleiter mit sich tragen. Er hatte keine Angst vor dem Jungen, wie sie Tarkanian offensichtlich hatte. Im Gegenteil, es war ihm wichtig, Jascha im Arm zu halten, als könnte er so das bewahren helfen, was vielleicht von einem Menschen nach dem Tod blieb, zumal es in diesem Fall ein so junger und

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