Die Bourne Intrige
unschuldiger Mensch war. Warum empfand er das so? Da hörte er ein Murmeln vom Rücksitz, und er beugte sich zur Seite und blickte in den Rückspiegel. Er sah Joškar mit ihren drei Töchtern, um die sie ihre Arme gelegt hatte, wie um sie vor allem Bösen zu beschützen. Sie erzählte ihnen eine Geschichte mit guten Feen, mit sprechenden Füchsen und schlauen Elfen. Die mütterliche Liebe in ihrer Stimme wirkte so fremd auf Arkadin, dass es ihm vorkam, als würde jemand aus einer fernen unerforschten Galaxis zu ihnen sprechen.
Plötzlich war er von einer solchen Traurigkeit erfüllt, dass er den Kopf über Jaschas blaue Augenlider senkte, als würde er beten. In diesem Augenblick verschmolz der Tod des Jungen mit dem Teil seiner eigenen Kindheit, den ihm seine Mutter gestohlen hatte, zu einer untrennbaren Einheit in seinem fiebrigen Denken und seiner verwundeten Seele.
Humphry Bamber wartete schon gespannt, als Moira zu Lamontierres Haus zurückkehrte.
»Wie ist es gegangen?«, fragte er, als er sie ins Wohnzimmer führte. »Wo ist der Laptop?«
Als sie ihm die ruinierten Magnetscheiben der Festplatte reichte, drehte er sie wieder und wieder um. »Das ist ein Scherz?«
»Leider nicht«, sagte Moira müde.
Sie ließ sich erschöpft auf das Sofa sinken, während er hinausging, um ihr einen Drink zu holen. Als er zurückkam, setzte er sich ihr gegenüber. Sein Gesicht sah ausgezehrt aus, ein deutliches Anzeichen einer extremen inneren Anspannung.
»Diese Scheiben sind absolut unbrauchbar«, sagte er. »Ist Ihnen das klar?«
Sie nickte und nahm einen Schluck von ihrem Drink. »Genauso wie das Handy, das ich dem Typ abgenommen habe, der die Festplatte aus meinem Laptop genommen hat. Es war ein Burner.«
»Ein was?«
»Ein Einweghandy, wie man’s in jedem Laden an der Ecke kaufen kann. Es ist mit einem bestimmten Guthaben aufgeladen. Kriminelle benutzen solche Dinger gern und werfen sie dann weg; so kann man sie nicht über ihr Telefon aufspüren. Aber das ist jetzt alles egal«, fügte sie mit einer wegwerfenden Geste hinzu. »Das Entscheidende ist, dass wir keine Chance mehr haben, in Noahs Computer reinzukommen.«
»Vielleicht doch.« Bamber beugte sich vor. »Als Sie weggingen, hatte ich das Gefühl, ich dreh durch. Ich hab immer wieder dran gedacht, wie Sie mich aus dem Buick gezogen haben, ich habe Veronica Hart am Lenkrad vor mir gesehen, und dann, wie alles in die Luft fliegt.« Seine Augen wandten sich von ihr ab. »Mein Magen hat rebelliert. Vielleicht war das gar nicht so schlecht – als ich mir das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen habe, ist mir nämlich etwas eingefallen.«
Moira stellte ihr leeres Glas neben die ruinierten Festplattenscheiben. »Was?«, fragte sie.
»Okay, also, immer wenn ich eine neue Version von Bardem abliefere, will Noah, dass ich sie ihm direkt auf seinen Laptop schicke.«
»Aus Sicherheitsgründen, nehme ich an. Und?«
»Nun, damit das Programm korrekt installiert wird, muss er alle anderen Programme beenden.«
Moira schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen immer noch nicht folgen.«
Bamber trommelte mit den Fingern auf den Tisch, als er sich ein Beispiel überlegte, mit dem er seinen Gedanken veranschaulichen konnte. »Okay, Sie wissen ja, wenn man ein Programm installiert, wird man immer aufgefordert, alle anderen Programme zu beenden, auch den Virenschutz, nicht wahr?« Als sie nickte, fuhr er fort: »Das ist notwendig, damit es richtig funktioniert – und bei Bardem ist es nicht anders, nur noch viel krasser. Die Software ist so komplex und so empfindlich, dass man sozusagen absolut reinen Tisch machen muss, damit es sich richtig installiert. Also, ich habe mir jetzt Folgendes überlegt: Ich könnte Noah anrufen und ihm sagen, dass ich in seiner aktuellen Version von Bardem einen Fehler gefunden habe und dass ich ihm ein Update schicken muss. Normalerweise überschreibt die neue Version die alte, aber mit ein bisschen Arbeit glaube ich, dass ich mir seine Version runterladen kann, während ich die neue hochlade.«
Wie elektrisiert von der neuen Möglichkeit, richtete sich Moira auf ihrem Platz auf. »Dann hätten wir alles, was wir brauchen – auch die Szenarien, die er mit dem Programm durchspielt. Wir wüssten genau, was er vorhat und wo!«
Sie sprang auf und küsste Bamber auf die Wange. »Das ist brillant!«
»Ich könnte außerdem einen Ablaufverfolger in die neue Version einbauen – damit würden wir jederzeit sehen, was er einfügt.«
Sie wusste
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