Die Bourne Intrige
Sachen, ja?«
»Wie wär’s mit einer Zigarette?«
Der Klang seiner eigenen Sprache überraschte den Mann so sehr, dass er sich aufrichtete und seine glasigen Augen sich zu klären schienen. Er reichte Bourne eine Zigarette und zündete sie mit einem billigen Plastikfeuerzeug an.
»Magst du lieber Geld verdienen, als hier im Hauseingang herumzustehen?«
Der Mann nickte rasch. »Zeig mir einen Menschen, dem Geld nicht wichtig ist, und ich werde seinen Tod bedauern.«
Bourne zog ein paar Scheine hervor, und die Augen des Mannes weiteten sich; der arme Kerl konnte gar nicht anders, es war ein Reflex. Wahrscheinlich hätte er sich nie träumen lassen, jemals so viel Geld zu besitzen.
»Du meine Güte.« Der Mann leckte sich über die Lippen. »Dafür zeig ich Ihnen alle verbotenen Plätze in Khartum.«
»Mich interessiert nur einer«, antwortete Bourne. »El Gamhuria Avenue 779.«
Der Mann wurde bleich im Gesicht. »Sir, es gibt verbotene Plätze – und verbotene .«
Bourne zog noch ein paar Scheine hervor. »Das muss reichen, nicht wahr.« Es war keine Frage, auch keine Feststellung. Es war vielmehr ein Befehl, und der Mann trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Oder soll ich mir jemand anders suchen?«, fügte Bourne hinzu. »Sie haben gesagt, Sie sind der beste Führer in der Stadt.«
»Das bin ich, Sir!« Der Mann schnappte sich die Geldscheine und steckte sie ein. »Niemand in der ganzen Stadt könnte Sie in dieses Haus reinbringen. Sie passen verdammt gut auf, wer reinkommt, aber …« – er zwinkerte – »der Cousin meines Cousins ist Wächter dort.« Er zog ein Handy heraus, wählte eine Nummer und redete in aufgeregtem Arabisch. Es folgte eine kurze Diskussion, bei der es um Geld zu gehen schien. Dann steckte der Mann das Handy ein und grinste. »Kein Problem. Der Cousin meines Cousins ist gerade unten, wo sie den Laster entladen, der dort steht. Er sagt, es ist ein sehr guter Zeitpunkt, also gehen wir.«
Ohne ein weiteres Wort folgte ihm Bourne zu dem Haus zurück.
Tracy sah ein letztes Mal auf ihre Uhr, dann überquerte sie die Straße und öffnete die Eingangstür. Gleich hinter der Tür war ein Metalldetektor angebracht, an dem zwei grimmig aussehende Türsteher postiert waren. Sie ging mit ihrem Goya ohne Probleme hindurch. In diesem Haus sah es jedenfalls nicht so aus, wie man sich die Zentrale einer Fluglinie vorstellte.
Sie trat an einen runden Tisch, der genau so hoch und abweisend wirkte wie das Gebäude von außen. Ein junger Mann mit einem unfreundlichen kantigen Gesicht blickte auf, als er sie kommen sah.
»Tracy Atherton. Ich bin mit Noah Per… Petersen verabredet.«
»Pass und Führerschein.« Er streckte die Hand aus.
Sie erwartete, dass er ihre Papiere überprüfen und wieder zurückgeben würde, doch stattdessen sagte er: »Die bekommen Sie wieder, wenn Sie gehen.«
Sie zögerte einen Augenblick – es war ein Gefühl, als hätte man sie aufgefordert, den Schlüssel ihrer Wohnung in London abzugeben. Sie wollte protestieren, doch der Mann mit dem unfreundlichen Gesicht hatte bereits den Telefonhörer in der Hand. Als er auflegte, änderte sich sein Benehmen. »Mr. Petersen kommt sofort herunter, um Sie zu empfangen, Miss Atherton«, sagte er mit einem Lächeln. »Machen Sie es sich doch solange bequem. Sie finden Tee, Kaffee und Kekse auf dem Sideboard dort drüben. Und wenn Sie noch etwas brauchen, sagen Sie es bitte.«
Sie verwickelte den Mann in ein Gespräch, bei dem eigentlich nur sie sprach – völlig belangloses Zeug, einfach nur, um ihn abzulenken. Dabei studierte sie ihre Umgebung, die etwas Ehrfurchtgebietendes ausstrahlte, wie eine Kirche. Aber die Architektur diente in diesem Fall nicht der Verehrung Gottes – nein, hier wurde vielmehr die Macht des Geldes vergöttert, die sich in dem ungeheuren finanziellen Aufwand ausdrückte, der hier betrieben worden war.
»Miss Atherton.«
Sie drehte sich um und sah einen dünnen Mann, der trotz seiner scharfgeschnittenen Gesichtszüge recht ansprechend aussah. Er hatte grau meliertes Haar und ein freundliches Auftreten.
»Noah Petersen.« Er lächelte einnehmend und streckte ihr die Hand entgegen. Sie fühlte sich fest und trocken an. »Für mich ist Pünktlichkeit eine sehr wichtige Eigenschaft.« Er hob eine Hand, um sie aufzufordern, mit ihm dorthin zurückzugehen, wo er hergekommen war. »Es sagt viel darüber aus, ob jemand einen geordneten Verstand hat.«
Er steckte eine Schlüsselkarte in einen
Weitere Kostenlose Bücher