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Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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fügte mit einem dünnen Lächeln hinzu: »Mach dir keine Sorgen, Kumpel. In einem Monat oder zwei geht’s dir wieder blendend.«
    Ein Monat oder zwei. Während Bourne dem sintflutartigen Regen lauschte, streckte er die Hand aus, um das Doppel-Ikat-Tuch zu berühren, das neben seinem Bett hing, und fühlte sich augenblicklich ruhiger. Er erinnerte sich an die langen Wochen, die er in der Praxis des Doktors auf Bali hatte bleiben müssen, sowohl aus gesundheitlichen als auch aus Sicherheitsgründen. Nach der zweiten Operation musste er erst einmal für einige Wochen froh sein, dass er überhaupt aufrecht sitzen konnte. In dieser zähen Zeit entdeckte Bourne Firths Geheimnis: Er war ein schwerer Alkoholiker. Man konnte sich überhaupt nur dann darauf verlassen, dass er völlig nüchtern war, wenn er einen Patienten auf dem Operationstisch liegen hatte. Als Chirurg war er wirklich gut; wenn er aber nicht operierte, roch er meistens nach Arak, dem balinesischen Palmenschnaps. Der war so stark, dass Firth ihn auch benutzte, um das Operationszimmer zu desinfizieren, wenn er einmal vergaß, reinen Alkohol nachzubestellen. So enträtselte Bourne das Geheimnis, warum der Doktor fernab der Welt seinem Beruf nachging: Sie hatten ihn in jedem Krankenhaus in Westaustralien gefeuert.
    Bournes Aufmerksamkeit richtete sich wieder nach außen, als der Doktor in den Raum eintrat, der seiner Praxis gegenüberlag.
    »Doc«, sagte er und setzte sich im Bett auf. »Warum bist du mitten in der Nacht auf?«
    Der Arzt ging zu dem Korbsessel an der Wand. Er hinkte ein wenig, weil er ein kürzeres Bein hatte. »Ich mag’s nicht, wenn es donnert und blitzt«, sagte er und ließ sich in den Sessel sinken.
    »Du bist wie ein Kind.«
    »In mancher Hinsicht ja«, räumte Firth ein. »Aber im Gegensatz zu vielen Typen, die mir in der schlechten alten Zeit begegnet sind, kann ich’s zugeben.«
    Bourne schaltete die Nachttischlampe an, und ein kühler Lichtkegel legte sich über das Bett und den Fußboden. Als das Donnergrollen näher kam, beugte sich Firth ins Licht vor, wie um Schutz zu suchen. Er hatte eine Flasche Arak in der Hand.
    »Dein treuer Gefährte«, bemerkte Bourne.
    Der Doktor zuckte zusammen. »Heute hilft auch noch so viel Schnaps nicht.«
    Bourne streckte die Hand aus, und Firth reichte ihm die Flasche. Er wartete, bis Bourne einen Schluck genommen hatte, dann nahm er die Flasche zurück. Er lehnte sich zwar in seinem Stuhl zurück, war aber alles andere als entspannt. Ein Donnerschlag krachte über ihnen, und plötzlich schlug der Regen wie aus einer Schrotflinte gegen das Strohdach. Firth zuckte erneut zusammen, doch er nahm keinen Schluck zur Beruhigung. Offenbar gab es selbst für ihn eine Grenze.
    »Ich hoffe, ich kann dich überreden, dass du dein Training ein wenig bremst.«
    »Warum sollte ich?«, fragte Bourne.
    »Weil Willard dich zu sehr antreibt.« Firth leckte sich über die Lippen, so als verlangte sein Körper nach mehr Alkohol.
    »Das ist sein Job.«
    »Mag sein, aber er ist nicht dein Arzt. Er hat dich nicht auseinandergenommen und wieder zusammengeflickt.« Er stellte die Flasche schließlich zwischen seine Füße. »Außerdem macht mir der Kerl eine Scheißangst.«
    »Dir macht doch alles Angst«, erwiderte Bourne nachsichtig.
    »Nicht alles, nein.« Der Doktor wartete, bis ein Donnerschlag verklungen war. »Ein zerfetzter Körper zum Beispiel macht mir keine Angst.«
    »Weil dir ein zerfetzter Körper nichts tun kann«, erwiderte Bourne.
    Firth lächelte schmerzlich. »Du hast nie meine Alpträume gehabt.«
    »Das stimmt.« Bourne sah sich wieder im Dreck von Tenganan in seinem Blut liegen. »Ich hab meine eigenen.«
    Eine ganze Weile sprach keiner ein Wort. Dann stell te Bourne eine Frage, doch als nur noch ein kurzes Schnarchen als Antwort kam, legte er sich in seinem Bett zurück, schloss die Augen und zwang sich, ebenfalls ein wenig zu schlafen. Bevor ihn das sanfte Licht des neuen Tages weckte, war er erneut unfreiwillig nach Tenganan zurückgekehrt, wo sich Moiras Zimt- und Moschusduft mit dem Geruch seines eigenen Blutes vermischte.
    »Gefällt es dir?«, fragte Moira und hielt das Tuch hoch, das in den Farben der Götter Brahma, Vishnu und Shiva gewoben war: Blau, Rot und Gelb. Das komplexe Muster zeigte ineinander verschlungene Blüten, vielleicht Frangipani. Weil nur natürliche Farben verwendet wurden, manche auf Wasser-, andere auf Ölbasis, dauerte es eineinhalb bis zwei Jahre, bis das Garn fertig

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