Die Bourne Intrige
sprechen fließend ägyptisches Arabisch?«
»Die Ägypter sprechen verdammt gut Englisch, vielen Dank«, gab Halliday brüsk zurück.
»Nicht untereinander.« So wie der Verteidigungsminister es vor ihr gemacht hatte, wandte sich Veronica Hart direkt an den Präsidenten. »Sir, es ist wichtig – nein, absolut notwendig –, dass das Team möglichst viele Informationen über die Ägypter bekommt, insbesondere über die Leute vom Mukhabarat, denn was Minister Halliday über diese Organisation gesagt hat, ist absolut richtig. Dieses Wissen könnte sich als entscheidend erweisen.«
Der Präsident überlegte nur einen kurzen Augenblick, dann nickte er. »Director, Ihr Vorschlag macht Sinn, wir machen es so, wie Sie sagen. Verständigen Sie Director Moore unverzüglich.«
Die CI-Direktorin lächelte und beschloss, ihren Vorteil zu nutzen. »Sie hätte bestimmt ein paar Leute …«
Der Präsident nickte sofort. »Alles, was sie braucht. Wir können uns jetzt keine halben Sachen leisten.«
Veronica Hart sah Halliday an, der ihr einen giftigen Blick zuwarf, den sie lächelnd erwiderte, während die Sitzung unterbrochen wurde.
Sie verließ den Westflügel rasch, um eine weitere scharfe Auseinandersetzung mit dem Verteidigungsminister zu vermeiden, und fuhr sofort zur CI-Zentrale zurück, wo sie Soraya Moore in ihr Büro rief.
Abdulla Khoury war auf dem Weg vom Starnberger See zur Zentrale der Östlichen Bruderschaft, etwa fünfzehn Kilometer entfernt. Hinter ihm glitzerten die schneebedeckten Alpen und das eisblaue Wasser des Sees – des viertgrößten Sees von Deutschland. Schnittige Boote glitten unter bunten Segeln übers Wasser, hier und da glänzte eine Motorjacht in der Sonne. In Khourys Leben war kein Platz für so banale Vergnügungen wie Segeln, und das nicht erst, seit er zum Oberhaupt der Östlichen Bruderschaft aufgestiegen war. Sein Leben hatte eine entscheidende Wendung genommen, als er im Alter von sieben Jahren seine Berufung zum Gesandten Allahs auf Erden entdeckte. Er hatte seine Berufung lange Zeit für sich behalten, weil er spürte, dass ihm niemand glauben würde, am wenigsten sein Vater, der seine Kinder noch schlechter behandelte als seine Frau.
Khoury war mit der Geduld einer Schildkröte gesegnet. Schon als Kind war es ihm nicht schwergefallen, stets die richtige Gelegenheit abzuwarten, um eine Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. Sein Vater und seine Lehrer betrachteten seine ungewöhnliche Gelassenheit als ein Zeichen von Dummheit; nur ein Lehrer erkannte in dem Jungen den göttlichen Funken, den Allah ihm mitgegeben hatte. Von diesem Moment an änderte sich Khourys Leben. Er ging oft nach der Schule zu diesem Lehrer nach Hause, um mehr zu lernen. Der Mann lebte allein und nahm Khoury als seinen Schützling und persönlichen Schüler an.
Sobald er erwachsen wurde, trat er der Östlichen Bruderschaft bei und stieg geduldig in der Hierarchie auf. Er tat das auf seine charakteristische Weise, indem er die Spreu vom Weizen trennte. Der Weizen, das waren für ihn diejenigen in der Organisation, die seine strenge Auslegung des Islam teilten. Er war es, der ihnen den Gedanken nahebrachte, dass sie von innen für eine radikale Veränderung kämpfen mussten. Von seiner ganzen Persönlichkeit her war er bestens geeignet, die bestehende Ordnung zu unterwandern und sie durch seine eigene zu ersetzen. Und das tat er beharrlich, aber so vorsichtig, dass es Semjon Ikupow und Asher Sever nicht mitbekamen, denn sie waren Männer, mit denen man sich besser nicht anlegte, solange man nicht genügend Trümpfe in der Hand hielt. Und er war gerade dabei, solche Trümpfe zu sammeln, als die beiden Männer getötet wurden und damit ein beängstigend großes Machtvakuum hinterließen.
Doch Abdulla Khoury war bereit. Während die Östliche Bruderschaft noch unter Schock stand, übernahm er die Kontrolle über die Organisation. Er wandte Ikupows Strategie an und brachte seine Landsleute schnell in alle Schlüsselpositionen, um sein Manöver auch langfristig abzusichern. Die Wagenkolonne kam zum ersten von drei Zwischenstopps, die er einlegte, bevor er in seine Zentrale zurückkehrte. Er musste seinen Stellvertretern für den Nahen und Mittleren Osten und für Afrika von den jüngsten Entwicklungen im Iran berichten.
Während ihn die Wagenkolonne von einer Besprechung zur nächsten brachte, musste er an den jüngsten Anschlag von Leonid Arkadin denken. Er hatte schon früher mit Männern wie Arkadin zu tun
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