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Die Bourne Intrige

Die Bourne Intrige

Titel: Die Bourne Intrige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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während David Webb durch bleibenden Gedächtnisverlust erschüttert war, handelte es sich bei Jason Bourne ohnehin nur um eine Identität, die Alex Conklin in seinem Treadstone-Programm für ihn geschaffen hatte.
    War Bourne immer noch ein Produkt von Conklins Forschungsarbeit und Ausbildung? War er tatsächlich heute ein anderer Mensch und nicht mehr der, als der er sein Leben begonnen hatte? Das waren die Fragen, die ihn in seinem Innersten beschäftigten. Seine Zukunft und sein Zusammenleben mit den Menschen, die ihm wichtig waren oder die er sogar liebte, hingen von der Antwort auf diese Fragen ab.
    Der Priester war mit der Zeremonie fertig und stellte die Schüssel in eine Nische, als Bourne plötzlich das dringende Bedürfnis verspürte, von dem heiligen Wasser gereinigt zu werden.
    Er kniete sich hinter den Balinesen, schloss die Augen und ließ die Worte des Priesters auf sich wirken, bis die Grenzen der Zeit für ihn aufgehoben waren. Er hatte sich noch nie befreit gefühlt, weder von der Bourne-Identität, die er von Alex Conklin bekommen hatte, noch von der quälenden Unvollkommenheit des Menschen, den er als David Webb kannte. Wer war Webb überhaupt? Tatsache war, dass er es nicht wusste – oder genauer gesagt, dass er sich nicht erinnern konnte. Gewiss, einzelne Bruchstücke waren von Psychologen zusammengesetzt worden, und es kam immer wieder vor, dass irgendein Detail explosionsartig aus den Tiefen seines Unterbewusstseins hervorbrach. Dennoch war er der Wahrheit über seine Vergangenheit um nichts näher gekommen – §und es war von einer gewissen Ironie, vielleicht sogar von einer gewissen Tragik, dass er manchmal das Gefühl hatte, Bourne viel besser zu verstehen, als er Webb verstand. Bei Bourne wusste er wenigstens, was ihn antrieb, während ihm Webbs Motive ein absolutes Rätsel waren. Sein Versuch, Webbs Laufbahn als Universitätsprofessor wiederaufzunehmen, war gescheitert, und so hatte er beschlossen, sich von Webb zu lösen. Doch hier auf Bali war ihm plötzlich bewusst geworden, dass er im Begriff war, sich auch von der Bourne-Identität zu lösen, die ihm so vertraut geworden war. Er dachte an die Balinesen, die ihm hier begegnet waren – Suparwita, die Familie, die das Warung in den Bergen betrieb, dieser Priester hier, den er gar nicht kannte, dessen Worte ihn aber in ein starkes weißes Licht zu hüllen schienen –, und dann verglich er diese Menschen mit jenen aus der westlichen Welt, Firth und Willard. Die Balinesen standen im Kontakt mit den Geistern des Landes, sie sahen Gut und Böse und handelten dementsprechend. Es gab nichts, was sie von der Natur trennte, während Firth und Willard Wesen aus einer Zivilisation waren, die von Betrug, Neid und Gier geprägt war. Dieser Gegensatz hatte sein Inneres geöffnet wie nichts zuvor. Wollte er so wie Willard sein oder wie Suparwita? War es ein Zufall, dass die Balinesen es nicht zuließen, dass ihre Kinder in den ersten drei Lebensmonaten den Boden berührten – und dass er jetzt exakt so lange hier auf Bali war?
    In seiner beschränkten Erinnerung war es das erste Mal, dass er, losgelöst von allen und allem, was er kannte, in sein Inneres zu blicken vermochte – und was er da sah, war jemand, den er nicht kannte. Es war nicht Webb und nicht Bourne. Es war, als wäre Webb nichts als ein Traum oder eine weitere Identität, die ihm von außen gegeben worden war, so wie die des Jason Bourne.
    Wie er da vor der Fledermaushöhle kniete, während sich ihre Tausende Bewohner unruhig regten und der Priester mit seinen Worten das leuchtende Sonnenlicht über der Insel in ein Gebet verwandelte, betrachtete er die unwirkliche Landschaft seiner eigenen Seele. Was er sah, war ein düsterer Ort, der ihm vorkam wie eine verlassene Stadt eine Stunde vor Tagesanbruch oder wie ein einsamer Strand eine Stunde nach Sonnenuntergang, ein Ort, der ihm keinen festen Boden unter den Füßen bot. Und während er durch dieses unbekannte Land streifte, fragte er sich nur eins:
    Wer bin ich?

Fünf
    Das gemeinsame Spurensicherungsteam der National Security Agency und der Homeland Security traf in Kairo ein und wurde zur Bestürzung aller außer Soraya von einer Eliteeinheit des ägyptischen Geheimdienstes empfangen. Die Mitglieder des Teams wurden samt Gepäck in Militärfahrzeuge verfrachtet und durch die glühende Hitze und das Verkehrschaos von Kairo chauffiert. Mürrisch und schweigend fuhren sie in der Wagenkolonne in südwestlicher Richtung aus der

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