Die Bourne Intrige
drohte. »Das kann mich meinen Job kosten«, sagte er.
»Keine Angst. Meine Freunde sorgen dafür, dass Ihnen nichts passiert.« Ihre Augen wanderten über jeden Zentimeter des blutüberströmten Toten. »Niemand kann so etwas überleben.«
»Was suchen Sie denn?«
»Ich weiß nicht genau, seine Jacke …«
Dave griff hinunter und zog etwas aus dem Wrack. »Meinen Sie die hier?«
Moiras Herz begann schneller zu schlagen. Es war Jays saphirblaue Wildlederjacke, die wie durch ein Wunder heil geblieben war, bis auf ein paar Brandflecken an den Ärmeln. Sie roch nach Rauch und verbranntem Rasierwasser.
»Ob Sie’s glauben oder nicht – so was kommt immer wieder vor«, sagte Dave. Er hatte sich absichtlich zwischen Moira und die beiden Polizisten gestellt, die nun an Earl vorbeigingen, nachdem sie sich genug von seinem medizinischen Kauderwelsch angehört hatten. »Wir finden alle möglichen Sachen – Brieftaschen, Schlüssel, Baseballmützen, Kondome – in tadellosem Zustand, obwohl das Auto, aus dem sie geschleudert wurden, nur noch ein Schrotthaufen ist.«
Moira hörte ihm nur noch mit einem Ohr zu, während sie mit flinken Fingern die Außen- und Innentaschen durchsuchte. Tabletten gegen Sodbrennen, zwei Gummibänder, eine Büroklammer. In den Innentaschen fanden sich keine Brieftasche und kein Ausweis, was durchaus normal war. Wenn ein Mitarbeiter der Firma Ärger bekam oder Unterstützung brauchte, rief er einfach an. Er hatte wohl Geld bei sich, das aber verbrannt war. Immerhin fand sie sein Handy und steckte es ein, als Dave aufstand, um den Cops entgegenzugehen.
Sie wollte schon aufgeben, als ihr ein loser Faden an einer Naht der Jacke auffiel. Als sie daran zog, ging ein kleines Loch auf, aus dem sie einen Zwei-Gigabyte-Speicherstick zog. Als sie schwere Schritte hinter sich kommen hörte, machte sie das Kreuzzeichen über Jay und stand, von Daves starker Hand am Ellbogen gestützt, auf, um sich der lästigen Befragung durch die Bullen zu stellen.
Diese erwies sich als genauso unsinnig und ermüdend, wie sie es erwartet hatte, aber wenigstens blieb ihr ein kleiner Triumph am Ende, denn bevor sie ihr dieselben Fragen zum dritten Mal stellen konnten, zog sie ihren Federal-Securities-Act-Ausweis heraus, und das brachte sie zum Schweigen. Dave und Earl mussten sich sehr zurückhalten, um ihnen nicht in ihre roten Gesichter zu lachen.
»Wegen dieses Verkehrspolizisten«, sagte Moira. »Ich muss wissen, wer er war. Ich habe Ihnen schon zweimal gesagt, auch wenn Sie’s mir nicht glauben, dass er in das Fahrerfenster geschossen hat.«
»Und Sie sagen, Mr. Weston hat für Sie gearbeitet?«, fragte der größere der beiden Cops, auf dessen Dienstmarke der Name Severin stand.
Als sie Ja sagte, nickte er seinem Partner zu, der beiseitetrat, um mit seinem Handy zu telefonieren.
»Was haben Sie bei der Leiche gemacht?«, fragte Severin. Vielleicht wollte er nur die Zeit überbrücken, denn er hatte gesehen, was sie tat, und sie auch schon zweimal danach gefragt.
»Ich hab für meinen Freund gebetet.«
Severin runzelte die Stirn, doch er nickte, vielleicht um sein Beileid auszudrücken. Dann deutete er mit dem Kopf auf Dave und Earl. »Diese Typen hätten Sie nie zu Ihrem Freund lassen dürfen. Das ist ein Tatort, der untersucht werden muss.«
»Das hab ich schon verstanden.«
Sein Stirnrunzeln wurde noch tiefer, doch es war unmöglich zu sagen, was in seinem Kopf vorging, bis sein Partner schließlich zurückkam.
»Na, das ist ja ein Hammer«, sagte er spöttisch. »In der fraglichen Zeit war kein Motorradpolizist in dieser Gegend unterwegs.«
»Verdammt, das kann nicht stimmen.«
Moira klappte ihr Handy auf, doch bevor sie einen Anruf machen konnte, traten zwei Männer zu ihnen. Sie trugen identische dunkle Anzüge, doch sie hatten die militärische Haltung von NSA -Agenten. Moira wusste sofort, dass das nichts Gutes bedeutete, als sie den Cops ihre Ausweise zeigten.
»Wir übernehmen die Sache, Jungs«, sagte der eine dunkle Anzug, während sein Partner die beiden Cops kühl anstarrte.
Als sich die Polizisten zurückzogen, griff der erste dunkle Anzug mit der Geschicklichkeit eines professionellen Taschendiebs in Moiras Tasche. »Ich nehme das an mich, Miss Trevor«, sagte er und hielt Jays Handy zwischen seinen plumpen Fingern.
Moira wollte es ihm entreißen, doch er zog es an sich, so dass sie nicht mehr herankam.
»Hey, das ist Eigentum meiner Firma.«
»Sorry«, erwiderte der dunkle Anzug,
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