Die Bourne Intrige
so wie im Iran, es war dünn besiedelt, und die Leute kannten ihn, weil er hier mehr als ein Dutzend Aufträge für Dimitri Maslow und Semjon Ikupow erledigt hatte; es war darum gegangen, halbautomatische Gewehre, Granaten, Raketenwerfer und andere Waffen an armenische Gruppen zu liefern, die einen Guerillakrieg gegen die Regierung von Aserbaidschan führten, so wie sie es einst gegen die Sowjets getan hatten. Für die Waffen bekam Arkadin Morphium von außerordentlich hoher Qualität, das er auf dem Landweg in die Hafenstadt Baku transportierte, wo es auf ein Handelsschiff verladen wurde und über das Kaspische Meer nach Russland gelangte.
Alles in allem war Bergkarabach der denkbar sicherste Ort für Arkadins Pläne. Hier war er mit seinen Männern ungestört, und die Einheimischen würden sie mit ihrem Leben beschützen. Ohne die Waffen, die er und die Leute, für die er arbeitete, ihnen geliefert hatten, wären sie ausgelöscht worden wie Ungeziefer. Schon zur Zeit des Römischen Reiches hatten sich hier, zwischen den Flüssen Kura und Arax, Armenier angesiedelt und seither hier gelebt. Arkadin verstand ihren glühenden Heimatstolz, weshalb er beschlossen hatte, hier seinen Handel aufzuziehen. Es war auch politisch ein schlauer Schachzug. Nachdem die Waffen, die er an die Armenier verkaufte, mithalfen, das Land zu destabilisieren und es damit zurück in den Einflussbereich von Moskau zu treiben, war der Kreml gern bereit, den Handel zu tolerieren.
Jetzt würde er hier seine Kampftruppe ausbilden.
Es war kein Wunder, dass ihn die Einheimischen bei seiner Ankunft wie einen Helden begrüßten.
Es war aber nicht so, dass diese Rückkehr nur angenehme Gefühle in ihm ausgelöst hätte; nichts in Arkadins Leben war so einfach. Jedenfalls fühlte er sich in dem Moment, als er nach Bergkarabach kam, als wäre er in seine Geburtsstadt Nischni Tagil zurückgeworfen worden.
Das Lager war exakt nach seinen Anweisungen errichtet worden: Zehn Zelte aus Tarnmaterial umgaben einen großen ovalen Platz. Auf der Ostseite lag die Landebahn. Dort stand ein Frachtflugzeug der Air Africa Transport. Die Zelte boten ein Bild, das er nicht vorhergesehen hatte; sie erinnerten ihn an die Hochsicherheitsgefängnisse rund um Nischni Tagil, die Stadt, in der er aufgewachsen war, wenn man das Zusammenleben mit zwei Psychotikern als Eltern aufwachsen nennen konnte.
Aber die Erinnerung war nun einmal eine sehr komplexe Sache. Zwanzig Minuten nach seiner Ankunft trat er in das Zelt, das als sein Kommandoposten eingerichtet war, und inspizierte die imposante Waffensammlung, die er hierher hatte liefern lassen: AK-47- Gewehre, AR15- Bushmaster-Sturmgewehre, M2A1-7- Flammenwerfer, panzerbrechende Granaten, FIM-92 Stinger-Luftabwehrraketen, die von der Schulter aus abgefeuert wurden, mobile Haubitzen und schließlich als zentrales Element drei AH-64 Apache-Hubschrauber, bewaffnet mit AGM-114 Hellfire-Raketen mit Uransprengköpfen, die, so wurde ihm versichert, selbst die stärksten Panzerfahrzeuge überwinden konnten.
Mit einem Tarnanzug bekleidet und mit einem Metallschlagstock und einem amerikanischen .45er Colt bewaffnet, die er links und rechts an der Hüfte trug, trat Arkadin aus dem größten Zelt hervor und sah sich Dimitri Maslow gegenüber, dem Chef der Kazanskaja, der mächtigsten Mafiaorganisation in Moskau. Maslow sah aus wie ein Schläger, dessen Gedanken sich nur darum drehten, wie er seinen Gegner gleich auseinandernehmen würde. Seine Hände waren groß und dick und sahen aus, als könnten sie allem und jedem den Hals umdrehen. Seine muskulösen Beine endeten in auffallend zierlichen Füßen, die aussahen, als wären sie von einem viel kleineren Körper verpflanzt worden. Er hatte sich die Haare wachsen lassen, seit Arkadin ihn zum letzten Mal gesehen hatte, und in seinem leichten Tarnanzug hatte er etwas von dem revolutionären Flair eines Che Guevara.
»Leonid Danilowitsch«, sagte Maslow mit falscher Herzlichkeit, »wie ich sehe, hast du keine Zeit vergeudet, um unser Kriegsmaterial zu nutzen. Gut, es hat auch ein verdammtes Vermögen gekostet.«
Maslow wurde von zwei stiernackigen Leibwächtern begleitet, deren Tarnanzüge schweißnass waren; sie fühlten sich in diesem heißen Klima sichtlich unwohl.
Arkadin beäugte das Mafiaoberhaupt mit einer Art unpersönlichem Misstrauen. Seit er die Kazanskaja verlassen hatte, um ausschließlich für Ikupow zu arbeiten, wusste er nicht, wie er mit dem Mann dran war. Dass sie jetzt
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