Die Bourne Intrige
machte sich auf die Suche nach Leonid Danilowitsch Arkadin.
Tracy Atherton und Alonzo Pecunia Zuñiga standen um Punkt drei Uhr nachmittags vor Don Fernando Herreras Haus, im strahlenden Sonnenschein unter einem wolkenlosen Himmel.
Mit seinem Kinnbart und seiner neuen Frisur hatte Bourne sich auch noch die nötigen Kleider besorgt, wie sie für einen honorigen Professor aus Madrid passend waren. Zuletzt suchten sie noch einen Optiker auf, wo er Kontaktlinsen in der Augenfarbe des Professors kaufte.
Herrera lebte im Santa-Cruz-Viertel von Sevilla in einem schönen, weiß und gelb gestrichenen zweistöckigen Haus, dessen obere Fenster mit prächtigen schmiedeeisernen Balkonen versehen waren. Seine Fassade bildete eine Seite eines kleinen Platzes mit einem alten Achteckbrunnen in der Mitte. An den übrigen drei Seiten befanden sich kleine Bekleidungsgeschäfte und Geschirrläden, deren hübsche Fassaden im Schatten von Palmen und Orangenbäumen lagen.
Sie klopften an, und ein gut gekleideter junger Mann öffnete ihnen die Tür und führte sie, als Tracy ihm ihre Namen nannte, in eine von Holz und Marmor beherrschte Eingangshalle. Auf einem blankpolierten Holztisch stand eine hohe Porzellanvase mit frischen weißen und gelben Blumen, und eine silberne Obstschale auf einem Sideboard quoll über vor duftenden Orangen.
Eine sanfte Melodie erklang aus einer offenen Tür gegenüber. Sie gab den Blick frei auf einen traditionellen Salon mit hohen Bücherregalen aus Ebenholz, auf die das Sonnenlicht durch eine Reihe von Verandatüren fiel, die auf einen Innenhof hinausführten. Eingerichtet war der Raum mit einem eleganten Sekretär, zwei dazu passenden Sofas aus zimtfarbenem Leder und einem Sideboard mit fünf Orchideen, die sich dem Betrachter präsentierten wie fünf Mädchen auf einem Schönheitswettbewerb. Beherrscht wurde der Salon jedoch von einem alten klavierähnlichen Instrument, einem Spinett, an dem ein großer Mann mit üppigem weißem Haar saß, das er glatt aus der breiten Stirn gekämmt trug. Sein Körper war leicht nach vorn gebeugt wie in hoher Konzentration, und er hatte sich einen Bleistift zwischen die Zähne geklemmt, so dass es aussah, als litte er Schmerzen. In Wahrheit komponierte er gerade ein Lied mit einer etwas schwülstigen Melodie, die an alte iberische Virtuosen und traditionelle Flamenco-Melodien erinnerte.
Als sie eintraten, blickte er auf. Don Herrera hatte auffallend blaue, leicht hervortretende Augen, so dass er ein bisschen wie eine Gottesanbeterin aussah. Er hatte eine dunkle wettergegerbte Haut, die verriet, dass er sich viel im Freien aufhielt. Sein Körper war schlank und so flach, dass seine ganze Gestalt fast zweidimensional wirkte. Man sah ihm die Jahre an, die er auf kolumbianischen Ölfeldern verbracht hatte.
Er erhob sich, nahm den Bleistift aus dem Mund und lächelte freundlich. »Ah, meine werten Gäste, was für eine Freude.« Er begrüßte Tracy mit einem Handkuss und schüttelte Bourne die Hand. »Gnädige Frau, Professor – es ist mir eine Ehre, Sie in meinem Haus begrüßen zu dürfen.« Er zeigte auf eines der beiden Ledersofas. »Bitte, machen Sie es sich bequem.« Er trug ein weißes Hemd mit offenem Kragen unter einem makellosen cremefarbenen Anzug aus leichter Seide, die so weich wie die Wange eines Babys aussah. »Darf ich Ihnen einen Sherry anbieten, oder vielleicht etwas Stärkeres?«
»Sherry und etwas Garrotxa vielleicht, wenn Sie welchen dahaben«, antwortete Bourne, ganz in seine Rolle vertieft.
»Eine exzellente Idee«, verkündete Herrera und rief den jungen Mann, um den Wunsch weiterzugeben. Er hob schelmisch drohend seinen langen Zeigefinger. »Ihr Geschmack gefällt mir, Professor.«
Bourne lächelte, während Tracy sich nicht anmerken ließ, wie amüsiert sie war.
Der junge Mann kam mit einem Silbertablett herein; darauf standen eine Kristallkaraffe mit Sherry, drei dazu passende Kristallgläser, außerdem ein Teller mit dem gewünschten Ziegenkäse, Crackern und einem orangefarbenen Quittengelee. Er stellte das Tablett auf den langen Tisch und verschwand so lautlos, wie er gekommen war.
Ihr Gastgeber schenkte ihnen Sherry ein und reichte ihnen die Gläser. Herrera erhob sein Glas, und sie machten es ebenso.
»Auf den Forschungsdrang und was es alles auf der Welt zu entdecken gibt.« Don Herrera trank seinen Sherry, und Bourne und Tracy kosteten ebenfalls davon. Während sie Käse und Quittengelee aßen, sagte der Hausherr: »Also, ich würde
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