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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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sogar recht.
    Während er auf dem Fußboden kniete, Bürste und Scheuerlappen in der Hand, schüttelte Alanus entmutigt den Kopf. Von hier zu entwischen war unmöglich, unter anderem, weil die Latrine keine Fenster und nur einen Zugang besaß. Und der war natürlich blockiert, wie die Stimme von Gozbert, der ihn unvermutet angesprochen hatte, bewies. Und wo Gozbert war, waren sein Alter Ego Diepold und deren Herr und Meister Billung nicht weit.
    Und so war es dann auch. Während sich die Tür der Latrine schloss, hallte das Geräusch von Billungs Steifenabsätzen auf den Steinfliesen wider. Klack, klack, klack. Pause. Klack, klack, klack. Und das Ganze wieder von vorn. Allein an seinem Gang konnte Alanus seinen Erzrivalen, der als Einziger Schaftstiefel trug, erkennen. Gozbert und Diepold hatten für gewöhnlich Schnabelschuhe an. Selbstverständlich aus Wildleder. Um sie dem jeweiligen Besitzer zuzuordnen, brauchte er nicht einmal den Kopf zu heben. Ein Blick aus dem Augenwinkel genügte vollauf.
    Mit dem üblichen Vorgeplänkel war es jedoch alsbald vorbei. »Täusche ich mich – oder haben wir dich gewarnt?«, flüsterte Billung, stützte den Ellbogen auf den Handrü­cken und ließ den Zeigefinger über die Unterlippe gleiten. Im gleichen Moment rastete der Türriegel ein, die Lektion konnte also beginnen.
    Alanus nahm das alles kaum wahr. Hier drinnen, noch dazu allein, war er verloren, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand etwas mitbekommen würde, äußerst gering. Hinzu kam die Apathie, die ihn im Angesicht seiner drei Peiniger befiel. Alanus legte den Putzlappen beiseite, holte Luft und ließ den Kopf nach vorn sacken. Auf einmal war ihm alles egal, seine Profess, die Klosterschule und was dereinst aus ihm werden würde. Er war nur noch von einem Wunsch beseelt, nämlich dem, die bevorstehende Tortur möglichst rasch hinter sich zu bringen.
    Dabei hätte er es eigentlich besser wissen müssen.
    »Was ist los, Pfeffersack – hast du etwa die Sprache verloren?«, raunzte Gozbert ihn an und verpasste ihm einen Tritt. »Antworte gefälligst, wenn ich mit dir spreche!«
    »Tut mir den Gefallen und lasst mich in Ruhe«, erwiderte Alanus, reckte den Oberkörper und machte Anstalten, sich zu erheben. »Oder habt ihr nicht Besseres zu tun, als …«
    Der Tritt in die Kniekehle traf ihn mit voller Wucht, und Alanus fiel der Länge nach um. Der Rest seiner Antwort ging im Gelächter unter. So leicht, wie er insgeheim gehofft hatte, würde er nicht davonkommen. Dafür würde Billung von Steinsfurt schon sorgen.
    Alanus hatte sich nicht getäuscht. Denn kaum machte er den Versuch, wieder auf die Beine zu kommen, waren Gozbert und Diepold bereits über ihm, drückten sein Gesicht nach unten und fesselten ihn. Diepold stieß ihm den Fuß in den Nacken, während Gozbert ihn nach allen Regeln der Kunst knebelte.
    Damit, so stand zu befürchten, war die Prozedur jedoch noch nicht vorbei. Alanus würgte, hechelte und keuchte – vergebens. Der Knebel saß so fest, dass er kaum noch Luft bekam. Erst jetzt verflüchtigte sich seine Apathie, leider zu spät.
    »Wolltest du etwas sagen?«, spie Billung hohntriefend hervor, bedeutete Diepold, beiseitezutreten und blieb unmittelbar vor dem Gefesselten stehen. »Oder habe ich mich da verhört?«
    Das Gelächter im Ohr, das daraufhin aufbrandete, rang Alanus verzweifelt nach Luft. Vergebens. Gozbert hatte ganze Arbeit geleistet.
    »Na gut – dann eben nicht.« Die Art, wie Billung dies sagte, ließ nichts Gutes erahnen. Zur Freude seiner Kumpane, die ihm sein Opfer bereitwillig überließen, hatte er sich offenbar etwas ganz Besonderes ausgedacht, und während Alanus noch darüber nachsann, war es bereits so weit. Wie aus weiter Ferne drang erneut Gelächter an sein Ohr, begleitet von Hohn, Spott und üblen Zoten.
    Und dann war da wieder Billungs Stimme, ganz anders als bisher. Dies war der Billung, wie Alanus ihn kannte, hasserfüllt, heiser und voller Hohn.
    »Na, wo ist denn der gute Bruder Cyprianus?«, gab er sich nicht mehr die geringste Mühe, mit seiner Rachsucht hinterm Berg zu halten. »Hat dich wohl einfach im Stich gelassen. Macht nichts, bei uns bist du so sicher wie in einer Hure Schoß.«
    Alanus stieg das Blut in den Kopf, und die Worte, die er hervorwürgte, hörten sich wie das Gebrabbel eines Wahnsinnigen an.
    »Mein Wort als Ehrenmann«, fügte Billung, von neuerlichem Gelächter begleitet, hinzu. Dass seine Stimme von hinten kam, nahm Alanus kaum noch wahr.

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