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Die Bräute des Satans

Die Bräute des Satans

Titel: Die Bräute des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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sah den Vestiarius wutentbrannt an. »Von Euch werde ich mir jedenfalls nichts gefallen lassen.«
    »Das sollst du mir büßen«, zischte er, doch bevor er Mechthild zu fassen bekam, war drunten im Hof ein Schrei zu hören. Er bedeutete Mechthilds Rettung. Der Vestiarius, so perplex, dass sein Blick zwischen dem Mädchen und dem Fenster hin und her irrte, verharrte unschlüssig auf der Stelle, wandte sich dann aber von ihr ab und eilte zur Tür.
    »Mein ist die Rache«, flüsterte er, glättete sein Habit und stürmte mit finsterem Blick zur Kammer hinaus.

Mittag
     
    [Klosterkirche, 13:00 h]
     
     
    Worin der Mörder von Bruder Severus von allerlei Visionen heimgesucht wird, diese jedoch nicht zu deuten weiß.
     
    Um diese Zeit, eine gute Viertelstunde vor der Non, war der Chor der Klosterkirche leer, seine Arbeit so gut wie getan. Und so begab er sich auf seinen Platz im Chorgestühl und ließ die Gedanken einfach schweifen.
    Wie immer, wenn er dies tat, vergaß er Zeit und Raum, Schmerz und Pein, Mühsal und Plage. Die alltäglichen Kränkungen verblassten und mit ihnen all das, was ihm widerfahren war. Die Tat, welche er begangen hatte, blieb ihm indes sehr deutlich in Erinnerung, und während er im Dämmerlicht vor sich hin sinnierte, huschte ein zufriedenes Lächeln über sein Gesicht.
    Er mochte etwa drei Vaterunser lang so dagestanden haben, als ihn ein Geräusch, das vom Altar zu ihm herüberdrang, zusammenfahren ließ. Für den Bruchteil einer Sekunde wie erstarrt, fuhr er von seiner Miserikordie empor und lauschte. Da er von seinem Platz im hinteren Teil des Chorgestühls nichts sehen konnte, trat er nach vorn und sah zum Chor hinauf.
    Die Nebelschwaden hatten sich immer noch nicht verzogen, weshalb durch das Maßwerkfenster hinter dem Altar kaum Licht ins Kircheninnere drang. Eine eigentümliche Stille erfüllte den Raum, und hätte er nicht gewusst, dass es Mittag war, wäre er ohne jede Orientierung gewesen. So aber blieb er einfach stehen und sah sich nach allen Seiten um.
    Im Glauben, einer Sinnestäuschung erlegen zu sein, atmete er schließlich auf und machte sich auf den Weg nach draußen. Weit sollte er indes nicht kommen, denn kaum hatte er einen Fuß vor den anderen gesetzt, schreckte ihn das gleiche Geräusch, nur ungleich näher, erneut auf.
    Da war etwas, und was oder wer immer dieses Etwas war, es schien jede seiner Bewegungen mit Argusaugen zu beobachten. Fragt sich nur, ob ich mir das alles nicht einbilde, beruhigte er sich, nahm seinen ganzen Mut zusammen und steuerte auf die Mönchspforte zu.
    Doch er kam nicht weit. Denn plötzlich stieg ihm ein Geruch in die Nase, von dem er nur zu gut wusste, wer ihn verströmte.
    Schwefel. Und so durchdringend, dass jeglicher Zweifel von vornherein ausgeschlossen war.
    Grundsätzlich, sagte ihm sein Instinkt, hatte er nun zwei Möglichkeiten. Nichts wie raus hier oder einfach stehen bleiben, das war die Frage. Er entschied sich für Letzteres, im Glauben, überhaupt so etwas wie eine Wahl zu haben. In Wahrheit hatte er diese nämlich nicht, und das wurde ihm auch alsbald klar. Gegen die Kräfte, die ihn zum Umkehren nötigten, war nämlich kein Kraut gewachsen. Jeglicher Widerstand sinnlos. Da konnte er machen, was er wollte.
    Mit wem er es hier zu tun hatte, war klar, umso mehr, als dass der Geruch mittlerweile unerträglich geworden war. Trotz alledem gab es nichts, das ihn hätte zur Flucht bewegen können, und als er vor der Altarmensa stand, hatte er sich bereits in sein Schicksal ergeben.
    Das Triptychon, welches sich über dem Reliquienschrein erhob, war offen, und wie immer, wenn er der Darstellung von der Beweinung Christi ansichtig wurde, schlug er betreten die Augen nieder. Wann genau er vom rechten Pfad abgekommen war, konnte er beim besten Willen nicht sagen. Auf jeden Fall stellte die Ermordung von Bruder Severus das Ende, nicht etwa den Beginn dieses Weges dar.
    Dachte er wenigstens.
    »Gut gemacht, Fraticellus! [15] «, hörte er plötzlich eine Stimme sagen, und der Schreck fuhr ihm durch sämtliche Glieder. Nicht im Traum wäre ihm eingefallen, sich von der Stelle zu rühren, und alles, wozu er sich durchringen konnte, war, den Blick auf den linken Flügel des Triptychons zu richten. Er tat dies eher zögerlich, obgleich er ahnte, wer da so unvermutet das Wort an ihn richtete.
    Wie nicht anders zu erwarten, trog seine Ahnung nicht. Vor nicht allzu langer Zeit hätte er sich beim Anblick der gehörnten Kreatur, welche auf der

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